Bochum. Beim VfL gibt es eine Debatte über den Fitness-Zustand des Teams. Die Statistiken sprechen eine klare Sprache. Auch beim Ballbesitz.

Die 2:4-Niederlage bei Borussia Dortmund nach einer 2:0-Führung befeuerte beim VfL Bochum erneut die Diskussion um den Fitness-Zustand des Teams. Die Ergebnisse der ersten fünf Spieltage sprechen scheinbar eine klare Sprache. In einer imaginären Tabelle nach der ersten Hälfte hätte das Team von Trainer Peter Zeidler elf Punkte. Nach der zweiten Hälfte ist es noch genau ein Punkt. Dass diese Diskrepanz an fehlender Fitness liegt, macht nur scheinbar Sinn: Das intensive Spiel der Bochumer sorgt für einen Leistungsabfall zum Spielende hin. Die Zahlen und Statistiken nach den ersten fünf Spieltagen aber sagen etwas anderes.

Wobei es auch ernüchternde Zahlen gibt. Der VfL Bochum ist aktuell die Mannschaft mit dem wenigsten Ballbesitz. Nur 41 Prozent schafft das Team von Peter Zeidler. Diese Quote bedeutet eben auch, dass die Bochumer viel und oft hinterherlaufen. Auch gegen Dortmund wäre es möglich gewesen, den Ball länger in den eigenen Reihen zu halten.

Die Passquote des VfL Bochum liegt bei 76 Prozent - nur ein Team ist schlechter

Schlecht ist auch die Passquote. Sie liegt bei 76 Prozent. Nur ein Team ist derzeit schlechter bei diesem statistischen Wert. Der VfL Wolfsburg bringt nur 74,7 Prozent seiner Pässe an den Mitspieler. Für das Spiel am kommenden Samstag, wenn die beiden Teams im Vonovia Ruhrstadion in Bochum aufeinandertreffen, verheißt das erst einmal kein sehr attraktives Spiel.

Im Laufduell: Gegen Borussia Dortmund legten Myron Boadu (l.) und seine Mitspieler beim VfL Bochum 114 Kilometer zurück. Waldemar Anton und Borussia Dortmund kamen auf 113 Kilometer.
Im Laufduell: Gegen Borussia Dortmund legten Myron Boadu (l.) und seine Mitspieler beim VfL Bochum 114 Kilometer zurück. Waldemar Anton und Borussia Dortmund kamen auf 113 Kilometer. © Jürgen Fromme / firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Unabhängig davon aber liefern die Bochumer Spieler bei der Laufleistung, den Sprints und intensiven Läufen keineswegs Werte, die zwangsläufig zum vorletzten Tabellenplatz passen - und die auf ein Team schließen lassen, das schlechte Fitnesswerte hat.

Der VfL Bochum war zuletzt nicht das laufstärkste Team, blieb aber jeweils in der Liga

Führendes Team bei der Laufleistung mit bisher 604 Kilometern ist Aufsteiger St. Pauli. Der VfL VfL Bochum liegt dort auf dem elften Platz mit 566 Kilometern. In den vergangenen drei Spielzeiten belegte das Team nach dem fünften Spieltag die Plätze 16, 15 und 18 und war dabei nur in der vergangenen Spielzeit mit 571 Kilometern etwas mehr gelaufen.

Tim Oermann kam vor dem 3:2 gegen Serhou Guirassy zu spät. Das hatte aber nichts mit fehlender Fitness des VfL Bochum im Spiel gegen Borussia Dortmund zu tun.
Tim Oermann kam vor dem 3:2 gegen Serhou Guirassy zu spät. Das hatte aber nichts mit fehlender Fitness des VfL Bochum im Spiel gegen Borussia Dortmund zu tun. © AFP | Ina Fassbender

Zum Ende der Spielzeit 2021/2022, also im ersten Jahr nach dem Aufstieg, belegte der VfL Bochum Platz 14 bei den gelaufenen Kilometern. In der Saison 2022/2023 war es Platz 18, in der vergangenen Saison Platz 16. Was diese Spielzeiten und die im Vergleich zu vielen anderen Teams schwachen Zahlen eint: Am Ende blieb Bochum in der Liga.

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Der VfL Bochum verspielt erneut Vorsprung: Gründe für Einbruch

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Eklatant sind in dieser Saison die Werte bei den intensiven Läufen und den Sprints. Bei den intensiven Läufen liegt Bochum ligaweit auf Platz vier, bei den Sprints sogar auf Platz zwei hinter Holstein Kiel und vor Eintracht Frankfurt. Auch an diesen Zahlen macht Zeidler fest, warum er eine Diskussion über die Fitness seines Teams als wenig zielführend wahrnimmt.

Nun werde das Thema Fitness aufgemacht, sagte er. „Ich verstehe es natürlich, dass man auf die Idee kommen kann, dass unsere Fitness nicht passt, wenn man auf die Tabelle schaut. Aber: Die Fitnesswerte der Mannschaft sind absolut in Ordnung. Deshalb kann ich nicht verstehen, warum geschrieben wird, wir hätten in der Vorbereitung geschlampt. Wir laufen genauso viel wie die anderen Teams, wir sprinten genauso viel wie die anderen Teams.“

VfL Bochum hat gegen Dortmund die Chance auf das 3:0

Es gehe dabei manchmal um den Zeitpunkt, wann sein Team im Spiel sprinte und wann nicht. „Wir müssen im richtigen Moment da sein, wir müssen präziser sein.“

Er habe sich die entscheidenden Szenen des Spiels gegen Dortmund noch einmal angesehen. „Myron Boadu kann das Tor zum 3:0 machen. Patrick Drewes bekommt den Schuss von Guirassy zum 3:2 an den Oberschenkel, wehrt den Ball fast ab. Wir können das Spiel in Dortmund gewinnen und es wird vermutlich nicht so oft in dieser Saison vorkommen, dass ein Team dort mit 2:0 führt und die Chance auf das dritte Tor hat.“

VfL Bochum kann am Ballbesitz arbeiten

Fakt aber sein eben auch, dass das Gerüst der Mannschaft neu sei. „Wir haben fünf neue Spieler in der Startelf: Patrick Drewes, Jakov Medic, Ibrahima Sissoko, Dani de Wit und Myron Boadu. Bis das alles zusammen geht, dauert es vielleicht noch ein bisschen. Es ist zu sehen, dass noch nicht alles funktioniert, aber gegen Dortmund haben wir wieder einen Schritt nach vorne gemacht. Die Physis als Grund für unsere Niederlagen anzuführen, kann ich nicht nachvollziehen.“

Woran er mit seinem Team arbeiten könne, sei am Ballbesitz. „Das wollen wir weiter verbessern. Es gewinnt nicht immer die Mannschaft, die mehr Ballbesitz hat, es geht um qualitativen Ballbesitz. Da hatten wir in Dortmund schon gute Phasen, aber die hätten noch besser sein können.“

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