Gais. Maximilian Wittek und Felix Passlack sprechen im Doppelinterview über Verantwortung, ihre letzte Saison und Manuel Riemann.

Als Felix Passlack zusammen mit Maximilian Wittek am Donnerstagmittag zum vereinbarten Interview im Garten des Teamhotels des VfL Bochum erscheint, hat er den Zettel aus der Hand gelegt, den er zuvor auf dem Trainingsplatz noch bei sich trug. Der Außenverteidiger dirigierte in der Vormittagseinheit seine Mitspieler. Die Aufgabe: Standardvarianten ausdenken und umsetzen. Im Gespräch allerdings geht es um Familie, Verantwortung und den neuen Trainer Peter Zeidler.

Die Zeit drängt: VfL Bochum ist noch nicht konkurrenzfähig

weitere Videos

    Maximilian Wittek, Sie sind vor vier Monaten Vater geworden, sind nun das erste Mal länger weg von der Familie. Wie verändert sich das Trainingslager dadurch für Sie?

    Wittek: Es ist ungewohnt. In den letzten Monaten kam ich vom Training nach Hause und hatte ein paar Stunden für und mit meinem Kind. Die Zeit jetzt ist in erster Linie für meine Frau anstrengender, sie ist aber zu ihren Eltern gefahren und versorgt mich mit Videos und wir telefonieren viel. Ich bin froh, wenn ich die Kleine am Sonntag wiedersehe. Vom sportlichen Part verändert sich für mich nichts. Ich konzentriere mich voll auf den Fußball.

    Felix Passlack, wie hört sich das an? Sie haben kürzlich bekanntgegeben, dass Sie ebenfalls Vater werden.

    Passlack: Es hört sich überragend an (lacht). Der Termin ist im Januar und ich freue mich schon sehr. Wir telefonieren täglich, schreiben viel. Ich will wissen, ob es meiner Frau gutgeht. Wir haben auch noch zwei Hunde zu Hause, um die sich meine Frau gerade kümmern muss. Es ist ein schönes Gefühl und ich hoffe, dass nun alles gut verlaufen wird.

    Wittek: Die Verantwortung ist plötzlich eine ganz andere. Man fragt einmal mehr nach. Die Frauen machen in den neun Monaten eine Menge durch, und da können wir nicht viel machen. Aber wir können uns kümmern. Das machen wir beide.

    Felix Passlack im Gespräch mit dieser Redaktion.
    Felix Passlack im Gespräch mit dieser Redaktion. © FUNKE Foto Services | Teresa Kröger/RHR-FOTO

    Passlack: „Wir brauchen viele Jungs, die Verantwortung übernehmen wollen“

    Als Vater muss man zwangsläufig Verantwortung übernehmen. Liegt Ihnen das?

    Wittek: Ich bin jemand, der gerne Verantwortung übernimmt und versucht, Dinge zum Positiven zu verändern. Ich unterstütze gerne Freunde und die Familie.

    Passlack: Das gilt auch für den Fußball. Wir haben das beide in der vergangenen Saison erlebt. Wir haben lange nicht gespielt und sind dann, als es drauf ankam, vorangegangen. Wir sind nun an einem Punkt, an dem wir beide auch im Klub Verantwortung übernehmen wollen. Wir haben die Erfahrung, haben letzte Saison etwas Unfassbares erlebt mit dem Klassenerhalt in Düsseldorf. Da können und wollen wir die jungen Spieler führen.

    Viele wichtige Spieler haben den Verein verlassen. Wollen Sie nun auch durch offizielle Funktionen im Mannschaftsrat oder gar als Kapitän eine solche Rolle übernehmen?

    Wittek: Ich finde es wichtig, dass der Trainer sich seine Ansprechpartner selbst aussucht. Wenn wir dazu gehören – dann wäre das ein deutliches Signal an uns. Gleiches gilt, wenn wir von der Mannschaft gewählt werden würden. Viele Abgänge bringen eine neue Struktur in der Mannschaft mit sich und in unserem Alter und mit unserer Erfahrung müssen wir den Anspruch haben, zu dem Kreis dazuzugehören.

