Bochum. . T-Shirts und Tassen mit Hochschullogo kennt man. Die Ruhr-Uni hat jetzt ein eigenes Parfum kreiert. “Sehr zitronig und frisch“ urteilen Testriecher.

Der Duft eines Menschen ist viel mehr als ein Attribut. Für den Verliebten kann er zu einer einzigartigen Erinnerung werden. In Patrick Süßkinds Welterfolg „Das Parfüm“ wurde sogar ein Parfümeur auf der Suche nach dem perfekten Duft zum Mörder. Die Ruhr-Universität hat sich ebenfalls auf die Suche gemacht. In zwanzig Jahren Riechforschung hat das Team um Professor Hanns Hatt unzählige Erkenntnisse gewonnen. 2015 identifizierten die Forscher Hedion, ein zarter Duft nach Magnolien und Jasmin, als ersten nachgewiesenen Stoff, der einen Riechrezeptor anspricht. Auf dieser Basis entstand zusammen mit dem Berliner Parfümeur Geza Schön das „Knowledge by RUB“.

Jetzt präsentierte die Ruhr-Uni Bochum (RUB) im Blue Square als erste Universität ihren eigenen Geruch. Die WAZ testete die Weltneuheit mit Passanten in der Innenstadt.

RUB-Parfum duftet "pheromonal, frisch"

„Sehr zitronig und frisch“, befand der 48-Jährige Zvonko Brajović, „es riecht nach Urlaub, blauem Himmel und Mittelmeer.“ Dasselbe riecht auch die 23 Jahre alte Studentin Ann-Sophie Buchholz: „Eigentlich eher fruchtig und frisch. Man merkt die Zitrone.“ Geza Schön, laut Hatt eine „der ganz großen Nasen in Deutschland“, hätte es gefreut. Das in zwei Jahren entwickelte Parfüm mit einer Startauflage von 5000 Stück trägt seine Handschrift, die er selbst als „pheromonal, frisch mit einer holzigen Note“ beschreibt.

Vor fünf Jahren besuchte Hatt den Berliner in dessen Duftoase. Schön vertraute ihm an, dass seine Lieblingsdüfte Hedion und ISO E Super sind, eine Substanz, die die Anziehungskraft zwischen Menschen erhöhen soll. Wieder an der RUB machte Hatt die bahnbrechende Entdeckung: er entschlüsselte die Riechrezeptoren. Nun musste er „nur“ noch herausfinden, welcher Stoff sie anregt. Es waren Schöns Lieblingsdüfte, die jetzt Komponenten des Parfüms sind.

„Ohne Hanns hätte ich es nicht gemacht“

Die Zusammenarbeit war von Anfang an von großem Respekt geprägt: „Wenn ich Hanns nicht gekannt hätte, hätte ich es nicht gemacht“, sagt der ätherisch-historische Schön. Und der rationale Forscher Hatt entgegnet: „Parfümeure sind Künstler, die viel zu wenig anerkannt sind.“

Das nun vorgestellte Parfüm soll die Kommunikation zwischen Menschen fördern. Geraniol, das häufig in Rosen und Geranien vorkommt, soll ein entspannendes Gefühl freisetzen.

RUB-Riechforschung ist „weltweit bekannt“

Die Liaison von Forscher und Künstler ist ein Glücksfall für die Uni. „Die RUB steht für viele Themen, aber sie steht besonders für die Duftforschung“, sagt der scheidende RUB-Rektor Prof. Elmar Weiler, „dafür ist sie weltweit bekannt.“ Die Universität habe einmal mehr Pionierarbeit geleistet. Die Verbreitung des Dufts kostet die RUB nichts. Der auf Luxuswaren spezialisierte Michael Mauer stellte das Budget für den Verkauf bereit, weil er an eine kleine Revolution glaubt. Nach Weiler steckt in dieser 50 Milliliter-Flasche (Preis: 29,90 Euro) die RUB-Wertetriade: menschlich, weltoffen, leistungsstark.

Beim WAZ-Test in der Innenstadt kann das Martin Zindel (46) nicht unbedingt sagen: „Ich find’s relativ dünn, sehr dezent und ungewöhnlich.“ Guetana Sinatra, 27-jährige Arzthelferin, kann sich anschließen: „Ein bisschen nach Zitrone, aber das ist nicht mein Geschmack, es ist zu neutral. Ich mag lieber einen süßlichen Duft.“