Bochum. . Seit einem Jahr steht im Mensa-Foyer der Ruhr-Uni ein ausgedienter Zigarettenautomat. Erstmals ist nun ein Werk einer Bochumer Autorin drin.

Seit einem Jahr steht im Mensa-Foyer der Ruhr-Universität ein ausgedienter Zigarettenautomat. Es handelt sich dabei um einen Literaturautomaten – um das einzige Exemplar seiner Art im Ruhrgebiet. Nun hat erstmals ein Werk einer Bochumer Autorin den Weg in den Automaten gefunden.

Die Düsseldorfer Lyrikerin Pamela Granderath ist Initiatorin des Projekts „Literaturautomat“. Zusammen mit der Kulturmanagerin Christine Brinkmann hatte sie sich gefragt, wie man Literatur auf interessante Art präsentieren könne. Gegen Münzeinwurf von 2 Euro können aus dem umfunktionierten Zigarettenautomaten kleine Schachteln gezogen werden, die ein thematisches Sammelsurium vom klassischen Gedicht bis zur Kurzgeschichte von zumeist weniger bekannten Schriftstellern bereithalten. Für Autoren, die ihren Text im Literaturautomaten vertreiben möchten, läuft dauerhaft eine offene Ausschreibung. Es kann sich jeder bewerben, der eine wichtige Vorgabe beachtet: Die Texte müssen kurz sein.

Neues Projekt der Autorin

„Dank des exponierten Standortes wird der Automat sehr gut frequentiert“, zeigt sich Pamela Granderath sichtlich zufrieden. Inmitten des gemütlichen Loungebereiches ist er Anlaufpunkt für Studierende, Lehrende und Mitarbeiter der Uni, die in der Pause zum Kaffee Literatur in kleinen Dosen genießen möchten. In der Regel werde der Automat alle acht Wochen neu befüllt. „Manchmal wird soviel gezogen, dass wir zwischendurch nachfüllen müssen.“ Im Schnitt werden zwischen 50 und 60 Boxen pro Monat an den Leser gebracht.

Die Bochumer Autorin Anja Liedtke hat selbst an der Ruhr-Uni studiert und freut sich, dass dort bis Ende April eine ihrer Kurzgeschichten zu bekommen ist. „So schnell stirbt sich’s nicht“ ist der Titel dieser Geschichte, die sie im Rahmen eines Workshops geschrieben hat. Darin erzählt die Autorin von einer lebensmüden Frau, die auf der Flucht vor Einsamkeit eine radikale Lösung in Betracht zieht, mit Selbstmord kokettiert und durch einen Vogel auf den Weg zurück ins Leben gebracht wird.

Etwas andere Verbreitung von Literatur begann 2006

Der Literaturautomat ist eine Initiative von Pamela Granderath (ART Connection) und Christine Brinkmann (zakk) zur etwas anderen Verbreitung von Literatur. Am 14. Dezember 2006 wurde der erste Automat befüllt.

Anja Liedtke, geb. 1966, ist freie Schriftstellerin. Sie war Gründungsmitglied der Lokalen Agenda 21 in Bochum und Mitglied im Beirat der Bochum Agenda. Der Arbeitskreis Agenda21 und Schulen bildete sich 1998.

Anja Liedtke gefällt der Ansatz des Literaturautomaten, die Texte niederschwellig an die Leser zu bringen: „Literatur kann auch prägend sein, wenn sie nebenbei konsumiert wird.“ Momentan arbeitet sie an einem Projekt, das nicht in den Automaten passen würde. Im April feiert ihr Theaterstück „Richard Gloster“ Premiere im Thealozzi-Theater.