Bochum. . Das Baden in der Ruhr oder im Kemnader See in Bochum soll verboten bleiben – auch wenn es am Baldeneysee Essen teilweise bald erlaubt sein könnte.

Der Sommer steht vor der Tür und mit ihm die Frage: Wo sich Abkühlung verschaffen, wenn die Temperaturen nach oben klettern? Wer sich abseits von Hallen- und Freibädern ins kühle Nass stürzen will, der hat in Bochum schlechte Karten. In der Ruhr und dem Kemnader Stausee ist das Baden offiziell verboten. In Essen hingegen könnte ab 2016 das Baden im Baldeneysee an einigen Tagen im Sommer erlaubt sein. Warum also nicht auch in Bochum?

Wasserqualität ist in Ordnung

„Hinsichtlich der hygienischen Bedingungen spricht grundsätzlich nichts gegen das Baden in der Ruhr“, sagt Wolf Merkel, Sprecher des Projekts „Sichere Ruhr“, das drei Jahre lang – von 2012 bis 2014 – die Wasserqualität zwischen Kemnader Stausee und Mülheim unter die Lupe nahm. Beste Voraussetzungen seien mehrere regenfreie Tage. „Problematisch wird es nach stärkeren Regenfällen“, so Merkel. Denn dabei gelangen Viren, Bakterien aber auch Parasiten von landwirtschaftlichen Flächen, aus der städtischen Kanalisation oder durch Kläranlagenabläufe in den Fluss.

Doch nicht nur die Wasserqualität ist ausschlaggebend, wenn es darum geht, in der Ruhr zu planschen. „Das Hauptproblem ist, dass die Strömung den Fluss unberechenbar macht“, sagt Torsten Keller, Bezirksleiter der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Bochum. „Wir haben alle ein bis zwei Jahre einen Ertrinkungstoten in der Ruhr“, so Keller. Auch die Stadt selbst rät dringlich davon ab, den Fluss als Ersatz für die öffentlichen Bäder zu sehen. „Die Ruhr ist nicht zu unterschätzen, auch wenn sie oberflächlich vielleicht ruhig und harmlos aussieht“, so Stadtsprecherin Tanja Wißing.

Bootsverkehr und Wasserpflanze Elodea bilden weitere Gefahren

Und der Kemnader Stausee? Auch dort ist das Baden seit 1980 verboten. Als besonders problematisch sieht man in der Bezirksregierung Arnsberg, in deren Zuständigkeitsbereich der See liegt, die Nähe zur Kläranlage Ölbachtal, so Sprecher Christian Chmel-Menges. „Wir sind an eine EU-Richtlinie gebunden. Fakt ist, dass die Wasserqualität nur an wenigen Tagen im Jahr dieser Richtlinie entspricht.“ Fortlaufende Messungen und nur sehr kurzfristige Freigaben zum Baden wären die Folge.

Hinzu kommt der Bootsverkehr auf dem See und die als Wasserpest bekannte Pflanze Elodea, die regelmäßig große Teile des Sees bedeckt. „Selbst Motorboote haben da Probleme“, weiß Keller vom DLRG. Auch für Schwimmer wäre die Wasserpest eine Gefahr. „Baden im See hört sich schön an, aber die praktische Umsetzung gestaltet sich sehr schwierig“, so Chmel-Menges. „Dass in Essen 60 Parteien an der Umsetzung beteiligt sind, zeigt die Problematik.“