Bochum. . Fördervereine schlagen Alarm: Bislang haben die Bibliotheken nur die Hälfte des Etats bekommen. Neue Medien können kaum angeschafft werden.
Den Büchereien geht das Geld für neuen Lesestoff aus: Mit einem eindringlichen Appell wenden sich die Fördervereine der sechs Familienbibliotheken in den Stadtteilen ans Rathaus.
Ihre Sorge: Wenn die Büchereien keine neuen Medien mehr anschaffen können, dann sinken die Leserzahlen – und schon gerät die Existenz der öffentlichen Bibliotheken in Gefahr.
Dies wäre nicht das erste Mal. Bereits im Jahr 2010 standen die Zweigstellen in Querenburg und Gerthe vor dem Aus. „Wir fürchten ein schnelles Ende oder ein langsames Sterben unserer Büchereien vor Ort“, meint Brigitte Bablich von „B hoch 4“, dem Zusammenschluss der sechs Fördervereine.
Diese Woche kam die erste Kiste
Der Grund für die Besorgnis liegt auf der Hand. Anders als üblich im Januar sind der Stadtbücherei diesmal erst im Mai Mittel für die Beschaffung neuer Bücher bewilligt worden – aufgrund der prekären Haushaltslage allerdings nur zur Hälfte. 200 000 Euro müssen sich die Zentrale am Rathaus und die sechs Zweigstellen untereinander aufteilen. Viel zu spät, mahnen die Fördervereine an. Fehlen würden nicht nur neue Bestseller, sondern auch Medien für Kinder und Jugendliche wie Bilderbücher oder Lernhilfen für die Schule.
„Die erste Kiste mit neuen Büchern kam diese Woche an“, sagt Elmar Linnemann vom Freundeskreis aus Querenburg. Die Folge sei bereits zu greifen: Einen „spürbaren Einbruch“ bei den Ausleihen beobachten die Vertreter der Fördervereine. „Viele Leser reagieren enttäuscht, weil sie die neuen Bücher von der Bestsellerliste nicht mehr bekommen“, sagt Jutta Rohert aus Gerthe. „Manche überlegen schon, sich die 30 Euro für den Leserausweis künftig zu sparen.“
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Stimmung unter den MItarbeitern sei gedämpft
Die Stimmung unter den Mitarbeitern vor Ort sei entsprechend gedämpft. „Viele sind frustriert, wenn die Auslagen für neue Bücher leer bleiben“, sagt Lutz Gollnick aus Wiemelhausen. „Die Befürchtung ist groß, dass dieses Jahr kein weiteres Geld mehr kommen wird. Und nächstes Jahr geht das Geschacher dann weiter.“
Kulturdezernent verspricht weitere Mittel
Zumindest diese Sorge möchte der Kulturdezernent den Büchereifreunden nehmen. „Ich gehe fest davon aus, dass den Büchereien dieses Jahr noch weitere Mittel zur Verfügung gestellt werden“, sagt Michael Townsend auf Nachfrage. Wie hoch diese Förderung allerdings ausfalle, wisse er nicht.
„Kürzungen im Kulturbereich sind ein Riesenproblem, da gibt es nichts schön zu reden“, meint Townsend. Es gebe allerdings keine Strategie seitens der Stadt, die Bücherein auf diese Weise auszutrocknen. „Die Beschaffung neuer Medien ist ein zentrales Anliegen, sonst leidet die Attraktivität. Da müssen wir zwingend Lösungen finden.“ Schließlich seien Bücherein „die ältesten und meistgenutzten Kultureinrichtungen der Welt“.