Bochum.. Eindrucksvolle Fotoausstellung im Haus der Geschichte erzählt viel vom Strukturwandel im Ruhrgebiet, der bei den Menschen Spuren hinterließ.

Ist es Stadtumbau oder Verwüstung? Das Haus der Geschichte des Ruhrgebiets zeigt derzeit eine Ausstellung mit 50 Fotografien des in Bochum lebenden Fotografen Bernd Langmack, die viel über den Strukturwandel im Revier erzählen und durchaus zum Nachdenken anregen sollen.

Bernd Langmack, im Hauptberuf Kardiologe am Krankenhaus in Essen-Kupferdreh, fand seine Motive im Duisburger Stadtteil Bruckhausen. Seit dem Jahr 2011 sind hier über 100 Häuser in direkter Nachbarschaft zum Stahlwerk Thyssen-Krupp abgerissen worden.

Die Gebäude, so erzählt der Fotograf, stammten zum Teil aus der Gründerzeit, befanden sich in einem schlechten baulichen Zustand und wiesen hohe Leerstände auf. „Andererseits handelt es sich hierbei aber auch um eine gewachsene und authentische Wohnstruktur“, meint Langmack. „Das ist die klassische Form des Ruhrgebiets wie wir sie kennen.“ Ob man dies hätte erhalten sollen, sei schwer zu sagen. „Da spielen wohl auch romantische Gefühle eine Rolle.“

Der millionenschwere Stadtumbau, der in Bruckhausen erfolgte, würde von vielen Duisburgern als Erfolg gewertet, der den Ortsteil aufgewertet habe. Zahlreiche Bewohner jedoch sowie Vertreter der Industriekultur und des Städtebaus würden die Zerstörung eines historisch bedeutenden Ensembles mit gewachsener Nachbarschaft bedauern. „Sie plädierten für ein Sanierungskonzept“, sagt Bernd Langmack.

Der Fotograf ist seit dem Jahr 1990 immer wieder in Bruckhausen unterwegs und hat die Straßenzüge, die Gebäude und die Menschen dort mit feinfühligem Blick festgehalten. „Dem Niedergang konnte man zusehen“, meint er. „Ganze Wohnblocks, Hotels oder Tante-Emma-Läden, alles ist dort zu Grunde gegangen.“

Wie in einem alten Schimanski-Film

Beim Betrachten seiner Bilder fühlt man sich manchmal an die frühen Schimanski-Filme erinnert, die ebenfalls ein Loblied auf den alten, dreckigen Ruhrpott sangen – Jahre bevor dies zur blitzsauberen „Kreativregion“ erklärt wurde. „Es gab viele Menschen in Bruckhausen, die haben 30 oder 40 Jahre bei Thyssen gearbeitet, wollten dort in Ruhe leben und mussten sich plötzlich eine neue Wohnung suchen.“

Vieles von dem, was in unserer heutigen „Metropole Ruhr“ als wichtig angesehen wird, ist dem Fotografen suspekt. „Als Fritz Pleitgen zum Start der ‘Ruhr 2010’ gesagt hat, dass Kohle und Stahl der Vergangenheit angehören und keiner mehr Bilder von rauchenden Schloten sehen möchte, da hatte ich die Idee zu dieser Ausstellung“, sagt Langmack. „Denn ganz zu Ende ist es mit dem Ruhrgebiet dann doch noch nicht.“