Bochum. Eine Bochumerin will sich beim Verspeisen eines Hühnerfrikassees aus dem Discounter den Gaumen verletzt haben. „Ich habe auf eine Glasscherbe gebissen“, sagt die 61-Jährige. Die Discounter-Zentrale sichert eine umfassende Überprüfung zu.

Das Hühnerfrikassee aus dem Discounter war lecker wie immer. Bis Erika Hanke (Name geändert) etwas Hartes, schmerzhaft Spitzes in ihrem Mund spürte. „Eine Glasscherbe hat mir den Gaumen aufgeritzt. Auch am Finger habe ich mich verletzt“, schildert die 61-Jährige. Der Discounterkonzern bemüht sich „mit Hochdruck um Aufklärung des Sachverhalts“.

Das Frikassee aus dem Tiefkühlfach (99 Cent), zubereitet mit Kartoffeln, zählt seit Jahren zu den Leibgerichten der Hankes. Die Packung, deren Inhalt die Hausfrau in diesen Tagen aufwärmte, hatte das Ehepaar zwei Wochen zuvor beim Stamm-Discounter in der Nachbarschaft gekauft.

Kunden: Es war Gefahr in Verzug

„Bisher waren wir immer zufrieden. Umso größer war der Schreck, als ich die ein Zentimeter große, dreieckige Scherbe aus meinem blutenden Mund pulte“, berichtet Erika Hanke. Das Mittagessen hatte sich erledigt. Unverzüglich machten sich die Hankes auf den Weg in den SB-Markt, wo sie einer Mitarbeiterin die Packung und die Scherbe überreichten und Adresse und Rufnummer hinterließen. „Wir dachten, wir haben keine Zeit zu verlieren. Es ist doch möglich, dass sich auch in anderen Frikassees dieser Marke Scherben befinden.“

„Wir melden uns“, hieß es im Discounter. Doch bis zur WAZ-Recherche blieb jede Kontaktaufnahme aus; ein angekündigtes Formular ist nie eingetroffen. „Wir bedauern, dass die Bearbeitung der Reklamation und die Rückmeldung mit Verzögerung erfolgt sind“, teilt die Pressestelle auf Anfrage mit. Die zuständige Regionaleinkäuferin habe sich inzwischen persönlich bei dem Ehepaar entschuldigt.

Discounter spricht von "bedauerlichem Einzelfall"

„Unter Hochdruck“, so eine Sprecherin, werde derzeit mit dem Lieferanten versucht zu klären, „den möglichen Ursprung eines etwaigen Fremdkörperfundes in dem Produkt zu ermitteln“. Da es keine weiteren Kundenbeschwerden über das Hühnerfrikassee gebe, könne es sich „wenn überhaupt nur um einen bedauerlichen Einzelfall handeln“. „Unser Lieferant arbeitet nach hohen Qualitäts- und Produktionsstandards. Dazu gehört, dass der Werkstoff Glas durchgängig weder als Verpackungsmaterial noch im eigentlichen Produktionsprozess eingesetzt wird. Es herrscht ein absolutes Glasverbot, welches strikt eingehalten wird“, betont die Zentrale der Discounterkette.

Die Hankes, die keinerlei finanzielle Interessen verfolgen, haben ihr Ziel erreicht: Die Untersuchungen sind im Gange. „Das Hühnerfrikassee kommt bei uns dennoch nicht mehr auf den Tisch.“