Bochum. Sechs Institutionen haben 30 Ausbildungsstellen zur Verfügung gestellt. Sie warten auf 17 junge Menschen, die gerade ihren Schulabschluss nachholen.

Die Wege von jungen Menschen, die in der Schule nicht zurecht kommen und schließlich ohne Abschluss dastehen, sind zumeist vorgezeichnet. Dass sie einen Ausbildungsplatz bekommen ist fast ausgeschlossen und wer dennoch einen Job findet, bleibt ein Leben lang von Arbeitslosigkeit bedroht. Gute Aussichten sind das nicht. 5200 junge Frauen und Männer, von denen 1700 einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz suchen, betreut das Jobcenter Bochum aktuell. 300 von ihnen (17,5 Prozent) haben keinen Schulabschluss.

17 von diesen 300 aber werden bald voraussichtlich beides haben: einen Schulabschluss und einen Ausbildungsplatz. Möglich macht das das „Bochumer Ausbildungsversprechen.“

Praxiseinheiten in Hauswirtschaft

Das Jobcenter hat es mit Unterstützung von Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz im Sommer des vergangenen Jahres auf den Weg gebracht und wird wohl auch erneuern. Sechs Institutionen – Bogestra, USB, VBW Wohnen, IHK, Kreishandwerkerschaft und Stadt – für die Umsetzung der Idee zu begeistern, war relativ leicht. 30 Ausbildungsplätze sind es geworden. Ausreichend Teilnehmer am „Fit for Future“-Programm zu finden war dagegen nicht so leicht.

4000 Jobcenter-Kunden sind im Langzeitbezug

Das Ergebnis der Studie „Chancenspiegel 2013“ der Bertelsmann-Stiftung ist weiterhin auch in Bochum aktuell.

So sind in Bochum von den knapp 6000 Jobcenter-Kunden ohne Schulabschluss mehr als zwei Drittel, also mehr als 4000, im Langzeitbezug.

Das heißt, sie sind dauerhaft auf Leistungen der Grundsicherung angewiesen.

„Das war schon schwierig überhaupt diese 17 zu finden“, sagt Martina Fischer, Geschäftsführerin des Jobcenters. „Zwei werden es wohl auch nicht durchziehen. Viele der 300, die keinen Abschluss haben, versuchen so auf dem Arbeitsmarkt unterzukommen. Viele sehen eben auch die hohen Anforderungen. Sie müssen über einen Zeitraum von 16 Monaten auf viel verzichten. Sie bekommen Arbeitslosengeld II, das ist unterer Level. Sie müssen lernen zu lernen, müssen den Unterrichtsstoff lernen, lernen sich Prüfungen zu stellen.“ Neben dem klassischen Unterricht gibt es Praxiseinheiten in Hauswirtschaft, Garten/Outdoor und stadtteilbezogenes Arbeiten.

"Kein Ausbildungsplatz geht verloren"

„Zudem“, sagt Fischer, „werden vier Betriebspraktika angeboten, bei den die Teilnehmer einen vertieften Einblick in die Arbeitswelt erhalten. Und um dem jeweiligen Unternehmen und den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, sich noch vor dem Ausbildungsbeginn intensiv kennenzulernen, werden die letzten beiden Betriebspraktika im möglichen Ausbildungsbetrieb stattfinden.“ Das erste startet am 30. März, das zweite im Juli. Wenn diese Praktika erfolgreich abgeschlossen worden sind, beide Seiten sich ein Ausbildungsverhältnis vorstellen können und der Jugendliche den Hauptschulabschluss schafft, löst der Betrieb sein „Ausbildungsversprechen“ ein. „Sollten Ausbildungsplätze nicht von einem der 17 jungen Menschen besetzt werden können“, sagt Fischer, „wird das Jobcenter geeignete Alternativkandidaten stellen. Kein Ausbildungsplatz geht verloren.“