Bochum. Zweiter Platz beim bundesweiten IKT-Gründerwettbewerb für die VMRay GmbH. Das Risiko von Angriffen in der vernetzten Welt wird immer größer.
Er kommt gerade zurück aus London. Zwei Tage war Carsten Willems (37) auf der europäischen Sicherheitskonferenz. Mit der Software VMRay-Analyzer dürfte er dort ein begehrter Gesprächspartner gewesen sein. Mit seinem Geschäftspartner Ralf Hund (32), beide sind am renommierten Horst-Görtz-Institut der Ruhr-Uni ausgebildete, promovierte Software-Spezialisten, hat er eine Suchsoftware entwickelt, mit der „bösartige“ Programme, Malware, analysiert werden kann, ohne dass ihr Analyzer selbst von dieser Malware entdeckt werden kann. Es ist eine neue Stufe im Katz- und-Maus-Spiel in der virtuellen Welt.
Computer schützen kann der Analyzer nicht. Aber er ist die Basis, um den richtigen Schutz zu bauen. Das untersuchte Programm oder eine Datei wird in einen geschützten Bereich, eine Sandbox, ausgeführt und dann haarklein analysiert.
„Das ist wie ein Röntgengerät“, erklärt Willems. „Wir liefern die Daten, der Anti-Viren-Hersteller baut dann seinen Schutz, die Polizei weiß was passiert, der Dax-Konzern kann seine Firewall konfigurieren.“ Es gibt eine Vielzahl potenzieller Abnehmer für die Bochumer Firma, die seit Anfang 2015 ihr Produkt verkauft.
Dax-Firmen, Regierungen, Polizeibehörden, Militär. Der Markt ist groß. Experten schätzen ihn auf jährlich 86 Milliarden US-Dollar für die gesamte IT-Sicherheit, ein Bruchteil davon entfällt auf Analysesysteme. Der Haupttreiber für das Wachstum der IT-Sicherheit „ist vor allem die zunehmende Konnektivität von IT-Systemen, die die Verwundbarkeit der Teilnehmer ständig erhöht und das Risiko von Angriffen und Schäden durch Schadcodes steigert“, sagt Willems. Je mehr Rechner, Prozesse, Systeme miteinander verbunden sind, desto größer ist die Gefahr von Angriffen und desto notwendiger wird der Schutz dagegen.
VMRay sucht einen Verkäufer in Nordamerika
Die VMRay GmbH setzt dabei neue Akzente. „Was wir machen ist die beste Technologie der Welt“, sagt Willems in bester Marketing-Manier und mit dem Wissen eines Mannes, der seit mehr als einem Jahrzehnt auf diesem Gebiet unterwegs ist. Zur Zeit sucht VMRay einen Verkäufer in Nordamerika für den Hauptmarkt USA und kündigt auch die Gründung einer Dependance in Silicon Valley auf absehbare Zeit an.
Aber nicht nur der Markterfolg gibt dem jungen, aus der Ruhr-Uni ausgegründeten Unternehmen Recht. Nach zwei Gründerpreisen und einer Finanzspritze von 500.000 Euro durch den Hightech-Gründerfonds wurde sie unlängst in Berlin mit dem zweiten Platz beim bundesweiten Wettbewerb „IKT-Gründung des Jahres“ ausgezeichnet.