Bochum. . 700 Vorschläge für eine neue letzte Strophe der Revier-Hymne „Bochum“ von Herbert-Grönemeyer gingen ein. Ursula Tharrs Vorschlag siegte. Nun hofft die 60-jährige Bochumerin auf einen „Gänsehautmoment“ im VfL-Stadion.

„Bochum“ hat eine fünfte Strophe. Ursula Tharr hat sie verfasst. Jetzt träumt die Bochumerin von „einem echten Gänsehautmoment“ mit Herbert Grönemeyer im VfL-Stadion.

Grönemeyers Kultalbum "4630 Bochum" wird in diesem Jahr 30. Anlass für WAZ und Radio Bochum, Leser und Hörer zu fragen: Wie klingt "Bochum" heute? Es galt, der inoffiziellen Stadt-Hymne eine zeitgemäße fünfte Strophe hinzuzufügen, die den Wandel Bochums seit 1984 widerspiegelt.

Über 700 Vorschläge wurden eingereicht

561 Herbie-Fans machten mit, reichten über 700 Sechszeiler ein. Die Güte vieler Werke ist exzellent. Allen gemein ist der Stolz auf die Heimatstadt, die zwar manche Tiefschläge verkraften musste und muss, sich aber nie verleugnet hat und neue Glanzlichter setzt.

33 Werke wurden ausgewählt und an Herbert Grönemeyer geschickt, der während der Studioarbeit an seinem neuen Album in London und Berlin vier Strophen ins Finale schickte. Am vergangenen Wochenende erfolgte die Abstimmung. 1158 Leser und Hörer votierten am Telefon für ihre Favoriten. Klarer Sieger mit 462 Stimmen: die Strophe von Ursula Tharr.

"Der Sieg macht mich glücklich"

„Ich war schon total überrascht, unter die letzten vier zu kommen. Der Sieg macht mich sehr glücklich“, freut sich die 60-Jährige. Eine Stunde hatte sie an einem Samstagabend im August („Es kam gerade nichts im Fernsehen“) gebraucht, um die Verse zu Papier zu bringen.

Eine weitere Stunde nahm das Probesingen per Telefon mit ihrer in Berlin lebenden Tochter Jennifer (34) in Anspruch. Dann war sie fertig, die fünfte Strophe, die Herbert Grönemeyer ebenso überzeugte wie über 40 Prozent der WAZ-Leser und Radiohörer:

Du hast den Ruß abgewaschen,/

und Deine Öfen sind kalt./

Doch Deine Zechen sind voll

Leben./

Hier wird getanzt, gelacht,/

das Morgen ausgedacht./

Gefördert wird was lebt!

„Ich denke, der Bezug zu unserer Kohle-Vergangenheit und zum Strukturwandel hat den Ausschlag gegeben. Zudem ist der Text positiv, optimistisch und zukunftsgerichtet“, sagt Ursula Tharr, die Grönemeyer bereits in den 70er-Jahren als Nachwuchsmime im Bochumer Schauspielhaus erlebte und bei mehreren Open-Air-Konzerten dabei war. Ihr Lieblingslied (natürlich neben „Bochum“): "Flugzeuge im Bauch".

Das Flugzeug Richtung Hauptstadt hätte nächste Woche bereit gestanden. Doch zu einem persönlichen Treffen zwischen der Gewinnerin und dem Erfolgssänger kommt es vorerst nicht. Der Einladung der WAZ, Grönemeyer am 18. November bei der Vorstellung des neuen Albums "Dauernd Jetzt" in Berlin kennenzulernen, kann die Arzthelferin aus beruflichen Gründen nicht folgen: „So leid es mir tut, aber ich bin in der Praxis derzeit unabkömmlich.“

Träumen darf sie aber weiter davon, dass der aus Bochum stammende Grönemeyer alsbald ein Konzert im Rewirpower-Stadion gibt und bei „Bochum“ ihre Strophe anstimmt. Ein Gänsehautmoment, den Ursula Tharr allerdings nur stumm genießen möchte: „Auf die Bühne würde ich ja noch gehen. Aber singen kann ich beim besten Willen nicht.“