Bochum. Die Dachdecker-Innung besucht in der „Woche der Ausbildung“ mit ihrem mobilen Ausbildungsstanddie Werner-von-Siemens-Schule in Harpen.
Schule kann anders sein. So wie an diesem Mittwoch an der Werner-von-Siemens-Schule in Harpen. Löten, Schweißen und Falten statt Mathe oder Englisch. Mitten auf dem Schulhof steht ein Hänger der Dachdecker-Innung, die in „Woche der Ausbildung“ an der Hauptschule Werbung in eigener Sache betreibt. Am kleinen mobilen Ausbildungsstand können sich Schüler mit den Grundhandfertigkeiten vertraut machen, die beim Arbeiten am und auf dem Dach fällig werden.
Denn: Nichts ist für Jugendliche bei der Berufswahl wichtiger, als sich praktisch zu orientieren und vertraut zu machen mit den Anforderungen an einen Lehrberuf. Praktika zu absolvieren, wenn möglich in der neunten und zehnten Klasse oder zudem wie an der Siemens-Schule noch eine Lernwerkstatt zu besuchen, „ist der entscheidende Weg in die duale Ausbildung“, sagt Luidger Wolterhoff, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit.
Händeringend sucht das Handwerk Nachwuchs – auch und gerade die Dachdecker. Ein Dutzend Lehrstellen blieben im vergangenen Jahr im Innungsbezirk unbesetzt, bis zu 30.000 Facharbeiter werden in zehn Jahren bundesweit fehlen. An der Wand des Ausbildungsstands hängen etliche Angebote für freie Lehrstellen. Das Problem ist: Der Dachdeckerberuf ist nicht sexy genug, „er hat ein Imageproblem“, so Luidger Wolterhoff. Dabei, so Dachdeckermeister Georg Bothur, einst selber Schüler an der Siemens-Schule: „Dachdecker ist ein komplexer, technischer Beruf mit vielen Anforderungen.“ Aber die Mehrzahl der Jugendlichen orientiert sich anders. „An unserer Schule wollen die meisten Kfz-Mechatroniker werden“, weiß Lehrer Ralf Schomann.
Zuverlässigkeit und Motivation signalisieren
Schüler mit der Vielfalt der Berufswelt vertraut zu machen und sie intensiv auf die Suche nach der richtigen Lehrstelle vorzubereiten, ist eine der Aufgaben, denen sich die Hauptschule in Harpen, eine von nur noch zwei aufnehmenden Hauptschulen in Bochum, besonders verschrieben hat. Das geschehe hier, lobt Agentur-Chef Wolterhoff, schon lange in vorbildlicher Weise.
Und allmählich bekommen auch Hauptschüler, von denen selbst an der Siemens-Schule bislang nur 25 bis 30 Prozent der jährlich 80 Absolventen einen Ausbildungsplatz erhalten, womöglich den Wandel am Arbeitsmarkt mit. „In meiner Wahrnehmung werden wir wieder mehr angesprochen, mehr gefragt und werden mehr Praktika angeboten“ so Rosa-Maria Theymann, die Koordinatorin für Berufsausbildung.
Die Chancen auf eine Lehrstelle könnten also steigen. Und sie sind jetzt schon hoch unter den Mädchen und Jungen, die sich etwa über die Lernwerkstatt besonders mit dem Thema Berufsfindung beschäftigen und dem Arbeitsmarkt Interesse, Zuverlässigkeit und Motivation signalisieren. Das, darin sind sich alle Akteure von Schule, Handwerk und Arbeitagentur einig, ist das A & O bei der Lehrstellensuche.