Bochum. . Mieterverein sieht kaum kurzfristige Auswirkungen, falls Vonovia und Deutsche Wohnen tatsächlich zusammengehen. VBW setzt auf eigene Stärken.

Die Meldung einer möglichen Übernahme der Nummer zwei durch die Nummer eins von letzter Woche, also der Berliner Deutsche Wohnen durch den Bochumer Branchenprimus Vonovia (Ex-Deutsche Annington), lässt die lokalen Akteure aufhorchen. Zwar befürchtet der Geschäftsführer des Mietervereins, Michael Wenzel, keine schnelle Auswirkung einer solchen Mega-Fusion. Aber: „Langfristig könnte es durchaus zu ,Portfolio-Bereinigungen’ kommen.“ Dahinter verberge sich die Gefahr, so Wenzel, dass eine dann größere Vonovia mit gewaltigen Wohnungsbeständen etwa in Berlin oder dem Rhein-Main-Gebiet möglicherweise zunächst in die Rendite-starke Regionen anderswo investieren könnte.

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Wirklich gravierende Auswirkungen für den lokalen Markt sieht der Mieterverein aber allein schon deshalb nicht, weil die Deutsche Wohnen über keinerlei gravierenden Wohnungsbestände im Ruhrgebiet verfüge. Dafür gibt es in Bochum etwa 7600 Vonovia-Wohnungen in ganz unterschiedlichen Stadtteilen.

Norbert Riffel, Geschäftsführer des mehrheitlich in öffentlicher Hand befindlichen Bochumer Wohnungsunternehmens VBW, rät zur Gelassenheit. Die VBW besitzt rund 15 000 Wohnungen in der Stadt und führt gerade vor, wie sie die Zukunft meistern will. Mit dem Projekt Küppers-Karree etwa, wo Miet- und Eigentumswohnungen in attraktiver Nähe zum Stadtparkviertel entstehen. „Wir investieren gezielt. Unser Geschäftsmodell setzt nicht auf maximale Rendite. Wir haben andere Schwerpunkte“, sagt Riffel. Gleichzeitig zeigt er Verständnis für Vonovia. Der Konzern besitzt übrigens eine Minderheitsbeteiligung bei der VBW. „Ich halte das in der aktuellen Niedrigzinsphase für einen klugen Schachzug“, so Riffel.

Auswirkung auf Bochumer Wohnungsmarkt gering

Mieterverein und VBW sind sich einig, dass die Auswirkungen auf den Bochumer Wohnungsmarkt bei einer Verwirklichung der angepeilten Fusion gering bleiben. Der Verweis auf die Zahlen wirkt erhellend: Bei rund 190 000 Bochumer Haushalten gibt es rund 60 000 Ein- und Zweifamilienhäuser. 40 000 Wohnungen gehören großen Wohnungsunternehmen. Die restlichen rund 90 000 Wohnungen befinden sich im Streubesitz.

Noch ist in Bochum der Markt für Projekte wie vom Bauträger „Formart“ am Graffring (großes Bild), der am Wiesental ein Objekt mit Komfort-Eigentumswohnungen baut, eher begrenzt. Daher schwören lokale Manager wie Norbert Riffel eher auf andere Tugenden. Sie setzen auf Nachbarschaft, Bestandspflege und nachhaltige Investitionen: „Wir haben viele ältere Mieter und nur eine geringe Fluktuation. Das zeigt, dass unser Konzept funktioniert.“ Aber Top-Renditen etwa wie in Düsseldorf seien so natürlich nicht zu erzielen.