Bochum. Die Anzahl der Unfallfluchten ist deutlich gestiegen. Sechsmal passiert diese Straftat pro Tag in Bochum. Die Polizei berichtet von massiven Fällen.

An jedem einzelnen Tag wird im Bochumer Stadtgebiet rund sechsmal eine ganz spezielle Straftat begangen: die Unfallflucht. Und die Tendenz war in Bochum zuletzt deutlich steigend. Im Jahr 2013 machten sich Unfallbeteiligte noch in 2130 Fällen aus dem Staub, im vergangenen Jahr waren es hingegen schon 2330 Menschen. Das bedeutet gleichzeitig, dass nach fast jedem fünften Unfall in Bochum ein Beteiligter einfach verschwindet, ohne sich um den Schaden zu kümmern.

„Sie stehen nicht zu ihren Fehlern“, sagt Polizeidirektor Rudi Koriath, Bochums ranghöchster Verkehrspolizist. „Das tut den Geschädigten weh.“ Denn nicht einmal jeder zweite Unfall mit anschließender Flucht wird aufgeklärt (46,6 Prozent im vorigen Jahr), und deshalb muss der Leidtragende des Unfalls die Reparaturkosten oft ganz allein tragen. Bedenkt man, dass heute zum Beispiel ein Außenspiegel wegen der eingebauten Elektronik und die Montage meist mehrere hundert Euro kosten, kann selbst ein relativ einfacher Parkunfall ein dickes Loch in eine Familienkasse reißen. Zumal auch die Selbstbeteiligung im Versicherungsvertrag oft bei 300 Euro liegt.

„Das ist schon irre“

Koriath berichtet zum Beispiel von einem Fall, der sich erst am vergangenen Mittwochabend in Langendreer abgespielt hat. Da hatte jemand auf der Straße Witte-Wie den Außenspiegel eines parkenden Autos abgefahren, in dem eine 91 Jahre alte Dame saß. Der Spiegel wurde zerstört. Aber auch der rechte Spiegel des Unfallverursachers brach ab - und trotzdem gab der Täter Gas und fuhr einfach weiter. „Es ist schwer verständlich, dass jemand so etwas tut. Das ist schon irre“, sagt Koriath. „Zu so einem Fehler sollte man stehen.“

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Der Strafrahmen bei Unfallflucht reicht von einer Geldstrafe bis zu drei Jahren Gefängnis. Haft kommt aber wohl nur nach Unfällen mit Personenschäden in Betracht. Davon gab es im Vorjahr 32 Fälle in Bochum. Dazu zählt der markante Fall vom 10. Dezember an der Kreuzung Hattinger Straße/Kesterkamp in Linden. Damals soll ein 7,5-Tonner in die Nebenstraße eingebogen sein und eine 56-jährige Frau erfasst haben. Schwer verletzt kam sie ins Hospital, wo sie anfangs nicht vernehmungsfähig war. Bis heute ist der Fahrer des Lkw, der eine dunkle Plane mit der weißen Aufschrift „Erbo“ oder „Ergo“ hatte, unbekannt. „Wir haben Klinken geputzt, geprüft, wo solch ein Lkw aufzufinden ist“, berichtet Koriath. In Duisburg habe man dann endlich einen verdächtigen Lkw entdecken können. Aber der war zur Tatzeit abgemeldet. Die Suche blieb erfolglos.