Bochum. Franz-Josef Ermann ist der Kandidat im Hintergrund. Der 56-Jährige ist der zwölfte Bewerber für die Nachfolge von OB Ottilie Scholz in Bochum.

Franz-Josef Ermann hat in den vergangenen Wochen viel um die Ohren gehabt: Nicht, weil der Wahlkampf als Oberbürgermeister-Kandidat so zeitaufwändig gewesen wäre, sondern weil er für das Deutsche Rote Kreuz, bei dem er stellvertretender Leiter des Bezirks Bochum-Nord ist, als Helfer im Dauereinsatz bei der Cranger Kirmes war. Selbst nach dem Ende des Volksfests bleibt Ermann, der als letzter unabhängiger Bewerber seine erforderlichen Unterstützungsunterschriften bei der Stadt eingereicht hat, der Kandidat im Hintergrund. Pressemitteilungen, Straßenwahlkampf, Podiumsdiskussionen - alles Fehlanzeige. Er wolle keine falschen Hoffnungen wecken, keine Versprechungen machen, erklärt Ermann seine Zurückhaltung und kritisiert seine Konkurrenten um die Nachfolge von Ottilie Scholz an der Stadtspitze, die aus seiner Sicht „nur groß herumtrommeln“.

Ermann ist 56 Jahre alt, verheiratet, zwei erwachsene Kinder, seit 2001 Beamter im Ruhestand, als er auf eigenen Wunsch und aus gesundheitlichen Gründen bei der Post ausschieden ist. 50 doppelseitige Plakate hat er in Eigenregie in der Stadt aufgehängt, sein Konterfei ist am Husemannplatz zu sehen, seine Frau ist seine Wahlkampfmanagerin. Ihr hilft Ermann beim Austragen des Stadtspiegels, er selbst arbeitet aushilfsweise als Kurierfahrer. Die beiden kommen herum: „Die Bürger in Bochum sind total unzufrieden und ich bin es auch.“ Mit dem Hintergrund ist er angetreten zur Wahl, beklagt „Vetternwirtschaft“, will „wachrütteln“, „den Leuten die Augen öffnen“. Und er will ein Zeichen setzen: „Man kann in der Kommunalpolitik einiges erreichen, wenn man nur will. Ein Wandel ist möglich.“ Gerechtigkeit und Ehrlichkeit seien seine Maximen. „Einer von euch - für euch“ ist sein Slogan.

„Ich rechne mit der einfachen Mehrheit“

Ermann fühlt sich politisch der Mitte zugehörig, sagt er. Zu den Ideen für Bochum, die dem Kandidaten vorschweben, zählt ein Freizeitpark der Generationen auf dem Opel-Gelände, mit Spaßbad und gastronomischem Angebot zu kleinen Preisen. Umschichtungen im städtischen Haushalt hält er für sinnvoll, für konkrete Vorschläge wünscht er sich aber erstmal einen Einblick.

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Was unter dem Strich bei seiner Kandidatur herauskommen sollte? „Ich rechne mit der einfachen Mehrheit“, sagt Ermann zunächst selbstbewusst und schiebt dann nach: „Wenn ich 1000 Stimmen bekomme, habe ich mein Ziel erreicht.“ Und eigentlich sei allein die Kandidatur schon ein Erfolg gewesen.

Ein bisschen Wahlkampf macht Ermann dann doch noch: „Ich bin der einzige Kandidat, der wirklich unparteiisch ist.“ Dem organisierten Politik-Betrieb habe er sich zeit seines Lebens verweigert. Der 56-Jährige scheint nicht ernsthaft zu glauben, nach dem 13. September ins Rathaus einzuziehen. Er könnte sich aber vorstellen, sich nach der Wahl als Unparteiischer zu engagieren: „Politik“, sagt Ermann, „interessiert mich sehr.“

Die Bochumer OB-Kandidaten bei Abgeordnetenwatch: