Bochum. Der VfL Bochum ist nun auch ohne Präsidenten. Wie gefährlich die Entwicklungen sind, zeigt der Blick in die Nachbarschaft. Ein Kommentar.
Man kennt diese Prozesse seit langem, sie treten gerade bei den emotionalen Traditionsklubs auf, die wir im Westen noch und nöcher haben. Und doch ist es erstaunlich, in welchem Tempo immer offenere Zerfallserscheinungen beim VfL Bochum hervortreten. Im Sommer konnte man noch guter Dinge sein, der Klub hatte den Klassenerhalt so eben geschafft und angesichts der als schwach eingeschätzten Konkurrenz im Tabellenkeller schienen die Aussichten äußerst gut, im kommenden Sommer ein weiteres Jahr Bundesliga zu planen. Nun allerdings gibt der Klub ein besorgniserregendes Bild wie lange nicht ab.
Trainer weg, Sportdirektor weg, nun auch noch Präsident und Aufsichtsratschef weg, wenn auch Hans-Peter Villis seine Ämter offiziell nur vorübergehend ruhen lässt – und saubere Nachfolgelösungen oder ein klarer Plan sind nicht zu erkennen. Das ist nie schlau, in der sportlich verzwickten Lage als Tabellenletzter aber ist es verheerend. An der Castroper Straße bräuchte man aktuell einen klaren Kurs und Verantwortliche, die kluge Entscheidungen treffen. Geboten werden stattdessen Machtkämpfe zum Schaden des Klubs.
Hans-Peter Villis verkörperte die Kontinuität beim VfL Bochum
Natürlich hat der nun mit großem Druck aus dem Amt begleitete Hans-Peter Villis in seinen vielen Jahren an der Spitze auch Fehler gemacht, zuletzt auch gehäuft. Dennoch war er all die Jahre ein Stabilitätsanker für den Klub, er verkörperte Kontinuität für die Sponsoren und für die Partner in der städtischen Politik, auf die der VfL mit seiner komplexen Stadionfrage in besonderem Maße angewiesen ist.
Wohin ein solches Chaos führen kann, haben schon viele Vereine vorgemacht: Frag nach bei Schalke, frag nach beim Hamburger SV, die sich als natürliche Europapokalteilnehmer sahen und nun in der 2. Bundesliga festhängen. Dem VfL sollte dies ein mahnendes Beispiel sein – zumal er als immer noch eher kleiner Klub wesentlich härter fallen dürfte als die Großklubs HSV und Schalke, die auch in der Unterklassigkeit verlässlich ein gewaltiges Publikum ins Stadion, vor die Fernseher und in die Fanshops locken.