Bochum. Der Aufruhr rund um Feuerzeugwurf auf Bochum-Torwart Patrick Drewes ebbt nicht ab. Unions Vorsitzender befeuert die Spekulationen.

Erst diskutierte die Fußballwelt, dann urteilte das DFB-Sportgericht. Doch abgeschlossen ist die Causa „Feuerzeugwurf“ noch nicht. Patrick Drewes, Torhüter des VfL Bochum, wurde beim Auswärtsspiel gegen Union Berlin am Kopf getroffen, das Spiel unter Protest der Gäste fortgesetzt. Am grünen Tisch gab es nun die drei Punkte: Die Partie wurde mit 2:0 für den Ruhrgebietsklub gewertet. Freude bei den Bochumern, Unmut beim Hauptstadtklub - zum Zeitpunkt des Feuerzeugwurfs in der Nachspielzeit stand es noch 1:1.

Unions Vorsitzender Dirk Zingler machte seinem Unmut über die Gerichtsentscheidung nun vor dem Spieltag Luft. Im Sky-Interview vor dem Auswärtsspiel gegen den 1. FC Heidenheim sagte er: „Wenn der Petersen (Schiedsrichter Martin Peters, Anm. d. Red.) tatsächlich einen Fehler gemacht hat, das glaube ich aber nicht, dann muss das Spiel wiederholt werden.“

Auch Profifußball-Geschäftsführer Horst Heldt hat nach dem Einspruch des Bundesligisten gegen das Urteil des DFB-Sportgerichts nachgelegt. Der 55-Jährige wetterte in der Sendung Sky90 einen Tag nach den verbalen Attacken von Vereinsboss Dirk Zingler gegen den Dachverband sowie dessen Kontrollausschuss.

„Was macht der DFB-Kontrollausschuss eigentlich in dieser Verhandlung“, sagte Heldt am Sonntagabend: „Was hat der DFB-Kontrollausschuss da mitzureden?“ Zudem habe der Vorsitzende des Gremiums, Anton Nachreiner, nichts anderes zu tun gehabt haben, „als diesen Schiedsrichter hopszunehmen“.

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Weitere Bundesligisten wollen sich Einspruch gegen VfL Bochum anschließen

Petersen hatte die Partie zuerst unterbrochen und sich unter anderem mit Lutz Wagner, ehemaliger Bundesliga-Schiedsrichter und aktuell Lehrwart des Deutschen Fußball-Bundes, kurzgeschlossen. Für eine Nachholpartie hatte sich auch Ex-Profi Stefan Effenberg ausgesprochen: Der Experte plädierte im Sport-1-Doppelpass für eine Neuansetzung: „Dass es einen Nicht-Angriffspakt gab, war eine richtige Entscheidung. Ich plädiere für ein neues Spiel, dann gibt es noch einmal 90 Minuten.“ Die Spieler von Union Berlin und Bochum hatten sich in den wenigen Minuten, die bis zum Abpfiff verblieben auf ein offensivloses Spiel verständigt.

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Der VfL legte am Montag nach der Partie Einspruch ein, das Sportgericht gab diesem nach. Die Köpenicker fechten dieses Urteil an und kündigten eine Berufung an. „Diese Wertung, die das Sportgericht jetzt vorgenommen hat, ist vollkommen an den Haaren herbeigezogen“, sagte Zingler, der DFB habe „mal wieder ein politisches Exempel statuieren wollen“, um die Fan-Eskalationen von den Zuschauerrängen einzuschränken.

Laut Zingler hätten noch weitere Bundesligisten ein Interesse. Der Union-Vorsitzende verriet, dass sich Erstliga-Klubs bei ihm gemeldet und angefragt, ob sie „als Nebenkläger“ auftreten können. Um welchen Verein es sich konkret handelt, wollte der Berliner nicht verraten, deutete aber an, dass es sich um eine Mannschaft handle, die aktuell ebenfalls im Tabellenkeller um die Punkte kämpfe.

Am Montagnachmittag reagierte der VfL Bochum schließlich auf die Anschuldigungen - der Bundesligist hatte sich zuletzt bedeckt gehalten. „Mit Verwunderung haben wir zudem zur Kenntnis genommen, dass sich nun auch andere Klubverantwortliche äußern, obwohl sie weder vor Gericht dabei waren noch die detaillierten Sachverhalte, die Stellungnahmen der Beteiligten oder die vollumfängliche Urteilsbegründung kennen“, schrieb der Tabellenletzte auf seiner Homepage und nahm damit - ohne den Namen zu nennen - Stellung zu den Aussagen von Union-Präsident Dirk Zingler.

Weiter möchte sich der VfL aber nicht äußern: „Und auch wenn inzwischen vielerorts eine völlige Umkehr der Täter-Opfer-Rolle stattgefunden hat, wird sich der VfL zum Schutz seiner Spieler nicht provozieren oder reizen lassen und bis zum finalen Urteil keinerlei Kommentare zu einem schwebenden Verfahren abgeben.“

Dirk Zingler, Präsident des 1.FC Union Berlin.
Dirk Zingler, Präsident des 1.FC Union Berlin. © dpa | Andreas Gora