Bochum. . Das Unternehmen von Ralf Lottig hat sich weltweit einen Namen in der Showlaser-Branche gemacht. Es hat schon vieles spektakulär in Szene gesetzt.
Dass Ralf Lottig zu schillernden Übertreibungen neigt, lässt sich nicht sagen. Auf der Internetseite seiner Firma ist die Rede von einem „technischen Dienstleister von Spezialeffekten für Veranstaltungen“. Was sich ziemlich dröge anhört, ist in Wirklichkeit ein buntes, atemberaubendes Geschäft, das der 51-Jährige betreibt. Ob bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spielen 2004 in Athen, der Abschlussfeier der Commonwealth Games 2010 in Neu Delhi, bei Maske- oder Klitschko-Boxkämpfen oder dem mehrwöchigen Sinne-Spektakel, das VW jedes Jahr in der Autostadt veranstaltet, Lottigs Tarm Showlaser GmbH hat bei vielen außergewöhnlichen Veranstaltungen die Finger im Spiel.
Im Spezialsegment „Lasershow“ gehört das mittlerweile in einer Krupp-Villa in Hordel ansässige Unternehmen zu den Großen – und zwar weltweit. „Wir waren mit die ersten Firmen überhaupt, die es in Europa gab“, sagt Sascha Kwasny (41), Assistent der Geschäftsführung. Für Inhaber Ralf Lottig hat sich mit seiner 1988 gegründeten Firma ein Lebenstraum erfüllt. „Ich wollte immer etwas mit Show machen.“ Geträumt habe er etwa davon, einmal für Pink Floyd arbeiten zu dürfen. Viele Jahre später sollte es genau dazu kommen. Beim Festival im englischen Knebworth lieferten Lottig und seine Mannschaft für die Rock-Giganten die Lasershow. Mit einem riesigen Aufwand.
80.000 Euro Transportkosten
Damals wurden die wuchtigen Laseranlagen noch mit Wasser gekühlt. Einen Wasseranschluss gab es auf dem freien Feld aber nicht. „Das heißt das Wasser musste mit Tankwagen im Pendelverkehr heran gekarrt werden“, erinnert sich Ralf Lottig. Es war die Zeit, in der eine Laseranlage mit Trafo und Netzteil noch zwischen 800 und 900 Kilogramm wog und Transportboxen mächtige Ausmaße hatten.
Heute wiegen die Geräte nur noch ein Bruchteil und sind deutlich kleiner, was die Transportkosten deutlich mindert; allein für Shows in Dubai fielen früher allein dafür bis zu 80.000 Euro an. Der Haken dieses Downsizing, das einherging mit einer enormen Leistungssteigerung der Geräte: Es sei nicht leicht, Kunden zu erklären, dass so eine „Kompaktanlage“ mitunter beträchtliche Mietkosten verursacht. Schließlich ist eine in den USA gefertigte Anlage 140.000 Euro wert.
Die Vermietung des Equipments, zu denen auch ganze Batterien von Nebelmaschinen gehören, und die Umsetzung eines Themas in einer Lasershow, damit verdient Tarm seit mehr als 25 Jahren Geld. Die Technik, zum Teil selbst entwickelt und eigens für Tarm produziert, ist dabei der eine Teil der Erfolgsgeschichte.
Und der andere? „Wir vergleichen das mit einer Rockband“, sagt Sascha Kwasny. „Es kann sich jeder Instrumente kaufen. Aber was dabei herauskommt, der kreative Output, ist das, was uns ausmacht.“ Eine der Stärken sei es, in einer Gruppe spezialisierter Showteilnehmer mit zu mischen. „Es ist nicht so, dass man da mit einem strubbeligen Kopf ankommen kann.“ Kwasny, studierter Betriebswirt und vom Ausarbeiten der Angebote bis zur Entwicklung von Produkten für vieles zuständig, hat sich das Fachwissen für das Geschäft selbst erarbeitet.
