Bochum. Nach sechs Jahren hat sich das Theater Rottstraße 5 etabliert. Junge Talente und arrivierte Kräfte arbeiten gemeinsam – und immer bleibt Raum für Experimente.
Einer schreibt: „Gestern im Fight Club. Unfassbar, ich hatte Gänsehaut, ich bin euer Fan.“ Eine andere schreibt: „Habe ‘Das Bildnis des Dorian Gray’ gesehen und fand es fantastisch. Wir waren zu sechst dort und kommen wieder.“
Wenn man den Stimmen bei Facebook trauen darf, dann spielt sich auf der kleinen Bühne an der Rottstraße 5 momentan Großes ab. „Es läuft wirklich gut“, sagt auch ein sichtlich entspannter Theaterleiter Hans Dreher. „Als wir damals anfingen, da hätte ich nie gedacht, dass sich unser Theater mal so etablieren würde.“
Damals, das war im Jahr 2009, als sich eine Gruppe junger Kulturbegeisterter dazu entschloss, an der Rottstraße einen leer stehenden Raum fürs Theater flott zu machen. Die meisten von ihnen kamen vom Schauspielhaus und suchten nach einer neuen Spielstätte, um ihren eigenen Ideen von jungem Theater freien Lauf zu lassen. Während die ehemalige Nokia-Bahn übers Dach donnerte, wurde unten im Theater Tschechow gespielt: „Drei Schwestern“ von Martin Fendrich war eine der ersten Aufführungen. Dazu gesellten sich die nicht selten kräftezehrenden Theaterabenteuer von Arne Nobel, der später aber im Streit schied.
Für viele Schauspieler ein Sprungbrett
Heute steht das Theater Rottstraße 5 so gut da wie selten zuvor. „Viele der Schauspieler und Regisseure, die bei uns anfingen, arbeiten mittlerweile an großen Bühnen überall im Land“, sagt Hans Dreher, der selber als Regieassistent am Schauspielhaus anfing. „Da kommt schon väterlicher Stolz auf.“
Finanziell bewege sich das Theater auf halbwegs sicheren Beinen, meint der 40-jährige Theaterleiter zuversichtlich. „Um Miete und Honorare zahlen zu können, werden wir von der Stadt unterstützt.“ Allerdings bewege sich das Honorar an der Rottstraße „weit unter branchenüblichem Niveau“. „Wenn ein arrivierter Schauspieler wie Maximilian Strestik bei uns spielt, dann macht er das, weil es ihm einfach Spaß macht“, so Dreher. „Und wenn er dann noch gute Kritiken bekommt, umso besser.“
Auch interessant
Förderung von den Stadtwerken
Besonders freut sich Dreher über das Zukunftsprojekt der Stadtwerke, das eine Förderung der Off-Bühne von 20.000 Euro in den kommenden drei Jahren in Aussicht stelle. „Das hilft uns enorm, den regulären Spielplan auf den Beinen zu halten.“ Rund 20 Vorstellungen pro Monat traut sich die kleine Bühne derzeit zu – mit dabei sind echte Renner wie „Fight Club“ oder die Lesung aus „50 shades of grey“. Doch immer gibt es an der Rottstraße genügend Raum für sperrige Stoffe und Experimente wie „Krieg“ nach dem Roman von Rainald Goetz.
Momentan laufen an der Rottstraße gleich mehrere Proben. So ist ab Ende März eine Bühnenadaption von „Disco Pigs“ nach dem Roman von Enda Walsh geplant. Gespannt darf man auf Strindbergs „Traumspiel“ sein, das die Folkwang-Studentin Laura Junghanns an der Rottstraße einrichtet.