Oberhausen. Mehrere hundert neue Wohnungen sollen zwischen Von-Trotha- und Weierstraße entstehen. In der Bezirksvertretung überwogen die Bedenken.

Für über 3000 neue Wohnungen in Oberhausen wollen Oberbürgermeister Daniel Schranz und sein Chef-Stadtplaner Thomas Palotz in den nächsten Jahren Platz schaffen. 1100 sollen es allein in Sterkrade werden, die meisten davon auf dem ehemaligen Gelände der Zeche Sterkrade. Als sie das in der Bezirksvertretung Sterkrade vorgestellt haben, überwogen die kritischen Stimmen. Einzig die CDU freut sich darauf.

Im Rathaus will man dem Wohnungsmangel entgegenwirken. Vor allem Einheimischen will man Alternativen dazu bieten, ihr Eigenheim woanders zu bauen und womöglich sogar einen Zuzug in die Stadt bewirken. Auf dem in Sterkrade vorgesehen Areal erinnert nur noch der ehemalige Förderturm daran, dass dort bis 1933 einmal Kohle abgebaut wurde. Vor knapp 30 Jahren sind die letzten anderen Zechengebäude verschwunden.

So groß wie 22 Fußballfelder

Die Natur hat begonnen, sich das Gelände zurückzuerobern. Heute durchquert der Radfernweg Hoag-Trasse das Gelände. Es hat die Größe von 22 Fußballfeldern und ist begrenzt durch das Dreieck aus der Bahnstrecke im Norden und Osten, der Von-Trotha-Straße im Süden und der Weierstraße im Westen.

85 Prozent davon gehören der RAG-Montan-Immobilien-GmbH, der Rest der Essener Immobilienfirma Thelen-Gruppe, der Stiftung Industrie- und Denkmalpflege (Förderturm), der Stadt und der Deutschen Bahn. Mit ihnen ist man sich einig, dass ein „wahres Zukunftsquartier“ (Schranz) entstehen soll. Dazu gehört, dass Wohnen und Arbeiten nicht mehr länger strikt getrennt werden sollen, alternative Fortbewegung durch eine Mobilitätsstation, Car-Sharing und ein Quartiersparkhaus möglich sein sollen. Ihre Bedeutung für die Versorgung der stark versiegelten (zugepflasterten) Innenstadt von Sterkrade mit Frischluft soll die Fläche dennoch behalten. Die Hoag-Trasse soll großzügig durch das neue Viertel hindurchgeführt werden.

Bürger sollen vorab für die Pläne gewonnen werden

Später soll die Bebaubarkeit genau geregelt werden, auf einer großen Karte, auf der alles genau festgeschrieben wird (Bebauungsplan). Vorab sollen die Bürgerinnen und Bürger dafür aber gewonnen werden.

„Es sollte eine grüne Lunge bleiben“, sagt SPD-Bezirksvertreterin Anja Schröer.
„Es sollte eine grüne Lunge bleiben“, sagt SPD-Bezirksvertreterin Anja Schröer. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

In der Bezirksvertretung überwogen dennoch die Bedenken. „Wo bleibt noch Fläche für die Naherholung?“, fragte Karl-Heinz Müller (SPD). Es sei viel zu viel an Bebauung, beklagte Norbert Axt (Grüne). „Zwei Drittel der Kaltluftschneise gehen verloren.“ Anja Schröer (SPD) gab zu bedenken: „Auf der anderen Seite der Weierstraße ist durch Edeka alles betoniert.“ Und es kämen noch der Betuwe-Ausbau und die Umgehungsstraße dazu. „Es sollte eine grüne Lunge bleiben.“ Jörg Lange (AfD) sah Wohnen und Gewerbe nebeneinander kritisch. „Dann gibt es Lkw-Verkehr“. Die Gegend sei schon durch Edeka belastet.

Die Rendite-Erwartungen der Investoren

Will die Rendite-Erwartungen der Investoren bei dem ehemaligen Zechengelände mit den Wünschen der Stadt in Einklang bringen: Stadtplaner Thomas Palotz.
Will die Rendite-Erwartungen der Investoren bei dem ehemaligen Zechengelände mit den Wünschen der Stadt in Einklang bringen: Stadtplaner Thomas Palotz. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

CDU-Sprecher Holger Ingendoh sah es anders: Die Fläche sei immer schon für Wohnen und Gewerbe vorgesehen. Es werde ein neuer Stadtteil, der ökologischen und städtebaulichen Ansprüchen genüge. „Ich freue mich auf spannende Diskussionen.“ Thomas Palotz gab zu bedenken, die Grundeigentümer hätten gewisse Rendite-Erwartungen. Es gelte, einen Interessenausgleich mit ihnen zu finden.