Bochum. . Nach dem tragischen Straßenbahn-Unfall in Bochum-Hamme, bei dem am vergangenen Freitag ein 10-jähriger Junge ums Leben gekommen ist, weisen mehrere Leser auf besondere Risiken bei der Beampelung an Insel-Haltestellen hin: Dort fahren Bahnen ein und aus, obwohl Fußgänger „Grün“ haben.

Der mithin traurigste Ort der Stadt ist zurzeit die Straßenbahn-Haltestelle Bodelschwingh-Platz an der Dorstener Straße. Immer mehr Kerzen, Beileidsgrüße, Plüschtiere und Blumen haben sich dort gesammelt, um des zehnjährigen Jungen zu gedenken, der am Freitag auf dem Weg zur Schule unter die Straßenbahn 306 geriet und dort verstarb. „Ich bin sehr traurig!“ heißt es auf einer Karte inmitten von mehr als 100 Kerzenlichtern, die direkt an der Unfallstelle in der Bahn-Station aufgestellt worden sind. Ein anderer schrieb: „Es tut mir so leid, was passiert ist. Ich werde Dich nie, nie vergessen. Deine Familie tut mir sehr leid.“

Viele Fahrgäste, die dort anhalten oder ein- und aussteigen, sind erkennbar bestürzt. Einige bleiben stehen und beugen sich hinab, um die Trauerzeilen zu lesen. Und die, die nicht stehenbleiben, schlagen zumindest die Augen nieder. WAZ-Leser Björn Niggewöhner regt auch an, dass die Bahnen der Linie 306 mit Trauerflor fahren könnten.

Der Unfall erinnert an einen anderen in Altenbochum, der sehr ähnlich war. Im Januar 2013 war ein elfjähriger Junge an der sehr stark frequentierten Insel-Haltestelle „Altenbochum-Kirche“ beim Überqueren der Gleise unter eine Bahn geraten. Er wollte noch schnell einen Bus erreichen und übersah die Bahn. Die Feuerwehr musste ihn, eingeklemmt zwischen Gleis und Bahn, mit hydraulischen Hebern befreien. Schwer verletzt kam er ins Krankenhaus und überlebte.

„Eine Sicherheit vorgegaukelt, die es tatsächlich so nicht gab“

Der Fall hat Parallelen zu dem Unfall am Freitag: Beide Male passierte das Unglück gegen 7 Uhr früh auf einer Insel-Haltestelle. Beide Kinder wollten einen Bus/eine Bahn auf einer Gegenspur erwischen. Und beide Male wurden sie nur durch gelbe Blinklichter gewarnt. Genau diese Art der Warnung an Insel-Haltestellen weist aber eine tückische Gefahr auf, denn die Bahnen fahren auch dann in die Haltestellen hinein und auch wieder hinaus, wenn die Fußgängerampel für die Überquerung beider Richtungsfahrbahnen und auch der Schienen auf „Grün“ zeigt. Busse fahren in Altenbochum sogar ganz ohne gelbes Blinklicht ein und aus, wenn der Fußgänger „Grün“ hat.

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Wie andere WAZ-Leser kennt auch Bernd Neuhaus diese Gefahr, aus eigener Erfahrung. „Die Erlaubnis zum Überqueren (grünes Licht) hat mir fatalerweise eine Sicherheit vorgegaukelt, die es tatsächlich so nicht gab. Meiner Meinung nach sollte diese Regelung (Gefahr trotz Grünphase), die insbesondere für Kinder schwer verständlich ist, unbedingt geändert werden. Auch wenn sich Fahrzeiten geringfügig verlangsamen sollten.“

Ein weiteres Problem: Die Bahn-Führer müssen nicht unbedingt äußerst langsam in eine Station einfahren. Verkehrssicherheitsingenieur Franz Schilberg schlägt deshalb einen „Test“ vor: Die Bogestra könne mal probieren, eine Zeit lang nur mit Tempo 20 oder 30 einzufahren. Mal gucken, ob sich daraus für den weiteren Fahrtablauf überhaupt Verzögerungen ergeben würden.