Bochum. . Am Heinrich-von-Kleist-Gymnasium gibt es ein Drei-Säulen-Prinzip und an drei Tagen Unterricht bis 15 Uhr. Hausaufgaben dagegen gibt es nicht.
Das Abitur nach der 12. Jahrgangsstufe bleibt ein Dauerthema. Seit mehr als zehn Jahren gibt es G8 und immer noch Schulen, die ruckeln und zuckeln, damit ihre Schülerinnen und Schüler damit klar kommen. Am Heinrich-von-Kleist-Gymnasium haben sie für sich die Antwort auf G8 gefunden. „Unsere Antwort ist der Ganztag“, sagt Schulleiter Eckhard Buda. „Wir stärken Stärken und gehen Schwächen an.“ Das Heinrich-von-Kleist-Gymnasium ist das einzige Gymnasium in Bochum, das Ganztag anbietet.
Seit dem Schuljahr 2010/11 besteht damit auch für Bochumer Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit ein Ganztagsgymnasium zu besuchen. Drei mal drei plus X lautet die Formel der Schule dafür. An drei Tagen, Montag, Mittwoch, und Donnerstag findet Unterricht bis 15 Uhr statt – „und mehr, wenn gewünscht“ steht als Ergänzung im Internet noch dazu.
Keine Hausaufgabe im Austausch für den Ganztag
„Das X steht für die diversen außerunterrichtlichen Angebote unserer Schule“, sagt Buda. „Naturwissenschaften, Technik, Theater, Musik, Sprachen oder Sport sind nur einige Schwerpunkte.“ Wobei diese Angebote nicht das erste Argument der Schülerinnen und Schüler sind, wenn sie nach den Vorzügen des Ganztages gefragt werden. Keine Hausaufgaben mehr aufzuhaben ist das Beste.
Sagt zum Beispiel von Michelle Mrosek (14). Sie hat sich nicht einmal bewusst für den Ganztag entschieden. „Das Heinrich-von-Kleist war halt das Gymnasium, das am nächsten lag. Mein Bruder war auch hier. Aber es ist schon gut, dass man keine Hausaufgaben mehr auf hat. Wenn ich nach Hause komme, muss ich erst einmal nichts mehr für die Schule machen.“ Wenn sie erneut vor der Schul-Wahl stünde, würde sie sich nicht anders entscheiden.
Stina Runtemund (15) erst recht nicht. „Ich habe mich wegen des Drei-Säulen-Prinzips mit Klassenlehrerstunde, dem Stärken von Stärken und dem Einüben selbstorganisierten Lernens für das HvK entschieden. Ich bereue meine Entscheidung nicht. Vor allem, weil wir hier Lernzeit haben.“
Individueller Fördern
Was das bedeutet macht Buda klar: „Damit können wir in verschiedenen Fächern noch einmal individueller fördern. Darüber hinaus haben wir einen weiteren Vorteil. Wir haben einen Stellenzuschuss, haben vier Lehrer mehr als Halbtagsgymnasien. Zudem legen wir besonderen Wert auf eine mathematisch-naturwissenschaftliche Ausprägung unseres Lehrprogramms.“
Lehrerin Susanne Gödde wird oft gefragt, ob das mit den Hausaufgaben stimme. „Das kommt immer als Thema. Da gibt es eine gewisse Unsicherheit. Aber es stimmt: bei uns gibt es keine Hausaufgaben. Gezielt vorbereiten auf Klassenarbeiten müssen sich die Kinder natürlich dennoch.“
GEW verunsichert die Eltern
Seit 2013 ist Eckhard Buda Schulleiter des Heinrich-von-Kleist-Gymnasiums. Er versucht das Profil der Schule weiter zu schärfen.
Ist es ein Vorteil oder ein Nachteil Ganztags-Schule zu sein?
Eckhard Buda: Der Ganztag ist unser Vorteil. So lange wir in NRW bei G8 bleiben ist der Ganztag besser, weil die Probleme der Schüler besser gelöst werden können.
Im politischen Raum wird immer mal wieder darüber diskutiert, dass es eine weitere Gesamtschule in Bochum geben soll, gar geben muss. Als Standort wird dann der Norden genannt. Wie gehen Sie mit solchen Gedanken um?
Buda: Dieses Thema wird immer mal wieder von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft angeschoben. Sie hatte zuletzt wieder in den Kulturrat eingeladen. Was da von der GEW gemacht wird, ist fast eine Rufmord-Kampagne. Nach diesen Veranstaltungen rufen mich besorgte Eltern an, ob das Gymnasium bald geschlossen wird. Ich muss sie dann immer beruhigen.
Sind Sie grundsätzlich in Angst, dass ihre Schule geschlossen wird?
Buda: Es gibt die Aussage von Martin Stempel, dem Leiter des Schulverwaltungsamtes Bochum, dass er keine weitere Schule in Bochum schließen wird. Darüber hinaus hält der Run auf die Gymnasien an. Wir sind das einzige Gymnasium im Bochumer Norden, wir haben wieder mehr Nachwuchs. Der Bedarf im Bochumer Norden ist da. Nein, ich habe keine Angst, dass unsere Schule geschlossen wird.