Zu Besuch im Heizkraftwerk Hiltrop der Stadtwerke Bochum
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Bochum. Stadtwerke öffneten die Pforten des rundum erneuerten Heizkraftwerks Hiltrop. Zur Gruppe gehörte der Bauunternehmer, der die Anlage 1975 errichtete.
Es war 1975, als Franz Kania mit seiner Hofsteder Firma Stöhr nach zweijähriger Bauzeit das Heizkraftwerk der Stadtwerke fertigstellte. 40 Jahre später kehrte der ehemalige Bauunternehmer nach Hiltrop zurück – als einer von 15 Lesern, für die sich bei der WAZ-Ferienaktion die Pforten des Energieklotzes In der Grume öffneten.
„Der Baukörper hat sich kaum verändert. Das Innenleben allerdings ist kaum mehr wiederzuerkennen“, staunte der 87-Jährige wie die komplette WAZ-Gruppe über die hochmoderne Technik, mit der der Energieversorger sein Heizkraftwerk ausgestattet hat. Für 47 Millionen Euro, so Sprecher Kai Krischnak, wurde die Anlage binnen viereinhalb Jahren runderneuert. Weitere zwölf Millionen Euro kostete die neue, 4,5 Kilometer lange Fernwärme-Transportleitung, die vom Kraftwerk zur Fernwärmestation an der Bergstraße führt. Macht zusammen 59 Millionen Euro: die größte Investition in der über 160-jährigen Geschichte der Stadtwerke Bochum.
Fernwärme für 20.000 Wohnungen
Vier Wochen nach der offiziellen Eröffnung sind die WAZ-Leser die ersten Besucher, die das Kraftwerk mit der knallig orangefarbenen Fassade und dem weithin sichtbaren gelben Abgaskamin besichtigen dürfen. Zwar stehen die Maschinen derzeit still: „Im Sommer ist der Wärmebedarf zu gering. Erst ab Herbst rechnet sich der Betrieb“, erklärt Diplom-Ingenieur Markus Siepe. Andererseits: Würden die Turbinen laufen, könnten sich hier keine Besucher aufhalten: „Dann ist es viel zu laut.“
Spannende Einblicke in die Funktionsweise des Kraftwerks gibt es auch so. Interessante Zahlen gibt’s vorweg. Stichwort Kraft-Wärme-Kopplung: Die Stromproduktion, gespeist durch Erdgas, wird zur Wärmegewinnung genutzt. 20.000 Wohnungen, vor allem in Gerthe, Kornharpen und in der Innenstadt, werden von Hiltrop aus mit Fernwärme versorgt. Die Stadtwerke schwärmen von einem „Idealzustand“: Das eingesetzte Erdgas werde zu 88 Prozent verwertet. Viel effizienter könne ein Kraftwerk kaum arbeiten.
"Kleine Hertha" wiegt 38 Tonnen
Zum Start der Führung im Blickpunkt: Hertha. Diesen Namen haben die Ingenieure der Gasturbine verpasst, die am 2. Dezember 2013 eingeschaltet wurde. Warum Hertha? Weil es der Namenstag war. „Dicke Berta wäre passender“, grinst ein Leser: So mächtig ist der 116 Tonnen schwere Koloss.
Leser besichtigen Heizkraftwerk Hiltrop
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Exakt ein Jahr später folgte die gleichfalls neue Dampfturbine. Auch ihre Einspeisung fiel auf den Namenstag Hertha. Deshalb wurde sie kurzerhand „Kleine Hertha“ getauft: und das bei einem Gewicht von immerhin 38 Tonnen.
Beim Gang durch die Hallen mit ihren weit verzweigten Rohrsystemen erfahren die Leser, wie gewinnbringend die Anlage arbeitet: gut für die Bilanz der Stadtwerke, gut auch für Mutter Natur. Durch die Modernisierung des Kraftwerks werde der Ausstoß von jährlich 5000 Tonnen des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid vermieden, betont der Energieversorger. „Damit leisten wir einen weiteren wichtigen Beitrag zum Klimaschutz vor Ort“, ergänzt Markus Siepe. Umweltfreundliche Wärme gibt’s derweil auch „just in Time“: Ein mächtiger Speicher (Siepe: „unsere große Thermoskanne“) hält ständig 5000 Kubikmeter, auf bis zu 92 Grad erhitztes Wasser bereit.
Tief beeindruckt legt die WAZ-Gruppe nach gut zwei Stunden die Helme ab. Franz Kanias Augen leuchten. Er ist stolz auf das, was er vor 40 Jahren erschaffen hat.
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