Bochum. . Stadt soll entsprechender Vorschlag gemacht werden. Bauzeit von rund fünf Monaten wird vom öffentlichen Wohnungsunternehmen angegeben.
Mit schnell zu errichtenden Gebäuden in Leichtbauweise will die VBW Wohnen und Bauen der Stadt bei der Unterbringung von Flüchtlingen helfen. In den nächsten Tagen will das Wohnungsunternehmen, an dem die Stadt über die Stadtwerke (49,1 Prozent) und die Sparkasse mehrheitlich beteiligt ist, der Verwaltung einen entsprechenden Vorschlag unterbreiten. „Wir brauchen für die Errichtung maximal fünf Monate“, so VBW-Geschäftsführer Norbert Riffel gegenüber der WAZ. Die Stadt müsste ein passendes Grundstück zur Verfügung stellen und möglichst schnell die baurechtlichen Voraussetzungen erfüllten. Ein Grundstück von etwa 1000 Quadratmeter Größe sei notwendig.
Die Modulbauweise hat die VBW jüngst schon beim Bau von Kindertagesstätten in Werne und Dahlhausen angewendet. In ähnlicher Form könnten Flüchtlingsunterkünfte errichtet werden, anders als bei den Kitas seien auch zwei Geschosse denkbar.
Flüchtlinge in DeutschlandSchon jetzt stellt die VBW der Stadt für Flüchtlinge gut 80 Wohnungen, etwa 20 davon komplett in zwei Häusern, zur V erfügung. „Und so bald eine Wohnung in unseren Häusern frei wird, bieten wir sie der Stadt an“, so Riffel. Diesen kurzen Weg werde das Unternehmen Caritas, Diakonie, Awo und Ifak vorschlagen, die seit April im Auftrag der Kommune die Suche und Vermittlung von Wohnungen für Flüchtlinge übernommen haben. Bei der Miete, so der VBW-Geschäftsführer, hätten sich Unternehmen und Stadt darauf geeinigt, dass sie sich am Mietspiegel orientiere. „Wir wollen kein Geschäft aus der Not der Stadt machen und sie über den Tisch ziehen“, sagt Riffel.
Stadt übernimmt Kosten für Instandsetzung
Die Mieten für Flüchtlingsunterkünfte sind mittlerweile das Thema von Debatten. Zumal die Stadt mitunter auch eher zweifelhafte Angebote erhält und „einige Menschen einen Dollar-Blick haben“, so Sozialamtsleiterin Ute Bogucki. Wohnungen, die hergerichtet oder bei denen etwa das Bad wegen Schimmelbefalls saniert werden müssen, schieden nicht grundsätzlich für eine Anmietung aus. „Was wir bekommen können, nehmen wir“, so Bogucki unlängst in der Laerschen Runde. Kosten für eine Instandsetzung übernehme die Stadt.
Das Thema ist seit jüngstem auch in der politischen Diskussion. Nach Auskunft von Sozialdezernentin Britta Anger orientiert sich die Stadt bei der Anmietung an den Preisen des sozialen Wohnungsbaus. „Wir liegen auch mal darüber“, erklärt Sozialamtsleiterin Ute Bogucki. „Je mehr Wohnungen in einem Gebäude sind, desto eher sind wir bereit, einen Euro pro Quadratmeter draufzuzahlen.“
Zu hoher Mietzins
Im Fall des ehemaligen St.-Antoniusstifts an der Bessemer Straße, in das Anfang 2016 etwa 120 Flüchtlinge einziehen sollen, fällt die Differenz über der ortsüblichen Miete offenbar aber besonders üppig aus. Die vereinbarte Miete für 2200 Quadratmeter ist nach Auskunft von CDU-Ratsherr Roland Mitschke doppelt so hoch wie es der Mietspiegel für die Bessemer Straße vorsieht. Etwa zehn Euro Kaltmiete dürfte der Mietpreis betragen. Aus Sicht von Mitschke ein Unding. Das sorge nicht nur für Verzerrung am Markt. „Da hat die Politik auch geschlafen“, räumt er selbstkritisch ein. Sie habe in der vorletzten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses im nicht-öffentlichen Teil eine Vorlage angenommen, „die so gar nicht hätte eingebracht werden dürfen“; unter anderem weil die Stadt sich vertraglich auf eine 15-jährige Laufdauer eingelassen habe. Mitschke: „Das geht gar nicht.“
Auch die Deutsche Annington, nach der VBW der zweitgrößte Anbieter auf dem Wohnungsmarkt in Bochum, kooperiert mit der Stadt. Bis Juni 2015 hat sie Wohnungen für insgesamt 47 Asylbewerber zur Verfügung gestellt. Derzeit wird nach Auskunft von Sprecherin Nina Henckel in Kooperation mit der IFAK eine Jugendwohngemeinschaft für Flüchtlinge vorbereitet. Diese soll noch in diesem Jahr eröffnet werden. Auch mit den anderen Wohlfahrtsorganisationen, die das Übergangsmanagement für Flüchtlinge übernommen haben, werde die Annington in Kontakt treten..
Die Erfahrungen des Unternehmens mit Flüchtlingen als Mieter seien positiv. Das Zusammenleben in den Viertel klappe gut. Flüchtlinge sei häufig gut ausgebildet, sozial integriert und bereicherten die Mietergemeinschaft.
Um die wachsende Nachfrage nach Wohnraum zu befriedigen, müsse es aber möglich werden, möglichst unbürokratisch Lücken in Wohnbebauungen zu schließen und so mehr Wohnraum zu schaffen. Auch müsse die Bauindustrie umdenken. Gefragt seien standardisierte Bauten. So ließen sich Häuser günstig aufstocken, indem vorgefertigte Dachstühle aus Holz aufgesetzt werden. Die Deutsche Annington habe solche Projekte bereits realisiert, derzeit etwa in Essen und Frankfurt.