Bochum. Der Kader des VfL Bochum ist groß, für Trainer Feldhoff ein Problem. Viele hinken Erwartungen hinterher, einige dürften im Winter wechseln. Vielleicht auch Baldé.
Mit großen Hoffnungen kam Aliou Baldé Anfang August zum VfL Bochum. Der schnelle 21-Jährige sollte für Aufsehen sorgen auf dem Flügel, die Offensive beleben. Er wollte seine ja noch junge, gleichwohl schon wechselvolle Karriere richtig ankurbeln. 65 Spielminuten bei nur sieben Kurzeinsätzen lautete seine Bilanz in der Vorsaison beim französischen Erstligisten OGC Nizza.
Der VfL lieh den kleinen Nationalspieler von Guinea, der auch bei den Olympischen Spielen am Ball war, für diese Saison aus, sicherte sich zudem eine Kaufoption in überschaubarer Höhe. Doch die Integration von Aliou Baldé stockt weiterhin - auch auf dem Rasen. Es gibt sogar Rückschritte.
Eine gute Halbzeit gegen Mönchengladbach, sonst sehr wenig von Baldé
Nach seinem Debüt in Leipzig, als er nach 71 Minuten eingewechselt wurde, durfte Baldé im ersten Heimspiel gegen Mönchengladbach in der zweiten Halbzeit ran, zeigte einige gute Dribblings, ein paar Abschlüsse. Er kam bei vielen Fans spontan gut an, auch wenn er das Abspielen zum besser Postierten mitunter vergaß. Er wirkte wie einer, der den Unterschied machen und für Freude sorgen kann.
Doch danach war fast nichts mehr zu sehen von Baldé. Dreimal wurde er noch spät eingewechselt, nach der letzten Länderspielreise verzichtete bereits Ex-Trainer Peter Zeidler auf ihn, ließ ihn erstmals ganz aus dem Kader. Gerrit Holtmann, eigentlich ja sportlich längst aussortiert, übernahm seinen Platz. Ein klares Signal schon von Zeidler.
VfL Bochum trennt sich von Zeidler und Lettau
Nach dem fürchterlichen 1:3 bei der TSG trennte sich der Klub vor rund anderthalb Wochen von Zeidler und Sportdirektor Marc Lettau, der ihn geholt hatte. Und Baldés Chancen, in naher Zukunft auf viel Einsatzzeit zu kommen, sind vorerst wohl noch weiter gesunken.
Denn auch Markus Feldhoff, zuvor Co- und jetzt Interimstrainer, bevorzugte in seinem ersten Spiel, dem 0:5 gegen den FC Bayern, den früheren Fan-Liebling Holtmann im Aufgebot. Baldé blieb außen vor. Dabei dürfte es vorerst bleiben. Denn Feldhoff will vor allem eine kompakte, intensive Arbeit gegen den Ball sehen - das Gegenteil davon ist die Stärke des Leihspielers.
Trainer Feldhoff über Balde: „Von fußballerischer Art eher ein Individualist“
„Aliou ist von seiner fußballerischen Art eher ein Individualist. Er hat eine Riesenqualität mit dem Ball am Fuß und viel Geschwindigkeit“, sagte Feldhoff gegenüber dieser Redaktion. „Aber in dem System, in dem es erst einmal darum geht, gegen den Ball zu arbeiten und dementsprechend umzuschalten, sehe ich ihn ein bisschen weiter weg als andere.“
Setzte Peter Zeidler auf Offensive, auf eine Raute oder ein 4-3-3, hat Feldhoff mit seinem Team gegen Bayern nun mit einer Dreier-/Fünferkette gespielt, mit drei gelernten Sechsern davor und nur mit Dani de Wit und Moritz Broschinski in der Offensive. Im Grundsatz soll die Ausrichtung weiterhin die defensive Stabilität betonen, auch im Spiel des Tabellenletzten bei Eintracht Frankfurt am Samstag (15.30 Uhr/DAZN).
