Bochum. Die Awo bietet 20 Kindern aus drei Unterkünften für Asylbewerber ein buntes Programm an. Dabei lernen sie neue Freunde kennen.
Die Zahl der Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, wächst stetig. Über 1600 von ihnen sind in Flüchtlingsheimen in Bochum untergebracht. Die Frauen und Männer, die die Krisengebiete in Syrien oder dem Libanon verlassen, weil sie politisch oder religiös verfolgt werden oder das alltägliche Leben für sie nicht mehr sicher ist, bringen oft ihre Kinder mit.
Für diese initiierte die Awo Bochum ein buntes, dreiwöchiges Ferien-Programm. 20 Flüchtlingskinder zwischen sechs und 14 Jahren fuhren an fast jedem Tag zum Jugendfreizeithaus Jawo nach Weitmar und erlebten täglich neue Überraschungen. „Alle wollen wiederkommen“, erzählt Nicole Birkenstock, Leiterin der Stadtranderholung.
Keine Sprachbarrieren
Freitag war der letzte Tag des Ferienprogramms, aber da gleichzeitig auch die muslimische Fastenzeit endet, waren nur drei der Flüchtlingskinder im Jugendzentrum. Gemeinsam erlebten sie den Clown „Pippy“ und lachten. Ein Bochumer Junge, der seit Jahren am Kinderferienprogramm teilnimmt, trägt die Brille eines Flüchtlingskindes. Beide sitzen während der Show nebeneinander auf dem Rasen. Beide sind Freunde geworden. Keine Seltenheit: „Die sind alle mittlerweile befreundet“, strahlte Birkenstock.
Viele würden sich aus den Schulen kennen. Die Verständigung der Kinder aus den Konfliktgebieten mit den Kindern aus Bochum sei kein Problem. „Wir hatten vorher auch Bedenken, aber wir haben welche hier, die sind seit acht Monaten in Deutschland und sprechen super deutsch.“
Ballspiele und Kunst
Jawo macht bis 10. August Sommerpause
Nach dem dreiwöchigen Sommerferien-Programm für Kinder und Jugendliche haben sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendfreizeithauses eine Pause verdient. Am 10. August um 15.30 Uhr öffnet das Jawo in Bochum-Weitmar wieder die Türen.
Montags bis donnerstags und sonntags hat das Jawo ab dann von 16 bis 20.30 Uhr geöffnet, freitags eine Stunde länger bis 21.30 Uhr. Das Jugendfreizeithaus Just an der Voßkuhlstraße 4 in Stiepel öffnet unter der Woche täglich um 15 Uhr.
Eine andere Frage war: Würden die Kinder aus den drei Flüchtlingsunterkünften Harpener Hellweg, Fröbelstraße und Heimstraße jeden Tag pünktlich zum Bus kommen? „Am ersten Tag haben sie verschlafen“, witzelt Maria Hagemeister, Fachbeauftragte des Kindergartenwerks. An den Folgetagen kamen alle Kinder pünktlich, bald darauf wollten sie auch noch ihre Freunde mitbringen. Zusammen mit 30 anderen und den Kindern des Stiepeler Jugendfreizeithauses Just wurden in der ersten Woche die Ballspiele auf dem Sportplatz in der Hordeler Heide und das Spielmobil entdeckt. Die zweite Woche wurde der Kunst gewidmet.
Mit den Betreuern, Ehrenamtlern und dem Bufdi gestalteten die Kinder Brettchen und stellten sie in Weitmar aus. Die dritte Woche verbrachten sie meist in der Turnhalle oder mit Wasserspielen. Oder vor dem PC: Den kannten einige Flüchtlingskinder zwar, aber nicht, dass jeder einen benutzen darf.
"Es wird keine einmalige Sache sein"
Täglich frühstückten die 50 Kinder gemeinsam und aßen zu Mittag. Genauso beliebt wie beim Bochumer Nachwuchs war bei den Kindern aus Syrien oder dem Libanon das Wassereis. Auch wenn es viele noch nie zuvor gesehen hatten.
Während der Flüchtlingswelle in den 1990er Jahren initiierte die Arbeiterwohlfahrt in Bochum schon einmal ein Integrationsangebot für Flüchtlinge in den Ferien. Diesmal nahm Paul Backwinkel, Leiter des Jawo, erfolgreich Kontakt zum Sozialamt auf und sorgte für eine gelungene Wiederholung. Hagemeister: „Ich denke, wir werden das weiterführen. Die Frage ist im Moment nur, wie. Aber wir wollen mit den Jugendzentren mehr machen. Es wird keine einmalige Sache sein.“ Viele der Flüchtlingskinder sagten bereits zu, auch außerhalb des Ferienprogramms kommen zu wollen.