Bochum. . Die Anzahl der Wohnungseinbrüche ist wieder gestiegen. Die Statistik weist im ersten Halbjahr einen leichten Negativtrend auf. Tatorte liegen oft in Autobahnnähe.
Die kriminelle Energie von Wohnungseinbrechern hält die Bochumer Polizei weiter in Atem. Nachdem sich die Ermittler im vergangenen Jahr noch über eine leichte Verringerung der Fallzahlen (1471) und eine deutliche Steigerung der Aufklärungsquote (18,6 Prozent) freuen konnten, haben sich die Zahlen im ersten Halbjahr 2015 wieder verschlechtert. Zwischen Januar und Juni sind die Täter in 923 Wohnungen im Stadtgebiet eingestiegen oder haben dies versucht. Das sind sechs Fälle mehr als im ersten Halbjahr 2014. Und davon wurden bisher nur 4,77 Prozent aufgeklärt – im Halbjahr davor waren es 12,76 Prozent.
„Aufgeklärt“ heißt außerdem nicht zwingend, dass ein Täter gefasst wurde, sondern nur, dass seine Identität ermittelt wurde. Eventuell ist er aber gar nicht greifbar.
Vereinzelt hat auch die Kaltblütigkeit der Einbrüche zugenommen. Erst am 17. Juli war ein Einbruch in einer Wohnung „Am Langen Seil“ in Wiemelhausen in einen Raub ausgeartet. Damals hatten um 4 Uhr nachts drei unbekannte Verbrecher eine Balkontür aufgebrochen und die 66-jährige Bewohnerin im Schlaf überrascht. Sie fesselten sie, bedrohten sie und steckten ihren Schmuck ein. Die Frau konnte sich selbst befreien, erlitt aber einen Schock und musste notärztlich versorgt werden. Bleibende Schäden erlitt sie nicht.
Es darf sich keiner sicher fühlen
Längst hat die Polizei den Kampf gegen Einbrecherbanden zum „Ziel Nr 1.“ erklärt. Schließlich gab es ab 2012 an jedem einzelnen Tag in Bochum rein statistisch vier Wohnungseinbrüche; in den Jahren davor waren es rund drei. Zur Verstärkung ihrer Anstrengungen hat die Polizei Bochum vor sechs Wochen begonnen, immer freitags auf ihrer Internetseite einen „Wohnungs-Einbruchs-Radar“ zu veröffentlichen: eine Karte mit den Tatorten der jeweils zurückliegenden Woche (zu sehen auch auf derwesten.de/bochum). Damit sollen Bürger für das Dauerproblem sensibilisiert und dazu animiert werden, öfter als bisher den Notruf 110 anzuwählen, wenn sie etwas Verdächtiges hören oder sehen, damit ein Streifenwagen sofort losfahren kann.
Polizeisprecher Guido Meng sagt, dass die Resonanz auf diese Karten in der Bevölkerung „rundum positiv“ sei. Sogar von einem Bürgerverein aus Österreich habe die Bochumer Polizei Beifall dafür erhalten. Außerdem habe es seitdem mehr Hinweisgeber gegeben.
Strategien der Banden
Die Karten sagen auch etwas über die bevorzugte Strategie der Banden aus. „Insbesondere reisende Täter suchen sich Tatobjekte, die in der Nähe von Autobahnabfahrten liegen“, sagt Meng. Allerdings würden sich die Tatorte immer wieder verschieben. „Es darf sich keiner sicher fühlen, auch wenn er abseits der Autobahnen wohnt. Einbrüche gibt es immer und überall.“