Langendreer. Viele Helfer greifen zum Akkuschrauber und bauen 250 Betten auf. Frühere Realschule dient nun vorerst bis Ende September als Erstaufnahmestelle.

Bett-Einzelteile auspacken, Akkuschrauber zur Hand und dann zusammenschrauben, was das Zeug hält: Christoph Halle sowie Jörg und Jonathan Ströttchen vom Netzwerk Flüchtlinge Langendreer sind mit großem Elan dabei am späten Freitagnachmittag, während die ersten Flüchtlinge aus der Turnhalle am Lohring in ihrem neuen Quartier, der früheren Franz-Dinnendahl-Realschule, Unterstraße 66a, ankommen.

Auch andere ehrenamtliche Helfer bauen derweil die IKEA-Bettgestelle – Typ Fjelse – hinter einer dünnen Trennwand in dem Klassenzimmer sowie in Nachbarräumen des seit Sommer leerstehenden Schulzentrums Ost zusammen. „Wenn wir so weitermachen, benötigen wir nur noch fünf Minuten pro Bett“, kommentiert einer lachend die Akkordarbeit.

Schnell muss es wirklich gehen. Die ersten Flüchtlinge warten schon auf dem Schulhof darauf, ihr neues „Zuhause“ zu beziehen. „Wir benötigen hier auf der Stelle 147 Betten“, erklärt Einsatzleiterin Fiona Zerres vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB). Die Flüchtlinge, die seit dem 20. Juli als Entlastung für die überfüllte Erstaufnahmestelle in Dortmund in der Dreifach-Turnhalle am Lohring untergebracht waren, ziehen nun nach Langendreer um (wir berichteten). Damit die Turnhalle zu Schul- und Sportbeginn in dieser Woche den Schulen und Vereinen wieder zur Verfügung stehen.

Aufruf zur Hilfe im Internet funktioniert

Bettenaufbau im Akkord: Jonathan Ströttchen (l.) und Christoph Halle bei der Arbeit.
Bettenaufbau im Akkord: Jonathan Ströttchen (l.) und Christoph Halle bei der Arbeit. © Wicho Herrmann

Am Nachmittag sieht es noch so aus, als ob nicht alle Flüchtlinge sofort umziehen können. Einsatzleiter Holger Bleischütz vom Technischen Hilfswerk (THW) ist zwar seit 13.30 Uhr mit 42 Ehrenamtlichen vor Ort. „Sie sind direkt von der Arbeit gekommen und haben angepackt“, lobt Bleischütz.

Die Mitarbeiter müssen sich jedoch zunächst um den Aufbau der Sanitäranlagen kümmern und das gesamte Interieur heranschaffen. Der Einbau der Trennwände für die Schlafbereiche kommt als nächstes dran, bevor es an den Aufbau der Betten geht.

30 Aktive bauen mit auf

Das örtliche Flüchtlingsnetzwerk, das sich Ende Juni mit dem Einzug der ersten Flüchtlinge „Am Wiebuschweg“ gründete, trommelt zeitgleich seine Unterstützer per E-Mail und Facebook zusammen. „Es werden dringend Menschen mit Akkuschrauber gesucht, die ca. 250 Betten zusammenschrauben können“, heißt es am Nachmittag im Netz. Das zieht!

Am frühen Abend sind gut 30 Aktive versammelt und bauen mit auf. Zu 250 Betten kommt es, so Zerres, weil in diesem Moment noch nicht klar ist, ob weitere Flüchtlinge von anderen Orten hinzukommen.

Bezirk plädiert für kurzzeitige Nutzung der Schule

Bereits im Juni fragte die Stadtverwaltung die Bezirksvertretung Ost an, welche Gebäude für die Aufnahme von Flüchtlingen zur Verfügung stehen. „Wir stimmten einer kurzzeitigen Nutzung des Schulzentrums Ost zu“, erklärt Bezirksbürgermeisterin Andrea Busche, die beim Aufbau mitmacht. Das Beziehen des ehemaligen Flüchtlingsheimes Everstalstraße lehnten die Politiker hingegen ab. Grund: zu nah am Dortmunder Flüchtlingsheim Grevendieksfeld.

Das Netzwerk Flüchtlinge Langendreer und die Unterstützer vom Lohring helfen weiter. Der Caritaskreis St. Marien will zum Beispiel in dieser Woche eine Kleiderkammer einrichten.

Das passiert jedoch nicht. Dafür ziehen weitere Ehrenamtliche vom Lohring mit um. Als Dolmetscher helfen sie – oft selbst ehemalige Flüchtlinge oder Spätaussiedler - den „Neuen“ bei der Aufnahme im Haus, bei der Suche nach ihren Schlafplätzen und persönlichen Dingen. Letztere werden zum größeren Teil in beschrifteten Säcken per Container nachgeliefert. Ein Reisebus bringt nach und nach die 147 Flüchtlinge aus 14 Nationen (darunter 39 Kinder) nach Langendreer.

Gegen 21 Uhr sind alle Betten aufgebaut. In kleinen Räumen stehen vier, in großen bis zu 14 Betten hinter Trennwänden. Das Registrieren der Bewohner und das Verteilen der vorläufigen Schlafplätze beginnt. „Alles hat gut geklappt“, freut sich Zerres und dankt den vielen Helfern für ihren Einsatz.

Das Schulzentrum darf zunächst bis zum 30. September als Erstaufnahmeeinrichtung genutzt werden. Verantwortlich ist die Bezirksregierung Arnsberg.