    Passlack: Wir waren beide letzte Saison nicht im Mannschaftsrat, haben trotzdem viel mit den Jungs gesprochen, waren kommunikativ. Es geht darum, dass wir viele Jungs brauchen, die Verantwortung übernehmen wollen.

    Felix Passlack hört Maximilian Wittek im Gespräch zu.
    Felix Passlack hört Maximilian Wittek im Gespräch zu. © FUNKE Foto Services | Teresa Kröger/RHR-FOTO

    Sie kennen sich beide sehr gut, sind befreundet. Herr Passlack, warum wäre Maximilian Wittek ein guter Kapitän?

    Passlack: Ihn zeichnen seine Erfahrung und die Leidenschaft auf dem Platz aus. Er weiß genau, wann er etwas wie ansprechen muss. Er haut auch mal auf den Tisch und sieht zu, dass wir als Team auf dem Platz stehen.

    Herr Wittek, Felix Passlack als Kapitän – wäre das was?

    Wittek: Wir beide haben in vielen Dingen die gleiche Haltung, das gleiche Denken, die gleichen Ansichten. Felix sorgt mir gegenüber auch für Ruhe. Ich weiß, dass ich manchmal zu scharf in der Kritik bin. Dafür gibt es aber auch Leute, die mich bremsen (lacht). Felix hat schon Champions League gespielt, mit großen Spielern auf dem Platz gestanden. Von denen hat er sich viel abgeguckt, das bringt er ein. Mit diesen Attributen ist man einer der Führungsspieler.

    Wittek lobt Andreas Luthe für Rolle im Abstiegskampf

    Hat diese gegenseitige Unterstützung Ihnen beiden durch die schwierige letzte Saison geholfen? Sie waren lange keine Stammspieler.

    Wittek: Das Gesicht war entsprechend häufiger schon mal lang. So bin ich.

    Passlack: Das gehört auch dazu. Ansonsten wären wir falsch im Sport. Wir alle sind hier, weil wir auf dem Platz stehen wollen. Es nagt an mir, wenn ich drei Monate kaum zum Einsatz komme. Dann würde keiner mit mir Essen gehen wollen, weil ich nur über Fußball spreche. Wir beide haben viel miteinander gesprochen, die richtigen Schlüsse gezogen. Wir haben in den Einheiten und in den Testspielen immer Gas gegeben. Am Ende war das so genau richtig.

    Wittek: Es war wichtig, dass wir uns gegenseitig gepusht haben. Als Andreas Luthe im Winter dazu kam, hat er uns mit seiner Erfahrung angetrieben. Dadurch hatte sogar das Spielerersatztraining Spaß gemacht, und wir konnten uns darüber wieder für die Startelf empfehlen. Wir haben unseren Beitrag zum Klassenerhalt geleistet und auch Scorerpunkte geliefert.

    Patzek und Watzek: Felix Passlack (l.) und Maximilian Wittek vor dem zweiten Training am Donnerstag.
    Patzek und Watzek: Felix Passlack (l.) und Maximilian Wittek vor dem zweiten Training am Donnerstag. © FUNKE Foto Services | Teresa Kröger/RHR-FOTO

    Sie sind beide auf Wunsch des damaligen Trainers gekommen. Auf einmal waren Sie draußen.

    Wittek: Das ist nicht gut gelaufen. Wir haben aber auch nach der Umstellung in der Viererkette nicht mehr die Chance bekommen. Das ist manchmal im Fußball so, aber ich glaube, dass wir beide in einer Viererkette gut funktionieren.

    Das scheint der neue Trainer Peter Zeidler ähnlich zu sehen.

    Wittek: Wir versuchen, uns zu zeigen und in der Systematik zeichnet es uns als Spieler auch aus. Durch die Raute haben wir beide Räume auf den Außenbahnen. Wir können marschieren und flanken. Wicek und Pacek sind bereit (lacht).

    Woher kommt dieser Spitzname?

    Wittek: Den hat uns unser Zeugwart Andreas Pahl gegeben (lacht).

    Wittek: „Das Prinzip des Trainers ist super“

    Herr Passlack, Ihre Stärken liegen vor allem in der Offensive. Arbeiten Sie deshalb speziell am defensiven Denken?

