Bochum. Marco Massafras Inszenierung des Zweipersonenstücks „Disco Pigs“ bietet einen aufwühlenden Abend, der den langen Schlussapplaus verdient.

In „Disco Pigs“ verbünden sich zwei gegen den Rest der Welt. Ferklin und Schweinl sind Teenager und Nachbarskinder, am selben Tag im selben Krankenhaus geboren und seitdem unzertrennlich. Nun wollen sie ihren 17. Geburtstag feiern und ziehen durch die Stadt auf der Suche nach dem Disco Palast.

Am Wochenende hatte Enda Walshs 1996 uraufgeführtes Stück im Rottstr 5 Theater Premiere. Marco Massafra zeichnet für die Inszenierung (Mitarbeit /Ausstattung: Therese Dörr) verantwortlich. Er verzichtet auf Bühnenbild und Requisiten. Die Zuschauer sitzen im Karree um die Bühne, eine stufige Empore steht vor dem Eingang. Die Schauspieler sind dadurch sehr nah, man sieht ihre Spucke im Gegenlicht und riecht den Schweiß. Und Linus Ebner als Schweinl und Yvonne Forster als Ferklin geben auch wirklich alles.

Spaß und tiefe Verzweifelung

Ihre Geschichte ums Erwachsenwerden und die erste Liebe entwickelt über 75 Minuten emotionale Tiefe. Randalierend, tanzend und saufend ziehen die Beiden durch die öde Stadt auf der Suche nach dem Kick. Dabei bleibt unklar, was Realität ist und was Allmachtsphantasie. Sie spielen sich gegenseitig ihre blutige Geburt vor, wollen King und Queen ihres Reichs sein. Das bringt ihnen viel Spaß, birgt aber auch tiefe Verzweiflung in sich, die Massafra in leisen Szenen sensibel bebildert.

Poetisches Gemisch

Schließlich merkt Ferklin als erste, dass sie erwachsen wird, und dass sie Verantwortung übernehmen muss für ihr Tun. „Disco Pigs“ ist aufgrund der Kunstsprache kein einfacher Text. Die zum Teil sperrigen Worte, ein poetisches Gemisch aus englischen Ausdrücken, Kindergeplapper und Rap ist rhythmisch und bisweilen obszön, doch Forster und Ebner meistern diese Herausforderung zu jeder Zeit. Ein aufwühlender Abend, der den langen Schlussapplaus verdient.

Die nächsten Termine: 2., 20. Apri, Tickets 01 63 / 761 50 71