Bochum. 12,6 Millionen Euro Verlust hat die Ablösung der ersten Franken-Kredit-Tranchen verursacht. Umsetzung des Stufenplans hängt von Kursentwicklungab.
Der Blick auf den Kurs des Franken gehört seit Monaten zum Tagesgeschäft der Kämmerei. Schließlich hängt der von ihr ausgearbeitete Rückzahlungsplan in Stufen für zwei in der Schweizer Währung aufgenommene Kredite vom Wechselkurs zwischen Euro und Franken ab.
Die ersten 45 Millionen der insgesamt 221 Millionen Euro Schweizer Franken sind bereits abgelöst – und das mit einem Verlust von gut 12,5 Millionen Euro. Denn gekauft hatte die Stadt die Fremdwährung einst für etwa 1,47 Franken je Euro – ein 45 Millionen-Franken-Paket hat damals etwa 30,6 Millionen Euro gekostet. Abgelöst hat sie die ersten beiden Tranchen nun für 1,04 Franken je Euro, d.h. sie musste dafür 43,2 Millionen Euro aufwenden.
Wie hoch am Ende der Gesamtverlust aus dem Fremdwährungsgeschäft sein wird, ist noch ungewiss. Er hängt ab vom Wechselkurs. Würde die Stadt das momentan verbleibende Paket von knapp 176 Millionen Schweizer Franken zum gestrigen Tageskurs ablösen, der bei 1,08 Franken je Euro lag, müsste sie dafür 163 Millionen Euro aufwenden, gekauft hatte sie einst für 120 Millionen Euro. Die Differenzen: 43 Millionen Euro. Dieses Defizit plus der bereits realisierte Verlust von 12,5 Millionen Euro aus den ersten Rückzahlungen würde unterm Strich ein Defizitgeschäft in Höhe von 55,5 Millionen Euro bedeuten.
Schwierige Prognose
Abzuwarten bleibt, wie sich der Kurs entwickelt. Die nächste Tranche in Höhe von 15 Millionen Schweizer Franken ist am 18. Februar 2016 fällig, weitere folgen im Abstand von drei Monaten. Ablösen wird die Stadt, wenn der Kurs nicht unter 1 Euro je Franken liegt. Zudem hält sie sich in ihrem Stufenplan die Möglichkeit vor, im Falle eines Kurses von mindestens 1,15 Franken je Euro das gesamte Franken-Paket auf einmal abzulösen. Die Prognosen schwanken. Während die Bayrische Landesbank etwa derzeit von 1,07 Franken je Euro im August 2016 ausgeht, erwartet die Nationalbank zum gleichen Zeitpunkt einen Kurs von 0,96 Franken je Euro.
Insgesamt hatten mehr als 27 Kommunen auf Kredite in Schweizer Franken gesetzt, um von Zinsvorteilen profitieren zu können. Bochum hatte mit seinen 221 Millionen Euro Schweizer Franken das zweitgrößte Paket hinter Essen (450 Millionen) und vor Dorsten (124 Millionen) und Gladbeck (85 Millionen) abgeschlossen.
Der Umgang mit den Krediten, die sich durch die erst allmähliche und dann Anfang 2015 schlagartige Aufwertung des Franken als dickes Minusgeschäft erwiesen hat, ist höchst unterschiedlich. Während Bochum ein schrittweises Ausstiegsszenario mit einem Wechselkurskorridor entwickelt hat, hat Essen sich für ein Ende des Schreckens entschieden und die Kredite mit einem Verlust von insgesamt 90 Millionen Euro bereits komplett abgelöst. Dorsten hat sich derweil entschieden, erst einmal abzuwarten.
Geringes Zinsniveau begünstigt die Kommunen
Der Anteil der Franken-Kredite an den gesamten Kassenkrediten der Stadt belief sich Ende September auf 17,95 Prozent. Zu diesem Zeitpunkt betrug die Höhe der gesamten Kassenkredite, die vergleichbar sind mit den Überziehungskrediten im privaten Bereich und die laufende Ausgaben abdecken sollen, auf knapp 876 Millionen Euro. Der durchschnittlichen Zinssatz dafür war 0,72 Prozent.
Hinzu kommen Kommunalkredite für investive Ausgaben mit in der Regel Laufzeiten von mehr als fünf Jahren. Ende September standen knapp 896 Millionen Euro Kredite zu Buche, deren durchschnittlicher Zinssatz 3,24 Prozent betrug. Die jährlichen Zinsaufwendungen der Stadt für das gesamte Kreditpaket von etwa 1,8 Milliarden Euro beliefen sich, würden Kredithöhe und Zinshöhe für das gesamte Jahre gelten, auf insgesamt 35 Millionen Euro. Tatsächlich weicht es allein wegen der ständig wechselnden Kredithöhe davon ab.
Bei der Kreditaufnahme profitieren die Kommunen vom niedrigen Zinsniveau in den vergangenen Jahren. So lag das durchschnittliche Zinsniveau der Kassenkredite Bochums 2007 noch bei 3,86 Prozent. Bei einem damaligen durchschnittlichen Kassenkreditbestand von 311 Millionen Euro betrug die Zinslast etwa zwölf Millionen Euro. Heute ist das Kassenkreditvolumen dreimal so hoch, die Zinslast hat sich aber halbiert.