Bochum. Bekannt und beliebt ist „Michel aus Lönneberga“ von Astrid Lindgren, als Buch und als Film. Nun hat auch das Schauspielhaus den frechen Knaben entdeckt – fürs Familienstück zur Weihnachtszeit. Heraus kommt etwas ganz Eigenes, etwas Schönes.
Katja Lauken, die Regisseurin, zeigt eine muntere Märchenrevue, in der am Ende alles gut wird. Der Katthult-Hof ist liebevoll gebaut, die Schweine und Enten gleiten auf Rollen über die Bühne, und der Schuppen, in den Michel nach seinen Streichen gesteckt wird, darf natürlich nicht fehlen.
Dabei entwickelt sich das Geschehen nach immer demselben Muster: Michel begibt sich neugierig in Situationen, die ihm und anderen gefährlich werden könnten. Er steckt den Kopf in die Suppenschüssel und verursacht deren Zerstörung, er zieht seine Schwester den Fahnenmast hinauf, er verputzt alle Würste in der Räucherkammer. Vater Anton reagiert mit Gebrüll; gut, dass Alfred, der Knecht, als Michels bester Freund immer zur Stelle ist.
Musizierende Hühner
Ein moderner Familientherapeut wie die Super-Nanny hätte sicher einiges zu tun auf Katthult, aber das ist natürlich nicht, um was es in dieser Aufführung geht. Vielmehr wird liebevoll eine muntere Geschichte mit hohem Schauwert in Szene gesetzt, der große Theaterapparat mit versenkbaren Podesten und Schneefall summt, dass es eine Freude ist. Entschieden großartig ist der Soundtrack: Torsten Kindermann und Oliver Siegel unterlegen das Bühnengeschehen live & kongenial als musizierende Hühner (!) mit -zig Instrumenten.
Klein-Ida und Krösa-Maja
Die handelnden Personen sind kindgerecht und holzschnittartig gezeichnet. Minna Wündrich bringt das selbstsüchtige Gemaule der Magd Lina ebenso auf den Punkt wie Matthias Redlhammer den kumpeligen Knecht, Jost Grix den cholerischen Vater und Ragna Guderian die treusorgende Mutter. Wandlungsfähig – und einfach wunderbar! – ist Anna Döing als schüchterne Klein-Ida und als unheimliche Krösa-Maja. Immer vornweg agiert Torsten Flassig als naseweiser Michel, der dennoch alle zu Tränen rührt: Als er den kranken Alfred durch die kalte, schneeverwehte Nacht mit dem Schlitten zum Arzt schafft, der ihn schließlich heilt.
Großes Familientheater! Und stark gefragt: 20 (!) Vorstellungen sind jetzt schon ausverkauft.