Bochum. . Das Bochumer Tierheim muss immer spitzer rechnen. Die Ausgaben werden immer größer, die Einnahmen aber immer kleiner.
„Wir sind längst noch nicht insolvent, hoffen auch, dass wir das abwenden können, aber wir müssen immer mehr dafür tun und besser wirtschaften.“ Das sagt Angela Nieswand, 2. Vorsitzende des Tierschutzvereins, der das Tierheim an der Kleinherbeder Straße betreibt.
Sie sagte dies vor dem Hintergrund, dass jedes zweite Tierheim vor dem finanziellen Aus steht, wie der Deutsche Tierschutzbund geschätzt hatte.
Leben von Ersparnissen
Mit dem Tierheim und seinen zehn festangestellten Mitarbeitern hat der gemeinnützige Verein mit Abstand die meisten Ausgaben. Allein die Personalkosten belaufen sich auf eine Viertelmillion Euro im Jahr. Tendenz: steigend. „Unsere Ausgaben werden immer größer, die Einnahmen aber immer kleiner“, sagte Angela Nieswand auf Anfrage der WAZ. Man lebe seit Jahren quasi von den Ersparnissen. „Wir müssen noch keine Angst haben, dass wir die Gehälter nicht mehr zahlen können, aber wenn neue Herausforderungen auf uns zukämen, könnten wir diese nicht bewältigen.“ Mit „Herausforderungen“ meint die Juristin zum Beispiel einen großen Schaden wie zuletzt die verschimmelten Dächer, deren Sanierung den Verein mehrere 100.000 Euro gekostet hatte.
Die größten Einnahmen kommen als Spenden herein. Zuletzt etwas mehr als 100.000 Euro im Jahr. Die Tendenz sei aber rückläufig. Wenn das Spendenaufkommen wegbräche, wäre dies „eine absolute Katastrophe“, sagt die Tierschützerin, die nach dem Rücktritt der 1. Vorsitzenden vor knapp zwei Wochen (die WAZ berichtete) nun die Geschäfte bis auf weiteres leitet.
„Alles wird teurer. Das trifft auch unsere Bürger - unsere Spender und Förderer“
Weitere Einnahmen sind die Vermittlungsgebühren (100 Euro bei Katzen, 200 Euro bei Hunden abzüglich ein Jahr Hundesteuer für Erwerber aus Bochum), Tierpatenschaften, Mitgliedsbeiträge, Sachspenden, Kursgebühren für die vereinseigene Hundeschule sowie Sponsoring (etwa bezahlte Werbeflächen auf dem Tierheimgelände). Außerdem überweist die Stadt dem Verein regelmäßig Geld für gefundene und sichergestellte Tiere. Aber all diese Einnahmen decken nicht die laufenden Kosten. „Alles wird teurer. Das trifft auch unsere Bürger. Und das sind unsere Spender und Förderer“, sagt Angela Nieswand.
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Außer dem Personal kosten vor allem der Tierarzt viel Geld, das Futter (vor allem das Spezialfutter) sowie die Energieversorgung und Unterhaltung des Gebäudes. Und Tierrettungen laufen ebenfalls auf Rechnung des Tierschutzvereins.
Zu seinem großen Glück kann der Verein aber auf seine vielen ehrenamtlichen Helfer zurückgreifen. Angela Nieswand: „Ohne Ehrenamtler können wir uns nicht halten.“
Zurzeit sind im Tierheim 40 Hunde, 42 Katzen sowie Kleintiere untergebracht.