    Passlack: Ich wurde in der Jugend offensiv ausgebildet. Seitdem ich mit 16 Jahren zu den Profis kam, habe ich nur als Rechtsverteidiger in einer Viererkette gespielt. Offensiv klappt es, daher muss ich mich mit den Defensivaufgaben intensiv beschäftigen. Jetzt geht es darum, dass ich mit dem Innenverteidiger auf meiner Seite eine gute Abstimmung hinbekomme.

    Die Art des Fußballs, den Peter Zeidler spielen will, passt Ihnen also? Gegen Spezia im Testspiel funktionierte es nicht immer.

    Wittek: Wir legen vor Testspielen fest, welche Schwerpunkte wir setzen. Daher kann es auch mal sein, dass man zu intensiv presst. Wir wollen ja sehen, wie es sich dann verhält. Gegen Spezia sind wir teilweise auf den Gegner gestürzt und haben dabei die Restverteidigung etwas vernachlässigt. Darauf müssen wir aufpassen. Aber das macht man ja bewusst in Testspielen, um auszuprobieren, was funktioniert und was nicht. Ich bin zuversichtlich, dass wir das schon gegen Bologna am Samstag umsetzen werden. Das Prinzip ist super: Möglichst hoch den Ball gewinnen und den kurzen Weg zum gegnerischen Tor haben.

    Der Dirigent: Felix Passlack während der Vormittagseinheit.
    Der Dirigent: Felix Passlack während der Vormittagseinheit. © FUNKE Foto Services | Teresa Kröger/RHR-FOTO

    Welchen Eindruck macht der Trainer auf Sie?

    Passlack: Einen sehr guten. Er ist sehr kommunikativ. Er spricht immer von „wir“. Das schließt das gesamte Trainerteam, den Staff und die Spieler mit ein. Das zeigt, dass wir alle in einem Boot sitzen. Die Art des Fußballs gefällt mir auch. Er spricht klar und offen Dinge an. Das brauchen wir als Spieler.

    Wittek: Er sagt uns klipp und klar, was er erwartet, spricht auch knallhart an, wenn Dinge nicht gut waren. Das Training unter ihm macht Spaß, wir spielen bisher viel Elf-gegen-Elf. Das hilft uns für das Spielverständnis. In den nächsten zwei Wochen geht es darum, den Feinschliff und die Abstimmungen reinzubekommen.

    Im aktuellen Kader soll noch etwas passieren. Ein Vor- oder ein Nachteil für die Mannschaft, wenn noch Bewegung reinkommt?

    Wittek: Ich war letztes Jahr einer der Spieler, die spät kamen. Das frühe Aus im DFB-Pokal hatte mir vielleicht sogar die Tür zum VfL Bochum geöffnet. Generell ist es so, dass die Transferphase immer später Schwung aufnimmt. Kaum eine Mannschaft hat den Kader am ersten Spieltag komplett.

    Brauchen Sie noch Verstärkungen?

    Passlack: Es gibt ein, zwei Positionen, auf denen neue Spieler für den Konkurrenzkampf wichtig wären. Der Verein will die Breite und die Tiefe des Kaders verbessern, das ist so auch klar kommuniziert.

    Maximilian Wittek als Standardschütze im Training.
    Maximilian Wittek als Standardschütze im Training. © FUNKE Foto Services | Teresa Kröger/RHR-FOTO

    In der vergangenen Saison hatten Sie mit Manuel Riemann einen kommunikativen Torhüter hinter sich. Patrick Drewes macht einen ruhigeren Eindruck bislang. Was bevorzugen Sie als Spieler?

    Wittek: Da ist jeder Spieler unterschiedlich. Ich komme mit beiden Varianten gut klar. Ich selbst bin sehr fordernd und emotional auf dem Platz. Im Profifußball kann es mal ruppiger werden, wir sind ja keine U12. Das ist nicht böse gemeint, wenn es mal lauter wird. Mo Broschinski bekommt zum Beispiel von mir keine Streicheleinheiten (lacht). Aber ich weiß, dass er damit auch gut umgehen kann. Patrick Drewes macht es sehr gut, er strahlt Sicherheit aus und hat auch ein paar Dinger schon gehalten.

    Passlack: Und wenn es am Ende zum Ziel Klassenerhalt beiträgt, ist ohnehin alles richtig gemacht worden.