Bochum. . Dutzende Tiere starben auf einem „Grabeland“ in Langendreer in den Flammen. Für Jürgen M. (62) und zwei Mitstreiter beginnt jetzt der Wiederaufbau.

Seinen trockenen Humor hat sich Jürgen M. trotz des verheerenden Brandes am vergangenen Wochenende erhalten. „Die Äpfel sind gar“ - so erinnert sich der 62-Jährige, der seinen vollen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, an einen Gedanken am frühen Sonntagmorgen, als die Flammen bis an die Spitzen seiner Obstbäume schlagen und die Blätter in den Kronen versengen.

Eine Nachbarin weckt M. gegen 2.30 Uhr, da sind Polizei und Feuerwehr schon vor Ort in diesem sogenannten „Grabeland“, einer zwischen Kernberg, Haupt-, Everstal- und Somborner Straße gelegenen Freifläche, auf der der 62-Jährige eine lose Kleingartenanlage mit zwei Freunden bewirtschaft. Mit seinem Enkel im Schlepptau eilt der Bochumer hinüber. Als die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle hat, sind mehrere Schuppen aus- und die Tiergehege niedergebrannt. „Das sieht derbe aus“, denkt sich M. konsterniert. Tragisch: In den Flammen sind 150 bis 200 Vögel und Kleintiere verendet, die der 62-Jährige dort gehalten hat. Allein rund 60 Hühner mit noch einmal circa halb so vielen Jungtieren. Auch Wachteln, Kanarienvögel, Sittiche und Kaninchen werden Opfers des Feuers. Und rund 35 Rassehühner eines befreundeten Züchters, die der über das Wochenende bei M. hat zwischenparken wollen. Als der 62-Jährige Stunden später von der Feuerwehr beauftragt erneut zum Brandort geht um zu schauen, ob noch Glutnester glimmen, stellt er fest: Acht Kaninchen haben überlebt - „wie durch ein Wunder“, sagt M.

Polizei hat keine Hinweise auf eine Straftat

Neben den Tieren verbrannten eine Brutmaschine, Gartengeräte und etliche Pumpen. Ein reiner Zufall ist, dass das Gärtner-Trio eine Fräse vor dieser Nacht umgesetzt hat. Das Gerät im Wert von rund 3500 Euro blieb so verschont. Allein der materielle Schaden soll trotzdem insgesamt bei 10.000 bis 15.000 Euro liegen, schätzt M.: „Das bleibt bei uns hängen, versichert sind wir nicht.“ Er glaubt, dass es Brandstiftung gewesen ist. Zum dritten Mal schon sei ein Feuer in der Anlage, die von außen nicht einsehbar ist und an der kein Weg vorbeiführt, ausgebrochen. „Das muss ein Insider gewesen sein“, vermutet der 62-Jährige. Allerdings liegt der letzte Brand Jahre zurück. Einen technischen Defekt schließt M. jedenfalls aus. Zwar liege in den Hütten Strom, die Leitungen seien allerdings alle fachmännisch isoliert.

Brandsachverständige der Polizei waren bereits vor Ort. Zwar könne eine Brandstiftung nicht ausgeschlossen werden, allerdings gebe es bislang keine Hinweise auf eine Straftat, sagt ein Sprecher. Die Flammen hätten auf dem „Grabeland“ dermaßen gewütet, dass sich eine Ursache möglicherweise nie mehr feststellen lassen werde. Der Sprecher versichert aber: „Wir ermitteln aber in alle Richtungen.“

„Der Kleingarten ist mein Hobby“

Für M. ist das ein schwacher Trost: „Der Kleingarten ist mein Hobby“, betont der 62-Jährige. Seit 25 Jahren nutzt er das „Grabeland“. Auch Lebensmittel pflanzt er dort an, die Tiere wurden im Laufe der Jahre immer mehr. Ende Oktober geht er in die Rente, er hätte dann noch mehr Zeit für seinen Garten, aber erstmal ist jetzt Aufräumen angesagt: „Das ist Hochleistungsarbeit.“ An das Aufgeben der Freifläche verschwendet M. keinen Gedanken: „Was sollen wir denn machen?“, fragt er rhetorisch, „wir werden auf jeden Fall noch einmal neu anfangen.“