Bochum. . Schüler der Willy-Brandt-Schule bringen zusammen mit Studenten der Ruhr-Uni und Choreografen von TheaterTotal eine Tanzperformance auf die Bühne.
Es klingt als rollten Gegenstände über ein Fließband. Die Uhr tickt. 25 Schüler der Klassen acht bis zehn der Willy-Brandt-Gesamtschule betreten die Bühne. Seit September vergangenen Jahres haben die Mädchen und Jungs gemeinsam mit den Choreographen Fátima Gomes und Michael Hess die Tanzperformance „zahnRäder“ geprobt. Am Freitag feierten sie in der Albertus-Magnus Kirche Premiere.
Jeder Schüler hält eine Lampe in der Hand. Die Lichterkette formiert sich, sie bewegt sich und der Zuschauer ahnt ein System hinter dem Spiel. Es sind der Mensch und die Maschine: wie sie einander ergänzen, wie sie einander ähneln und was sie ausmacht. Die Schüler ertanzen zu einer Klang- und Musikcollage von Komponist Tim Kienecker Antworten auf diese Fragen. „Zahnräder und Maschinen, die müssen andauernd arbeiten. Sie müssen den Takt und den Rhythmus halten wie im Tanz“, sagt Sabah Amirnekoee im Anschluss an die Premiere.
Die 15-Jährige wollte kurz vor Ende ihrer Schulzeit noch einmal etwas Besonderes machen, stieg darum ein bei dem außergewöhnlichen Projekt des Förderprogramms „Chance Tanz“ des Bundesverbands Tanz in Schulen.
Kooperation mit „Theater Total“
Zum zweiten Mal erhalten die Schüler hier die Gelegenheit, gemeinsam mit den Choreographie-Absolventen der Folkwang Universität eine künstlerische Arbeit auf professionellem Niveau zu erarbeiten. Das Projekt findet in Kooperation zwischen dem Jugendtheater Theater Total, der Ruhr-Universität und der Willy-Brandt-Gesamtschule statt. Professor Antje Kling vom Institut für Sportwissenschaft erläutert, dass in der Sportwissenschaft kulturelle Bildung eine immer stärkere Rolle spiele. „Lehrer müssen darauf vorbereitet werden“, sagt sie. Aus diesem Grund sind sechs Studenten unter den Tänzern, die die Arbeit der Choreographen und der künstlerischen Assistentin, Lehrerin Petra Winkler von der Willy-Brandt-Schule, unterstützt haben. Die Resonanz bei den Schülern ist gut: „Ich finde das Projekt interessant und war schon letztes Jahr dabei. Diese Chance muss man nutzen“, sagt der 15-jährige Engin Aksevi.
Förderprogramm: „Chance Tanz“
Am 4. Februar 2007 gründete sich der Bundesverband Tanz in Schulen im Rahmen einer Tagung im Tanzhaus NRW in Düsseldorf.
Als Programmpartner des Bundesministeriums für Bildung und Forschung erhält der Bundesverband Tanz in Schulen von 2013 bis 2017 dafür im Rahmen eines Förderprogramms bis zu 5,8 Millionen Euro.
Eine Tanzperformance ist etwas Spezielles, das sogar Kultur beflissene Menschen mitunter irritiert. Umso erstaunlicher ist es, wie hier die symbolische Kraft der Bewegung für Tänzer und Publikum selbstverständlich wird. „Wenn die Schüler sich für andere Schüler bewegen, ist es eine andere Aufmerksamkeit, die sich auch auf das kulturelle Leben übertragen kann“, sagt Choreograph Michael Hess. Hauptmotiv der 40-minütigen Performance ist der Reifen – von der Schubkarre bis zum Traktor: Was ist ein Reifen, was kann er, was kann ich mit ihm anfangen?
Zwei Jungs interessieren sich für das Traktorprofil, während Mädchen mit Fahrradreifen spielen. Zwischenzeitlich verschwindet ein Mensch im Inneren des Reifens, der dann über die Bühne rollt.