Bochum. Was den VfL Bochum gegen Werder Bremen erwartet und worauf es bei Wintertransfers ankommt? Teil zwei unseres Interviews mit Dieter Hecking.
Nur zwei Punkte aus zwölf Bundesliga-Spielen: Der VfL Bochum taumelt derzeit dem Abstieg entgegen. Daran konnte auch der neue Trainer Dieter Hecking, der seit einem Monat sein Amt ausübt, bislang nicht viel ändern. Noch aber habe er die Hoffnung, dass er am Ende mit dem VfL den Klassenerhalt feiern kann. Dies vermittelte er im Gespräch mit dieser Redaktion glaubhaft, als er ruhig, aber bestimmt über die anstehende Aufgabe gegen Werder Bremen, aber auch über die Kaderplanung sprach. Zudem nahm er Stellung zu den Suspendierungen von Aliou Baldé und äußert sich zu den Fans des VfL Bochum.
Im ersten Teil des Interviews sprach VfL-Trainer Dieter Hecking bereits über die Rolle der Talente, den bislang enttäuschenden Neuzugang Dani de Wit und die Rolle von Manuel Riemann seit seiner Rückkehr. Lesen Sie hier den ersten Teil des Interviews.
Oftmals greifen Trainer in einer solchen Situation, in der sich der VfL befindet, zu personellen Veränderungen. Sie auch?
Ich kann Ata Lameck (VfL-Rekordspieler, die Redaktion) zurückholen (lacht). Spaß beiseite. Wenn ich das Gefühl habe, dass ich einen Impuls setzen kann, denke ich darüber nach. Das betrifft auch das System. Solche Dinge habe ich immer im Kopf. Ich gucke mir den Gegner an und schaue, was wir brauchen, um am besten klarzukommen. Wenn wir die Wahrscheinlichkeit erhöhen, durch einen Systemwechsel zu gewinnen, dann mache ich das. So variabel ist der Kader. Problematisch ist, dass ich aktuell alle Inhalte in der laufenden Saison erarbeiten muss, die ich normalerweise in der Vorbereitung erarbeite. Aber ich sehe Ansätze, dass wir schon weitergekommen sind.
Was bedeutet das für das Heimspiel am Samstag gegen Werder Bremen?
Wir müssen daran arbeiten, dass wir Torchancen herausspielen. Werder hat sich unter Ole Werner sehr positiv entwickelt, hat einen guten Spielermix. Wir müssen die Körperlichkeit an den Tag legen, aber auch Fußball spielen. Es gibt gegen Bremen Räume. Diese müssen wir nutzen, um in Umschaltsituationen zu kommen.
Wintertransfers: Dieter Hecking fordert Qualität
Sie sind im Winter auch als Kaderplaner in Zusammenarbeit mit Geschäftsführer Ilja Kaenzig gefragt. Wir plant man eine Transferperiode, wenn es ums nackte Überleben geht?
Große Sprünge werden nicht drin sein, da müssen wir die Erwartungshaltung dämpfen. Ich war auch nie der große Fan von Wintertransfers. In der Regel bekommst du Spieler ohne Rhythmus oder als Vorgriff auf die neue Saison, die richtig viel Geld kosten. Aktuell haben wir 31 Lizenzspieler. Wenn wir Neue holen, müssen wir auch Spieler abgeben. Der Kader ist derzeit zu groß. Wir müssen also gucken, was suchen wir, was ist auf dem Markt. Erste Einschätzungen habe ich abgegeben.
Bedeutet?
Die Spieler müssen geeignet sein für die Situation beim VfL Bochum, sie müssen sich mit dem Verein identifizieren und hier etwas erreichen wollen. Das müssen wir in den Gesprächen herausfinden. In der Einzelfallbetrachtung: Es muss ein Spieler sein, der sofort Stammspieler wird, der die Qualität des Kaders erhöht. Ich will lieber einen Spieler, der sofort hilft, als drei, mit denen es vielleicht funktionieren würde.
Was wünscht sich der Trainer Dieter Hecking also vom Kaderplaner Dieter Hecking?
Ich würde als Trainer sagen: Dieter, pass auf, mach nur etwas, was sinnvoll ist und uns besser macht. Das Gesamtpaket muss mich einfach überzeugen.
Und wie viele Spieler würden Sie gern abgeben?
Ideal wäre ein Kader mit 20 Feldspielern, drei Torhütern und zwei, drei jungen Spielern, die man fördern möchte. Selbst wenn wir jetzt Spieler abgeben möchten, müsste es erst einmal einen Markt für sie geben. Vielleicht gibt es auch einen Markt für Spieler, die wir gar nicht abgeben möchten.
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Zum Beispiel Bernardo?
Bei Bernardo wird es von mir ein Veto geben. Wir können uns gar nicht erlauben, einen Spieler seiner Qualität abzugeben. Im Winter ist es ein Puzzle und ich weiß aktuell nicht, was wir zusammengesetzt bekommen.
VfL Bochum: Darum wurde Aliou Baldé suspendiert
Aliou Baldé ist ein Spieler, den Sie inzwischen zwei Mal mit dem Ausschluss vom Mannschaftstraining abgestraft haben, unter anderem kam er mehrmals zu spät zum Training. Wird seine Zeit in Bochum enden?
Ich hätte auf die Maßnahmen gern verzichtet. Die Mentalität in seinem Kulturkreis ist etwas anders als bei uns, er müsste vielleicht mehr an die Hand genommen werden. Wenn er sich aber außerhalb des Platzes nicht immer an klare Regeln hält, was macht er dann auf dem Platz? Ich bin nicht der große Disziplinfanatiker, aber gewisse Dinge erwarte ich. Beim Kapitän hätte ich zum Beispiel ähnlich gehandelt. Jetzt ist Aliou wieder dabei, viel erlauben sollte er sich aber nicht mehr.
Wie viel Zeit investieren Sie in die Kaderplanung?
Die Arbeit macht Ilja Kaenzig, er spricht mit den Beratern. Ich als Trainer gebe meine Meinung zum Kader ab, äußere meine Wünsche und Ideen, das ist in jedem Klub so. Ich bin der Trainer, damit habe ich genug zu tun.
Sie haben sich zu Wochenbeginn bei Vertretern der Fanclubs vorgestellt. Wie viel Hoffnung spüren Sie derzeit noch?
Wir hatten einen sehr offenen, ehrlichen Austausch. Die VfL-Fans sind sehr realistisch. Deshalb wollte ich ja im Pott arbeiten. Es ist keine Wut da, die Leute leiden und fiebern einfach mit dem VfL mit. Ihnen tut die Situation richtig weh. Die Hoffnung ist aber auf jeden Fall zu spüren. Ich hätte sogar als Mensch Verständnis dafür, wenn dies nicht so wäre. Der Fußball, der VfL, ist für viele Bochum-Fans Lebenselixier neben dem Job und der Familie. Dennoch haben sie einen gesunden Realismus und wollen vor allem eine Mannschaft sehen, die alles gibt. Das wurde mir widergespiegelt. Die Leidensfähigkeit des Bochumer Anhangs ist gegeben - wir wollen sie aber nicht überstrapazieren. Ein Erfolgserlebnis, ein Sieg gegen Bremen täte allen natürlich unheimlich gut.
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