Bochum. Schulabgänger und Flüchtlnge sorgen für einen Zuwachs der Arbeitslosenquote im Juni. Agentur-Chef erwartet Gegenbewegung mit dem Ende der Ferien.
Wieder zweistellig ist die Arbeitslosenquote in Bochum. Im Juni stieg sie gegenüber dem Vormonat um 0,1 auf 10,0 Prozent an, liegt aber noch unterhalb der Quote des Vergleichsmonats 2014 (10,2 Prozent).
„Der Anstieg ist eng mit der Zunahme bei den jüngeren Arbeitslosen verbunden“, sagt
Luidger Wolterhoff, Leiter der hiesigen Agentur für Arbeit. Nach dem Ende des Schuljahres wachse im Sommer die Jugendarbeitslosigkeit, baue sich nach den Ferien aber schnell wieder ab, wenn Jugendliche eine Ausbildung oder eine Beschäftigung beginnen.
Assistierte Ausbildung
Mit zusätzlichen Mitarbeitern wirbt die Agentur für mehr Ausbildungsstellen, die insbesondere Jugendliche mit weniger guten Ausbildungschancen zugutekommen sollen. Außerdem will sie in maximal 59 Fällen eine sogenannte „assistierte Ausbildung“ vermitteln. Bewerber und später auch der Ausbildungsbetrieb werden über den kompletten Zeitraum von der letzten Schulklasse bis zum Ende der Ausbildungszeit unterstützt. Den Bedarf dafür sieht der Agentur-Chef. Gleichwohl müssten auch die Betriebe gefunden werden, die potenziellen Azubis eine Chance geben, die die Voraussetzungen oder Erwartungen zunächst nicht 100-prozentig erfüllen.
Für die kommenden zwei Monate sieht Wolterhoff nur wenig Chancen auf einen Rückgang der Arbeitslosigkeit: „Der Arbeitsmarkt wird unter der Sommerflaute leiden. Die ändert jedoch nichts an der vorherrschenden stabilen konjunkturellen Entwicklung.“
Jeder dritte Arbeitslose ist über 50
Trotz des Anstiegs der Arbeitslosenquote hat es durchaus Bewegung auf dem Arbeitsmarkt gegeben. 805 Bochumer haben ihren Arbeitsplatz verloren und sind arbeitslos geworden. Im Gegenzug nahmen aber auch 768 eine Arbeit auf.
Unverändert schwierig ist der Arbeitsmarkt für Ältere. Jeder dritte Arbeitslose in der Stadt ist über 50. Die Tendenz bei den älteren Arbeitslosen ist steigend, zumal auch gesetzliche Erleichterungen für über 55-Jährige weggefallen sind.
Ein weiterer Grund für die gestiegene Arbeitslosigkeit liege, so die Agentur, in der zunehmenden Arbeitslosigkeit von Ausländern. „Wir sind darauf vorbereitet, dass zukünftig die Integration von Flüchtlingen und Asylbewerbern einen größeren Aufwand annehmen wird.“, sagt Agentur-Chef Wolterhoff. Zwei zusätzlich eingestellte Kräfte mit guten Englisch- und Französisch-Kenntnissen sowie ein Arabisch sprechender Mitarbeiter kümmerten sich intensiv um Flüchtlinge.
Enge Abstimmung mit Kommunen
Dabei gehe es zunächst um eine Bestandsaufnahme von Fertigkeiten und Abschlüssen, um die Frage der Anerkennung von Ausbildungen und um die Suche von Arbeitsplätzen. Dies geschehe in enger Abstimmung mit den Kommunen. „Flüchtlinge haben grundsätzlich nach drei Monaten die Chance, eine Arbeitserlaubnis zu bekommen.“ Bei der Entscheidung darüber spielten auch Faktoren auf dem Arbeitsmarkt eine Rolle; nämlich welche Fachkräfte besonders gefragt sind oder in welchen Berufen die Nachfrage besonders stark ist.