Bochum. . Polizeipräsidentin Diana Ewert wechselt zum 1. September nach Arnsberg, wo sie Regierungspräsidentin wird. Die WAZ traf sie in ihrem Büro zum Interview.
Fünf Jahre lang hat Diana Ewert die Bochumer Polizeibehörde geleitet. Zum 1. September wird sie Regierungspräsidentin in Arnsberg. Damit wird sie weiterhin für Bochum zuständig sein. Bevor sich die 54-Jährige am Donnerstag mit einem großen Currywurst-Essen bei ihrer Belegschaft verabschiedete, traf sich Redakteur Bernd Kiesewetter mit ihr in ihrem Büro zum Interview.
Vor fünf Jahren hat Ihnen Ihr Ehemann einen Polizeiporsche als Modell geschenkt. Was gibt’s diesmal?
Diana Ewert: Das wüsste ich gern. Es wird eine Überraschung. Ich werde es am Abend des 1. September erfahren, wenn ich den ersten Arbeitstag hinter mir habe.
Was waren Ihre größten Baustellen hier bei der Polizei?
Ewert: Baustellen würde ich nicht sagen, sondern Herausforderungen. Es waren im Wesentlichen die Herausforderungen, die die Polizei in ganz NRW hat: Im Bereich Kriminalität der Wohnungseinbruch, im Bereich Verkehr die Geschwindigkeit und immer mehr Ablenkung beim Fahren, bei den Kolleginnen und Kollegen auf der Straße die Gewalt gegen Polizisten.
Hat das zugenommen?
Ewert: Gefühlt ja. Und das sind nicht immer nur die großen Gewalttaten, sondern die Respektlosigkeiten, dieses Anspucken, Beleidigen. Das sind Dinge, die den Kolleginnen und Kollegen täglich begegnen.
„Die Polizei kann nie sagen, wir sind zufrieden“
Was waren Ihre Erfolge hier?
Ewert: Wir haben das Ziel, einer der sichersten Polizeibezirke des Landes zu sein. Dieses Ziel ist uns über fünf Jahre gelungen. In ganz NRW zum Beispiel ist die Gefahr, bei einem Unfall verletzt oder sogar getötet zu werden, nirgendwo so gering wie im Bereich Bochum, Witten und Herne. Ich finde, das ist schon herausragend. Im Jahr 2014 hatten wir 3000 registrierte Straftaten weniger als in den Jahren vorher. Und die Gewalt auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen ist in 2014 im dritten Jahr in Folge zurückgegangen. Was auch ein Erfolg ist, mir persönlich sehr wichtig war, ist der Schutz von besonders schutzbedürftigen Menschen, zu denen ich auch Seniorinnen und Senioren zähle, die durch Polizei häufig schlecht erreicht werden können, weil sie sich oft zurückziehen. Wir haben Ehrenamtler dafür gewinnen können, um als Multiplikatoren für die Polizei zu wirken. Das sind Seniorensicherheitsberater, mehr als 60 Menschen. Und die arbeiten sehr erfolgreich.
Und was ist nicht so gut gelaufen?
Ewert: Jede Straftat ist eine zuviel, jeder Verkehrsunfall einer zuviel. Die Polizei kann nie sagen, wir sind zufrieden. Wir müssen immer zusehen, dass wir noch besser werden, dass wir noch mehr Straftaten verhindern, noch mehr Unfälle verhindern, dass wir dem Bürger helfen.
Den Kampf gegen Wohnungseinbrüche hat die Polizei zum Ziel Nr. 1 erklärt. Warum bekommt sie das Problem nicht in den Griff?
Ewert: Das ist ein Problem, das wir in der ganzen Bundesrepublik haben. Bestimmte Erfolge stellen sich erst ein, wenn bestimmte Maßnahmen auch Zeit haben zu wirken. Wir haben wirklich alle Kräfte darauf gesetzt, alles was uns möglich ist, um dieses Phänomen zu bekämpfen. Das Ruhrgebiet ist speziell ein Gebiet, das sich von der Infrastruktur, der Bevölkerungsstruktur gerade für reisende Täter sehr anbietet, unter anderem wegen der vielen Autobahnen. Und es gibt viele Menschen, die tagsüber nicht in ihren Wohnungen sind, weil sie arbeiten – anders als in ländlichen Strukturen.
„Man kann bei der Polizei viel lernen“
Was haben Sie in Ihrer Bochumer Amtszeit dazugelernt?
Ewert: Was ich hier kennengelernt habe und unglaublich finde, ist der Teamgeist. Hier steht jeder für den anderen. Das ist der Pragmatismus, der hier herrscht. Die Menschen sind unglaublich flexibel. Was ich ganz beeindruckend fand, ist: Wie selbstverständlich die Kolleginnen und Kollegen auch Gesundheit und Leben bereit sind zu riskieren, um für den Bürger einzutreten. Man kann bei der Polizei viel lernen.
Gibt es einen Fall, der Ihnen als Polizeipräsidentin besonders unter die Haut gegangen ist?
Ewert: Zwei Beispiele: Im vorigen Jahr ist ein zehnjähriger Junge unter die Straßenbahn und auf furchtbare Weise ums Leben gekommen. Das hat mich tief berührt. Das war ganz schrecklich. Ein anderer Fall: Ein Kollege ist im letzten Jahr im Einsatz lebensgefährlich angeschossen worden und haarscharf dem Tode entkommen. Der Täter ist zur hohen Haftstrafe verurteilt worden. Das ist eine Erleichterung, aber der Kollege leidet immer noch körperlich.
Sie wohnen in Datteln, Arnsberg liegt 85 Kilometer entfernt.
Ewert: Ich bleibe in Datteln wohnen. Engagement und Erreichbarkeit haben heutzutage nichts mehr mit dem Wohnort zu tun. Die Fahrten werde ich nutzen, um zu arbeiten. Ich habe einen Chauffeur.