Vier Wochen in Athen
Themen umzusetzen, die passende Musik auszusuchen – darum geht es meistens. In Athen etwa projizierte das Tarm-Team per Laser mathematische Formeln auf einen Zykladenkopf, der später auseinander brach und so die griechische Inselwelt darstellte. Vier Wochen lang war das fünfköpfige Team vor Ort, um seinen Beitrag an der Show einzustudieren. „Der Aufwand war riesig“, sagt Ralf Lottig. Gerade bei Großveranstaltungen neigten die Ausrichter bisweilen zur Überorganisation. Dass es auch anders geht, bewies die Crew bei den Commonwealth Games. Erst eine Woche vorher erfuhr sie, dass sie Teil der Abschiedsshow sein sollte. Dennoch schaffte sie es, das Equipment nach Delhi zu bringen, die Show zu programmieren und sie – ohne Generalprobe – reibungslos in die Luft zu zaubern. Es war die perfekte Welle.
Goldene Schallplatte für Anschub von „Conquest of Paradise“
Beim Betreten des Büros stechen sie ins Auge. Hinter dem Schreibtisch von Sascha Kwasny hängen mehrere goldene Schallplatten an der Wand. Die schillernden Scheiben sind ein Dankeschön der Plattenfirma dafür, dass die Tarm-Crew dem Vangelis-Titel „Conquest of Paradise“ den entscheidenden Anschub zum Welterfolg gab. Die Bochumer hatten ihn bei einer Hochzeitsfeier verwendet und schlugen dem Fernsehsender RTL vor, ihn als Nachfolger für „Carmina Burana“ beim Einmarsch von Boxer Henry Maske beim WM-Kampf 1994 zu verwenden. 15 Millionen Fernsehzuschauer sahen den Kampf und hörten das Lied als Untermalung der imposanten Tarm-Lasershow. Album und Single stiegen danach raketengleich in den Charts, das Album wurde mit Gold und Platin in 17 Ländern ausgezeichnet. Und einige Goldene hängen nun in Hordel an der Wand.
Vor fünf Jahren hieß die Firmenadresse noch Rombacher Hütte, die Büros waren im Komplex der früheren, deutschlandweit bekannten
Discothek Tarm-Center untergebracht. Dessen Inhaber Rüdiger Müller und Richard Krumhus (Tarm Lasertechnik) waren bis zum Jahr 2000 an der Tarm Showlaser GmbH beteiligt, seit dem ist Ralf Lottig Alleininhaber.
Trendsetter in der Branche
Dass sich seine Firma so lange am Markt hält, hat vor allem zwei Gründe: die kontinuierliche Weiterentwicklung ihrer Kompetenz, bisweilen ist sie gar Trendsetter („Alle die sich in dem Bereich betätigen, gucken auf uns“). Und: „Unser Vorteil ist, dass wir seit Jahren bekannt sind. Wenn man einmal im Team ist und vernünftige Arbeit abliefert, dann ist das fast wie eine Bank.“
Eine große Portion Abgeklärtheit gehört auch dazu. Fünf Minuten hatten Sascha Kwasny und Techniker Klaus de Salangre 2004 in Athen, um bei der Eröffnungsfeier unter der Bühne ein Rohr anzubringen, das auf die Bühne gehoben wurde und aus dem Laserstrahlen in den Himmel geschickt wurden. Nur fünf Minuten. Und das angesichts einer Liveshow mit drei Milliarden TV-Zuschauer. Lottig: „Die Jungs haben die Nerven behalten.“ Die Show lief wie am Schnürchen.
So viel Coolness braucht es auch, wenn man drei Veranstaltungen in einer Woche absolvieren muss. Das sei nicht immer so. „Bei uns ist das nicht wie beim Bäcker. Manchmal haben wir viel, manchmal wenig zu tun.“ Aber die Bandbreite der Veranstaltungen ist groß. Sie reicht von Olympischen Spielen bis zu Veranstaltungen mittelständischer Firmen. „Ab 13.000 Euro fängt es bei uns an“, erklärt Sascha Kwasny. Und auch dafür gibt es auch schon jede Menge bunte Wellen.