Bochum. Der heiße Sommer in Deutschland führt vermehrt zu Badeunfällen – oft mit tödlichem Ausgang. Auch in Nordrhein-Westfalen ist die Entwicklung der vergangenen Wochen beunruhigend. Erst am Sonntag ertrank ein 35-jähriger Mann beim Schwimmen in der Ruhr.
Stichproben der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) von Anfang Juli haben ergeben, dass sich die Zahl der Badetoten im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt hat. Insgesamt 32 Menschen sind deutschlandweit allein zwischen dem 1. und 10. Juli in Flüssen und Seen ums Leben gekommen. 2012 waren es laut DLRG im gleichen Zeitraum nur 15.
Die traurige Bilanz aus Nordrhein-Westfalen allein vom Montag: In Paderborn entdeckte die Polizei zwei Tote in Seen, in Duisburg zog die Feuerwehr die Leiche eines 42-Jährigen aus einem See, der seit drei Wochen vermisst wurde.
Anfang Juli ertrank ein Achtjähriger in der Ruhr bei Wetter. Auch in einem See in Düsseldorf kam für einen 13-Jährigen jede Hilfe zu spät, nachdem er von einem Tretboot gesprungen war. Mitte Juli konnte ein 53-Jähriger aus Essen von Rettungskräften nur noch tot aus der Ruhr geborgen werden. Im Rhein bei Köln ertrank ein 23-Jähriger.
DLRG-Sprecher Sebastian Löw erklärte dazu: „Die Zahlen hören sich natürlich erstmal dramatisch an.“ Doch hänge die Zunahme der Unfälle mit der Hitze zusammen. Anfang Juli 2012 sei es relativ kalt gewesen.
Selbstüberschätzung, Leichtsinn und mangelndes Schwimmvermögen
Als Ursachen für die tödlichen Unfälle vermutet die DLRG Selbstüberschätzung, Leichtsinn und mangelndes Schwimmvermögen. „Aber auch geübte Schwimmer haben gegen starke Strömungen oft keine Chance“, warnt die Sprecherin der DLRG Westfalen, Bärbel Brünger.
Der 42-Jährige, der am Montag in Duisburg gefunden wurde, hatte nach einer Feier geprahlt, den See durchschwimmen zu können.
Gegen die Kräfte des Wassers haben auch geübte Schwimmer kaum eine Chance, warnt die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). „Nur an ausgewiesenen Badestellen ist es sicher“, sagt Bärbel Brüning, Sprecherin der DLRG in Westfalen.
Selbstüberschätzung, Leichtsinn und auch Alkohol ergäben eine lebensgefährliche Kombination beim Baden, gerade bei jungen Männern. „Verwirbelungen an Brückenpfeilern oder auch Unterströmungen ziehen einen Schwimmer sofort unter Wasser, wenn er dort hineingerät.“ Ansehen könne man es der Oberfläche nicht.
In Seen seien oft auch die Temperaturunterschiede für Unfälle verantwortlich. „Da kann es an der Oberfläche 24 Grad sein, an den Füßen aber schon 16 Grad“, so Brüning. Das könne zu Krämpfen und Kreislaufversagen führen.
Mangelnde Schwimmausbildung der Kinder
Auf den Flüssen gefährde der Schiffsverkehr die Schwimmer zusätzlich. Dass das Schwimmen in Rhein und Ruhr verboten ist, scheinen viele nicht zu wissen oder zu ignorieren. Einer der Gründe ist die hohe Keimbelastung. „In der Ruhr ist es seit den 70er-Jahren kommunenübergreifend verboten“, sagt Stefan Schulze, Sprecher der Stadt Essen.
Dass auch immer wieder Kinder Opfer von Badeunfällen werden, sieht die DLRG auch in der mangelnden Schwimmausbildung der Kinder begründet. „Einer aktuelle Umfrage zufolge kann fast jedes zweite Kind nach dem Ende der 4. Klasse nicht richtig schwimmen“, sagt Bärbel Brüning. Das sei eine dramatische Entwicklung.