Feldhoff zeigt Vertsändnis für Frust von Spielern
„Es ist für Aliou eine schwierige Situation. Aber wir reden erst einmal darüber, dass jeder alles dafür tun muss, dass die Mannschaft funktioniert, in erster Linie im Spiel gegen den Ball“, erklärte Feldhoff und schob deutlich nach: „Wir können es uns im Moment nicht erlauben, jemanden vorne hinzustellen, der vielleicht mit dem Ball am Fuß das Besondere macht, aber im Spiel gegen den Ball nicht so stark ist.“
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Der 50-Jährige zeigt Verständnis dafür, dass die Laune von Baldé gelinde gesagt nicht die Beste ist. „Ich kann es gut verstehen, dass seine Enttäuschung riesig ist, dass er frustriert ist“, so Feldhoff. „Er lässt sich von Nizza ausleihen, weil er dort nicht viel Spielpraxis hatte, um hier auf mehr Spielzeit zu kommen. Das hat bisher nicht geklappt.“
Interimstrainer Feldhoff sieht ein Problem: Der Kader ist zu groß
Aliou Baldé ist im Kader des VfL Bochum mit diesem Frust, kaum zu spielen oder sogar praktisch gar keine Chance auf Einsatzzeit zu haben, nicht alleine. Für Feldhoff ist das ein Problem. „Jeder gibt hier jeden Tag sein Bestes“, versichert er. „Wir haben aus meiner Sicht nur eine kleine Problematik: Wir haben 27 Feldspieler, die alle eine gewisse Erwartungshaltung haben. Etlichen Spielern kann man dieser Erwartungshaltung aber nicht gerecht werden, weil wir eben momentan sehr viele Spieler haben. Es ist schade und frustrierend für den einen oder anderen Spieler, dass er von den persönlichen Erwartungen zu weit weg ist.“
Weitere Namen nennt der Coach nicht, bei einigen jüngeren Profis liegt es auf der Hand. Niklas Jahn (20), geholt vom Regionalligisten 1. FC Nürnberg II, und Agon Elezi (23), Ende Januar bereits verpflichtet, haben keine Aussicht auf Bundesliga-Spielzeit - unabhängig davon, wer Trainer ist.
Geschäftsführer Kaenzig deutet Verkleinerung des Kaders im Winter an
Das gilt auch für Lennart Koerdt, der von der U19 zu den Profis gestoßen war im Sommer. Koerdt spielt regelmäßig für die U23 in der Oberliga, Elezi und Jahn haben auch schon mehrmals in der Oberliga - erfolgreich - ausgeholfen. Ebenso wie jüngst einmal Mohammed Tolba (20), der nach langer Verletzungspause (Kreuzbandriss) nun langsam weiter aufgebaut wird und daher wohl auch bis zum Saisonende die U23 häufiger unterstützen wird.
Bochums Geschäftsführer Ilja Kaenzig, der derzeit unter anderem mit der Suche nach einem neuen Trainer und Sportdirektor rund um die Uhr beschäftigt ist, deutete bei einer Medienrunde in der vergangenen Woche bereits an, dass man den Kader im Winter verkleinern wolle. Namen nannte er nicht. Aber Koerdt, Jahn und Elezi sind sicherlich Leihkandidaten, egal, wie die künftige sportliche Führung heißen wird.
Auch Samuel Bamba hinkt allen Erwartungen hinterher
Auch ein Wechsel von Samuel Bamba, von Borussia Dortmund II verpflichtet im Sommer, ist nicht auszuschließen. Bamba kommt kaum zum Zug, zählte unter Peter Zeidler nur teilweise und unter Markus Feldhoff nun auch nicht zum Kader - auch Bamba ist keiner für die Maloche gegen den Ball. Dabei musste Bamba länger als andere erstmal noch an seiner Fitness arbeiten. In der U23 half er bisher trotzdem nicht aus, um wenigstens Spielpraxis zu sammeln. Auch Bambas Verpflichtung ist bisher ein Missverständnis.
Kein neuer Trainer vor dem Spiel in Frankfurt
Noch allerdings ist ja offen, wer künftig Trainer, wer Sportdirektor wird, wie sich die Lage entwickelt insgesamt. MIndestens bis zum Spiel in Frankfurt, das ist klar vereinbart, wird auf jeden Fall Markus Feldhoff gemeinsam mit Co-Trainer Murat Ural das Team betreuen. Stand jetzt ist es wahrscheinlich, dass er auch beim Heimspiel gegen Bayer Leverkusen am 9. November noch Coach ist.
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