Bochum. Regisseurin Heike M. Götze zeigt berührendes Drama „Gift“ mit Dietmar Bär in den Kammerspielen. Premiere am Samstag, 14. März.

Dass gut geschriebene Ehedramen durchaus Unterhaltungswert besitzen können, haben Autoren wie Edward Albee mit „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ oder Yasmina Reza mit „Gott des Gemetzels“ gezeigt.

Auch „Gift“ von Lot Vekemans erzählt die Geschichte einer zerrütteten Ehe, doch geht die niederländische Autorin ernsthafter, wohl auch trauriger an ihr Thema heran. Regisseurin Heike M. Götze hat das Zwei-Personen-Stück jetzt in den Kammerspielen eingerichtet, es spielen Bettina Engelhardt und Dietmar Bär.

„Gift“, das in der deutschen Fassung den Untertitel „Eine Ehegeschichte“ trägt, wird derzeit auf vielen Bühnen gespielt. Aufführungen gibt es u.a. an den Münchener Kammerspielen, in Düsseldorf und am Deutschen Theater Berlin (hier mit Dagmar Manzel und Ulrich Mathes prominent besetzt).

Berührt vom Lesen des Textes

Einige dieser Aufführungen hat sich Heike M. Götze, deren Einrichtung von „Alter Ford Escort dunkelblau“ bei vielen Theaterfans unvergessen ist, für ihre Inszenierung angesehen. „Das mache ich gern“, sagt sie. „Irgendwie lernt man immer was dazu.“

Am heftigsten berührt habe sie das Stück allerdings beim Lesen des Textes: „Das entwickelte einen irrsinnigen Sog“, sagt sie. „Dass mich ein Text so tief rein zieht, habe ich noch nie erlebt.“ Am Ende habe sie geweint und dann alle Menschen angerufen, die ihr im Leben etwas bedeuten. „Ich wollte ihnen einfach sagen, wie gern ich sie habe.“

Lichtjahre voneinander entfernt

Erzählt wird die Geschichte eines geschiedenen Paares. Zehn Jahre nach dem Unfalltod ihres einzigen Kindes treffen sich ein Mann und eine Frau auf dem Friedhof wieder, wo ihr Sohn begraben liegt. Beide haben sich seither nicht mehr gesehen. Während sie in der Friedhofshalle warten müssen, brechen alte Erinnerungen und die ewigen Vorwürfe wieder auf. Beide sind im Schmerz um den Verlust vereint und haben sich doch Lichtjahre voneinander entfernt.

„Ich habe ein Kind verloren. Ich habe ein Recht auf Trauer“, sagt die Frau, während der Mann antwortet: „Das muss aufhören. Du badest ja drin.“ Aus diesem Gewissenskonflikt entwickele das Drama seine Tiefe, meint die Regisseurin. „Ich kann beide Figuren nachvollziehen.“ Jemand, der so lange Zeit um ein Kind trauere, findet sich schnell am Rande der Gesellschaft wieder. „Das sind Menschen, die am Hier und Jetzt zerbrechen“, sagt Heike M. Götze.

Dietmar Bär zeigt neue Seiten seines Könnens

Die 38-jährige Regisseurin berichtet von gelungenen, intensiven Proben. „Beide Schauspieler hatten Lust auf den Stoff“, meint sie. Vor allem Dietmar Bär, im Fernsehen eher auf bollerige Typen abonniert, würde neue Seiten seines Könnens zeigen. „Dietmar ist ein Meister der Zwischentöne.“

Um keine Friedhofshalle zeigen zu müssen („das hätte keinen Nährwert“), sei das Bühnenbild ganz weiß gehalten. „Die Bühne ist der dritte Spieler“, meint Götze. Ein leicht verdaulicher Theaterabend sei „Gift“ nicht: „Theater ist auch dazu da, um sich berühren zu lassen“, findet Götze. Der erste Prosecco nach der Vorstellung könne den Zuschauern allerdings etwas anders schmecken als gewohnt.

Premiere am Samstag, 14. März, 19.30 Uhr. Es gibt noch Restkarten. Wieder am 20. und 27. März. Karten: Tel. 0234 / 33 33 55 55