Bochum. . Geschwisterpaar setzte seit 2011 auf handgemachtes Konditoren-Eis. Kunden konnten auch Wunscheis bestellen. Nun hat das Café geschlossen.

Anm. d. Red.: Nach Angaben von Canan Ates-Kilicaslan betreibt das Geschwister-Paar das Café nicht mehr.

Sie kommen in Scharen und gehen mit dem Hörnchen in der Hand. Wer mehr Zeit hat, schleckt sein Eis aus sahnig-bunten Bechern und knuspert Haselnusskrokant, Nougatkissen oder Karamellbrocken. Im Altenbochumer Café „Vanille - Eis und mehr“ läuft die Saison seit Donnerstag wieder richtig rund – kugelrund, sozusagen.

Der Sommer ist zurück! Damit das Eis nie ausgeht, steht Kenan Ates im Moment täglich in seiner Küche an der Eismaschine. „Es gibt einen Kuhmilch-Tag, einen Sorbet-Tag und einen Sojamilch-Tag“, schildert der 41-Jährige. Gemeinsam mit seiner Schwester und Café-Inhaberin Canan Ates-Kilicaslan bietet er in Altenbochum Eiskreationen ohne künstliche Zusätze, für Veganer und mit ganz besonders viel Fantasie an. Monatlich wählen die Kunden per Strichliste an einer Tafel ihren Favorit für das Eis des Monats. Für August sind im Rennen: Basilikum, Yogurette und Pina Colada – letzteres wird nur an Volljährige ausgegeben. Klassiker wie Vanille, Schoko und Erdbeere sind natürlich auch im Angebot.

So steht Kenan Ates in seiner Eisküche immer wieder vor neuen Herausforderungen. Das Handwerkszeug hat sich der Dortmunder in einem Konditorenkurs angeeignet. „Erst werden die flüssigen Zutaten vermengt. Also: Milch und Sahne. Dann folgen die Trockenstoffe: Zucker, Dextrose, Guarkernmehl und Johannisbrotmehl als Bindemittel und Magermilchpulver.“

Exakte Waage ist ein Muss

Dabei kommt es auf die exakten Mengen an. Eine Digitalwaage gehört hier ebenso zur Standardausstattung wie der ein Meter lange Stabmixer. „Ein paar Gramm zuviel vom Bindemittel, dann wird das Eis zäh. Ist zu wenig drin, bildet sich hinterher eine wässrige Schicht“, erläutert der Eismann. Sind alle Zutaten vermengt, pasteurisiert er die Masse. Heißt: Er erhitzt sie langsam, bis sich alle Zutaten verbunden haben. „Je nach Eis brauche ich unterschiedliche Temperaturen. Schokolade zum Beispiel muss auf 50 Grad abkühlen, sie wird sonst schnell bitter“, schildert Ates.

Kalte Köstlichkeiten und Waffeln das ganze Jahr

Im Café „Vanille – Eis und mehr“ gibt es das ganze Jahr Eis: außer Weihnachten und Neujahr.

Der Familienbetrieb bietet auch Waffelgedecke und Getränke von Kaffee bis Shake.

„Vanille“ an der Wittener Straße 245 öffnet im Sommer täglich ab 12 Uhr.

Das Herzstück seiner Küche ist die Eismaschine. „Sie rührt und kühlt gleichzeitig. Dabei schabt sie immer wieder die äußere gefrorene Schicht ab und rührt sie ein. Es entsteht eine Masse, die immer kälter wird“, erklärt er. Ein Geheimnis der Cremigkeit von gutem Speiseeis liege in den eingeschlagenen Luftbläschen, verrät Ates.

Für ein schnelles selbst gemachtes Eis ohne Eismaschine empfiehlt er: „Tiefgefrorene Himbeeren mit Sahne und Zucker pürieren, das ist zwar nicht das Gleiche wie aus der Eismaschine, schmeckt aber auch: süß und kalt.“

Bochum bietet gute Eiscafés – und die Südeuropäer sind ganz vorn mit dabei 

Eis ist angesagt: Es gibt in Bochum einige trendige Cafés, die mit sehr gutem selbst gemachten Eis punkten können. Da wäre zum Beispiel der Kugelpudel am Kortländer und das Café I Am Love am Hans-Ehrenberg-Platz. Die jungen, szeneaffinen Inhaber sind experimentierfreudig. Kreationen mit Zutaten wie Gurke oder Avocado irritieren darum mittlerweile kaum jemanden mehr, sie interessieren vielmehr.

Italienische Tradition verpflichtet

Aber eins muss ja auch deutlich gesagt werden: Die ungekrönten Könige der Eisdielen sind und bleiben die Italiener. Darum sei jedem, der das cremige Süß am Gaumen liebt, das Eiscafé Claudio empfohlen. Besser gesagt: die Eiscafés. Denn Familie Peddio mit Sohn Claudio und Oberhaupt, Mutter Giovanna, betreibt im Kirchviertel an der Brenscheder Straße gleich zwei Eisdielen in einer Entfernung von rund 150 Metern. Seit 48 Jahren sind sie am Ort. Um ein Eis kommt hier keiner herum. Klar, die Klassiker schmecken vorzüglich, aber auch hier wird Neues gewagt. „Wir probieren immer mal wieder etwas aus, zum Beispiel Birne-Parmigiano“, berichtet die 73-jährige Peddio.

In der Innenstadt hält das Zepter aus Eis nicht nur eine Eisdiele in der Hand. Hier eine Auswahl: Seit 1962 kann jeder Reisende bei San Marco am Anfang der Huestraße ein leckeres Eis auf die Hand bekommen. Die ständig voll besetzte Terrasse im Eiscafé 4eck von Stefan Mauer an der Kortumstraße/Ecke Bongardstraße spricht Bände. Und auch an der Brückstraße im Eiscafé Gelatissimo bleibt bei Sonne kaum ein Stuhl frei. Letzte Chance La Gondola: Auch am Ende der Kortumstraße gibt es seit 45 Jahren etwas Leckeres auf das Hörnchen.