Bochum. . Weithin unbemerkt von der Öffentlichkeit werden in der Aral-Forschung in Bochum Kraftstoffe für die ganze Welt entwickelt und verbessert.
Der Eingang an der Querenburger Straße wirkt völlig unscheinbar: Eine Schranke, ein Pförtnerhäuschen, ein paar flache Nutzbauten - eben ein ganz gewöhnlicher Gewerbebetrieb, wie man meinen sollte. Lärm und Gestank dringen ebenfalls nicht nach außen, obwohl dort Motoren bis zu 240 km/h schnell aufheulen und mit Kraftstoffen für die ganze Welt gearbeitet wird.
Auf einer Fläche von 27.000 Quadratmetern ist dort die BP/Aral-Kraftstoffforschung untergebracht, die für das Weltunternehmen von großer Bedeutung ist. 75 Forscher arbeiten dort: Maschinenbau-Ingenieure, Chemiker, Physiker, Chemie- und Kfz-Techniker, Laboranten. Sie kommen aus vieler Herren Länder, außer aus Deutschland etwa aus Nigeria, Venezuela und Russland, und sind absolute Spezialisten. Ihre Hauptaufgaben sind die Entwicklung neuer Kraftstoffe, die dauerhafte Verbesserung bereits vorhandener Produkte und ihre Qualitätskontrolle. Aral spricht von einem „der modernsten und leistungsfähigsten Labore der Welt“.
Kraftstoffe für Oldtimer und Cityflitzer
Fast überall auf dem Gelände herrscht eine Atmosphäre klinischer Sauberkeit und hoher Sicherheitstechniken. Das geht so weit, dass sogar der Benutzer einer Treppe darauf hingewiesen wird, nur eine Stufe auf einmal zu nehmen und den Handlauf des Geländers zu benutzen. Und nach Benzin riecht es in den Gängen auch nicht.
Trotz dieses sterilen Klimas geht es in der Forschungsstation alles andere als emotionslos zu. Schließlich geht es ums Autofahren, eine der ganz großen Leidenschaften der Menschheit. „Wir haben hier schon mal einen Porsche 911 Turbo mit seinem ganzen Können unter die Lupe genommen“, sagt Projektleiter Christian Bomholt im Fahrzeuglabor mit seinen 19 vollautomatischen Prüfständen. Dort wird anhand verschiedener Automobile die Wechselwirkung von Kraftstoffen und Fahrzeugteilen untersucht. Die Motorenwelt mit all ihren technischen und chemischen Raffinessen ist heute derart komplex, dass ein Kraftstoff immer mehr Anforderungen erfüllen muss. Er muss nicht nur kräftig, sparsam und schadstoffarm sein, sondern zum Beispiel auch bestimmte Teile sauber halten und reinigen sowie lange haltbar sein. Und er muss auch für eine immer größere Palette an Fahrzeugen brauchbar und effektiv sein: für den Oldtimer ebenso wie für das moderne Stadtwägelchen oder den Schwerlaster.
In Bochum wurde der „Ultimate“-Kraftstoff entwickelt
Bochum wichtiger Standort für Aral/BP
Die Kraftstoff-Forschung in Bochum, die von Dr. Peter Sauermann geleitet wird, ist der einzige Standort dieser Art von Aral/BP in Deutschland, weltweit gibt es sonst noch drei weitere.
In Bochum laufen alle Aktivitäten zur Kraftstoff-Verarbeitungs- und Vermarktungskette zusammen: Belieferung von Raffinerien mit Rohöl, Produktion, Verkauf usw. Auch die ca. 2500 Aral-Tankstellen in Deutschland werden von Bochum aus gemanagt.
In Bochum wird auf all diesen Feldern geforscht. Hier wurde zum Beispiel der „Aral Ultimate“-Hochleistungskraftstoff mit der hohen Oktanzahl von 102 entwickelt. In speziellen Labors wird auch getestet, wie sich Kraftstoffe bei Temperaturen bis zu minus 35 Grad oder plus 40 Grad Celsius verhalten. Und sogar zwei Fahrroboter mischen dort kräftig mit. Sie heißen Alfred und Lisa und sitzen rund um die Uhr an einem Autosteuer, um Dauerlaufwirkungen auszutesten.
Schon seit fast 90 Jahren werden Kraftstoffe bei Aral in Bochum erforscht. Die Nachfrage wird bleiben: Flüssigkraftstoffe werden noch lange marktbeherrschend sein.