Bochum.. Ein zehn Jahre alter Junge ist am Freitagmorgen in Bochum gestorben, nachdem er von einer Straßenbahn der Linie 306 erfasst worden war. Trotz Vollbremsung konnte die 57-jährige Fahrerin die Kollision nicht mehr verhindern. Die Bochumer Polizei spricht von einem “ganz, ganz schlimmen Fall“.
Keinen Unfall stecken Beteiligte oder Augenzeugen einfach so weg. Doch wenn ein Kind ums Leben kommt, dann spricht auch Polizeisprecher Volker Schütte von einem „ganz, ganz schlimmen Fall, grausam für die Eltern“: Um 7.01 Uhr versucht am Freitagmorgen ein Zehnjähriger in Begleitung von zwei Schulfreunden auf der Dorstener Straße in Höhe Bodelschwinghplatz noch die Straßenbahn der Linie 306 in Richtung Stadtmitte zu erreichen. „Unvermittelt“ soll der Junge dabei auf die Gleise getreten sein – und wird dann von einer in Richtung Herne fahrenden Tram erfasst. Die 57-Fahrerin hat wohl keine Chance, den Unfall zu verhindern. Trotz sofortiger Vollbremsung kommt es zur Kollision, die Straßenbahn begräbt den Zehnjährigen unter sich. Schnell sind die Rettungskräfte vor Ort. Zu spät kommen sie dennoch. Der Notarzt kann nur noch den Tod des Jungen feststellen. Um die Leiche zu bergen, muss die Tram von der Feuerwehr leicht angehoben werden. Rund vier Stunden dauert die umfangreiche Bergung und Unfallaufnahme. Sie sorgt für Verkehrsprobleme rund um den Unglücksort.
Kerze an Straßenbahnschienen aufgestellt
„Entsetzlich!“ – Carola Kalloff (35) steht 30 Minuten nach dem Unfall noch unter Schock. Die Anwohnerin wollte gegen 7 Uhr auf der Dorstener Straße gerade ins Auto steigen, um zur Arbeit zu fahren, „als ich hörte, wie die Straßenbahn scharf abbremste. Danach herrschte für Sekunden Stille. Als eine Frau aufschrie, wusste ich, dass etwas Schreckliches passiert sein muss.“ Angeblich, berichtet Carola Kalloff, sei der Schüler „ohne zu gucken“ auf die Straße gerannt und dabei unter die Straßenbahn geraten. „Das hat mir eine Augenzeugin erzählt.“
Silke Benscheidt (44), die nebenan an der Adalbertstraße wohnt, weiß von zahlreichen Schülern, die morgens die Haltestelle der Linie 306 am Bodelschwinghplatz bevölkern. „Passiert ist zum Glück nie etwas. Es gibt eine Ampel. Alles ist gut gesichert.“ Mit ihrem Nachbarn Bruno Sahliger (61) bekundete sie am Vormittag, nachdem die Unfallaufnahme beendet war, ihre Trauer und stellte an den Straßenbahnschienen eine Kerze auf.
Zahlreiche Seelsorger im Einsatz
Die Polizei steht mit ihren Ermittlungen zu Unfallursache und -hergang noch am Anfang. Sensibel muss sie dabei vorgehen. Schließlich sei der Vorfall für alle Beteiligten „belastend“, sagt Polizeisprecher Schütte. Am Freitagmorgen sind zahlreiche Seelsorger am Unfallort im Einsatz gewesen.
Einen Schock hat auch die Tram-Fahrerin erlitten. Dabei hat die nach Angaben von Daniela Stürmann von der Bogestra-Pressestelle unmittelbar nach dem Unfall noch „umsichtig“ gehandelt, weil sie die Fahrgäste in der gut gefüllten Straßenbahn nach hinten vom Unglücksort weggeführt hat.
Mit dem Todesfall vom Freitag zählt die Bochumer Polizei in diesem Jahr bereits sieben Verkehrstote im Stadtgebiet. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es drei, 2012 fünf und 2011 vier. Ein Kind kam im Straßenverkehr zuletzt im Juli 2010 ums Leben. Damals wurde ein Sechsjähriger im Parkhaus an der Massenbergstraße angefahren. Der Junge erlag später im Krankenhaus seinen Verletzungen.