Bochum. Mit der am Wiesental realisierten Installation „Some at times cast light“ von Kristina Buch wird Bochum dauerhaft künstlerisch verändert.

Bochum hat eine neue Adresse: Gestern wurde der „Grete-Penelope-Mars-Platz“ an der Friederikastraße, direkt am Wiesental eingeweiht. Reichlich Prominenz, an der Spitze Oberbürgermeister Ottilie Scholz, war zugegen, um eine Namensgeberin für den Platz zu ehren, die es gar nicht gibt.

Tatsächlich ist „Grete Penelope Mars“ eine fiktive Figur, die sich die Düsseldorfer Künstlerin Kristina Buch ausgedacht hat. Und doch kann man Grete ins Angesicht blicken, denn auf ihrem Platz wurde auch eine (von Buch geschaffene) Skulptur aufgestellt. Die ungewöhnliche Kunstaktion markiert den Schlusspunkt des Kunstfestivals Detroit-Projekt, mit dem das Schauspielhaus und Urbane Künste Ruhr ein Jahr lang Ungewöhnliches in unserer Stadt realisierten (wir berichteten).

Auch Glühwürmchen gehören dazu

Gefragt wurde stets nach „der Zukunft der Stadt“, und inwieweit Kunst den Blick auf Bochumer Potenziale nach der Opel-Schließung verändern könnte. Mit Kristina Buchs Installation „Some at times cast light“ wird Bochum tatsächlich dauerhaft verändert, denn der Grete-Penelope-Mars-Platz wird offiziell mittels Ratsbeschluss zukünftig in allen städtischen Verzeichnissen vermerkt sein; darüber hinaus bekommt der zuvor namenlose Platz am Wiesental so einen neuen Bezug. Eine Bank zum Verweilen neben der hübschen Grete Penelope soll folgen. Damit nicht genug: Im Grün nebenan wurden Leuchtkäfer ausgesetzt, die als Teil der künstlerischen Arbeit des Nachts sichtbar werden sollen.

Zur Person Kristina Buch

Kristina Buch (*1983) war die jüngste Teilnehmerin der documenta13 und hat ihre Arbeiten u. a. im Kölnischen Kunstverein und in der Emily Harvey Foundation New York gezeigt.

Ihr Werdegang ist einzigartig, sie studierte zunächst Biologie, dann ev. Theologie und schließlich Kunst am Royal College of Art in London und bei Rosemarie Trockel in Düsseldorf.

Bei der Enthüllung des Denkmals wurde auf die zwei Jahre währende Vorgeschichte hingewiesen. Denn naturgemäß ist es nicht leicht, einen Platz „einfach so“ umzubenennen, und dann noch ein Denkmal darauf zu postieren, das eine Frau ehrt, die es gar nicht gibt... Die zwar ernstgemeinte, aber auch den ersten Blick auch skurrile Kunst-Idee musste durch sämtliche politischen und Verwaltungsgremien; für die Künstlerin und „Detroit“-Kurator Olaf Kröck ein Bohren dicker Bretter. Am Ende waren alle begeistert: „Erst dachte ich, was für eine verrückte Idee!“, meint OB Ottilie Scholz, „inzwischen bin ich total begeistert.“

Neue Wirklichkeit erschaffen

„Penelope Mars ist erdacht, hat nie existiert, existiert nicht. Sie ist vielleicht Lüge, Kummer und Hoffnung in einem Kleid“, sagt Kristina Buch über die Frau, die nun mit der Büste abgebildet wird. Ein unmonumentales Denkmal, das wahr scheinende Fakten und Bilder, die wir uns machen, in Frage stellt und gleichzeitig eine neue Wirklichkeit erschafft. Für einen konzeptionellen Kunstanspruch ist das nicht eben wenig Gehalt. – Wenn Grete Penelope das noch erlebt hätte!