Bochum. Verbindliche Vorgaben der Europäischen Union, um die Flut von Kunststoffmüll einzudämmen, werden von Bochumer Geschäftsleuten durchweg begrüßt.

Auch in Bochum tragen viele Menschen ihre Einkäufe in Plastiktüten nach Hause. Hier und da baumelt an ihrer Stelle zwar ein Stoffbeutel an der Hand, aber das Plastikmodell bleibt doch Standard. Kein Wunder – in vielen Geschäften gehen die kostenlosen Tüten täglich über den Tisch. Ohne gesetzliche Vorgaben sehen sich auch die Einzelhändler in Bochum kaum in der Lage, konsequent auf die Abgabe der Tüten zu verzichten. „Ich stehe einer kostenpflichtigen Abgabe von Plastiktüten positiv gegenüber.

Allerdings muss das dann auch ausnahmslos gelten. Ich möchte in Bochum nicht der einzige Buchhändler sein, bei dem der Kunde für die Tüten bezahlen muss“, sagt Buchhändler Nils Janssen. Er dränge die Tüte aber nie auf und setze immer darauf, dass Kunden das Buch in einer eigenen Tasche transportierten. „Ein Kunde bringt immer eine gefaltete Plastiktüte von uns mit und benutzt dieselbe bei jedem Einkauf. Das finde ich natürlich besonders schön“, so Janssen. „Die kostenlose Tragetasche ist ein Teil des Services. Aber wir sind um jeden Kunden dankbar, der seine eigene Tasche mitbringt,“ sagt auch Schuhhändler Frank Beckmann.

Umweltpolitisch notwendig

Der eigene Stoffbeutel ist dabei keine überzogene Öko-Geste, sondern wird von der Europäischen Union als umweltpolitisch absolut notwendig erachtet. Die Weltmeere werden durch das Plastik nachhaltig verschmutzt, zahllose Tiere sterben oder tragen Kunststoff im Körper. Der Abbau manches Kunststoffs dauert 500 Jahre. In Europa wird nicht einmal jede zehnte Tüte recycelt. Jetzt will die EU den Pro-Kopf-Verbrauch von Plastiktüten von derzeit 200 pro Jahr bis 2025 auf 45 Stück senken. Ein europaweites Verbot ist derzeit vom Tisch, doch die EU-Staaten sollen bald selbst dafür Sorge tragen, die EU-Vorgaben zu erfüllen, etwa durch eine Plastiktüten-Abgabe. Wie die Bundesregierung die Vorgaben der Europäischen Union umsetzen wird, ist noch in der Diskussion.

Bochumer Originale planen Taschen-Event

Charlotte und Margret Sollmann vom Stoffladen „Elsbeth & ich“ planen mit den Bochumer Originalen ein TaschenEvent am Samstag, 9. Mai.

Vor zwölf Geschäften können sich die Bochumer mit Hilfe eine Tasche nähen. „Für ein selbst genähtes Stück entsteht eine andere Wertschätzung“, so Margret Sollmann.

Die Händler machen sich indes auch in Bochum praktische Gedanken zum Thema. Da in Supermärkten keine kostenlosen Tragetaschen ausgegeben werden, bietet Uwe Klimansky, Inhaber des Veggihaus in der Innenstadt, den Kunden Varianten an: schicke Recycling-Tragetaschen aus PET-Flaschen, Recycling-Papiertaschen und seit einiger Zeit können Kunden Leihnetze mieten. „Sie werden immer mehr angenommen und ich glaube, es braucht einfach Zeit, damit die Leute umdenken“, so der Lebensmittelhändler. Allerdings sei das Kundenklientel in seinem veganen Supermarkt ohnehin eher umweltbewusst eingestellt, sagt Klimansky.