Bochum. . Der vegane Supermarkt ist in Sachen Müllvermeidung Pionier. Immer mehr Einzelhändler wollen sich der Flut an Verpackungsmüll entgegenstellen.

Einkaufen ohne Verpackung kann man seit kurzem im Veggihaus in der Kortumstraße. Der vegane Supermarkt ist damit in Bochum in Sachen Müllvermeidung Pionier und schließt sich einem deutschlandweiten Trend an. Denn mehr und mehr Einzelhändler oder junge Unternehmensgründer wollen sich der zunehmenden Flut an Verpackungsmüll entgegenstellen; nach einem Bericht der Wirtschaftswoche produziert jeder Deutsche rund 250 Kilogramm Kunststoff- und Papierabfall pro Jahr – und das allein durch Supermarkteinkäufe. In Städten wie Berlin, München und Kiel bieten bereits einzelne Lebensmittelläden ihren Kunden die Möglichkeit, eigene Behälter mitzubringen und darin ihre Einkäufe abzufüllen. Precycling nennt sich das Konzept, also Müll vermeiden, bevor er entsteht.

Noch ist das Angebot an losen Lebensmitteln im Veggihaus allerdings überschaubar. Obst und Gemüse gibt es hier wie in allen Bio-Läden schon seit der Eröffnung vor einem Jahr ausnahmslos ohne Verpackung. Aktuell können sich die Kunden nun zusätzlich aus 20 sogenannten Bulk-Systemen ihr eigenes Müsli aus verschiedenen Getreideflocken, Nüssen oder beispielsweise Kokosraspeln zusammenstellen. Jeder kann sich genau so viel mitnehmen, wie er benötigt, Vorgaben gibt es keine. „Viele Sachen sind für die Leute neu, da will man nicht gleich 500 Gramm kaufen, sondern erstmal probieren, zum Beispiel Chia-Samen oder Quinoa“, erläutert Co-Chef Peter Lyding einen weiteren Vorteil dieser Art des Einkaufens. Wer keinen eigenen Behälter mitbringen kann oder will, dem stehen Pfandgläser zur Verfügung.

Umstellung soll weitergehen 

Nach und nach will der kleine Supermarkt weitere Produkte unverpackt anbieten. „Was möglich ist, werden wir aufnehmen“, sagt Co-Chef Peter Lyding. Als nächstes etwa Trockenfrüchte. „Da warten wir momentan auf die entsprechenden Kästen. Die kommen aus Amerika, das dauert immer lange.“

Dann sollen Hülsenfrüchte und (Pseudo-)Getreidesorten wie Quinoa und Hirse folgen. Schließlich werden auch Speiseöle und Kosmetik- und Reinigungsprodukte wie Waschmittel, Seife oder Shampoo in Mehrwegverpackungen den Weg zu den Kunden nach Hause finden. „Bislang kommt das Konzept super gut an. Weniger Müll, das finden die Leute toll“, so Lyding.

Veggihaus betreibt Backshop

Bis zu 120 der insgesamt rund 3000 Produkte des Veggihauses sollen am Ende der Umstellung umweltfreundlich und ohne unnötige Plastik- oder Papierverpackung zu haben sein.

Und noch eine Veränderung hat sich an der Kortumstraße vollzogen: den angeschlossenen Backshop betreibt seit Anfang Juli nicht mehr die Bäckerei Hutzel, sondern das Veggihaus selbst. Für die Kunden ändert sich allerdings nicht all zu viel, denn Hutzel bleibt weiterhin neben der Essener Bäckerei Troll einer der Hauptlieferanten.