Bochum. Die Frauen des VfL Bochum spielen in der 2. Liga. Der Verein stößt bei Trainings- und Spielmöglichkeiten an Grenzen. DFB-Pokalgegner steht fest.
Annike Krahn hat als aktive Fußballerin so ziemlich alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Die Bochumerin hat 137 Länderspiele bestritten, sie war Welt- und Europameisterin, hat Gold bei Olympia geholt und auch auf Vereinsebene gab es für sie einige Titel. Seit dem 1. Juni ist die 38-Jährige Sportliche Leiterin der Frauenfußball-Abteilung des VfL Bochum. Im Interview mit der WAZ spricht sie über die aktuellen Möglichkeiten für den Frauenfußball beim VfL Bochum und was ihre Ziele als Sportliche Leiterin der Abteilung sind.
Nach dem Aufstieg ist vor der Saison in der 2. Bundesliga. Wann geht es für die Frauen des VfL Bochum weiter?
Für uns wird der Saisonauftakt der 25. August sein. Wir tragen unsere Heimspiele in der Regel sonntags aus. Wir müssen mal sehen, was der Spielplan ergibt. Am 18. Juli starten wir unsere Vorbereitung, das Team hat jetzt ein bisschen frei. Die Woche vor dem Ligastart spielen wir im DFB-Pokal beim FC Hansa Rostock. Wann wir das Pokalspiel exakt austragen, steht auch noch nicht fest, es gibt auch immer ein Montagsspiel.
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Wie wird das Team in der kommenden Saison aussehen und werden die Aufwandsentschädigungen angepasst?
Wir arbeiten am Kader. Wir wissen noch nicht so lange, in welcher Liga wir spielen werden. Die Planungen sind aber relativ weit fortgeschritten. Vier Spielerinnen sind verabschiedet worden, ein paar Fragezeichen gibt es beim aktuellen Kader noch, aber grundsätzlich bleibt der Kader zusammen. Bei den Gehältern sind wir auch in der 2. Bundesliga weit weg von der Professionalität, das muss man ganz klar so sagen. Unsere Spielerinnen sind alle tagsüber tätig, haben einen Beruf oder studieren oder machen eine Ausbildung. Spielerinnen, die zur Schule gehen, haben wir nicht mehr so viele.
DFB-Pokal: VfL spielt in Rostock
Bei einem Traditionsklub bestreitet der VfL Bochum die erste Runde im DFB-Pokal der Frauen. Die Zweitliga-Aufsteigerinnen müssen weit reisen, sie gastieren beim FC Hansa Rostock. Dies ergab die Auslosung am Donnerstag. Auch Hansa hat ein ähnlich erfolgreiches Jahr hinter sich wie der VfL - nur eine Klasse tiefer. Rostock feierte souverän die Meisterschaft in der Verbandsliga Mecklenburg-Vorpommern und setzte sich in den Aufstiegsspielen gegen den SSV Besiegdas 03 Magdeburg (1:1/2:0) durch. Damit trifft der VfL auf einen Drittligisten (Regionalliga). Gespielt wird vom 17. bis 19. August, es wird das erste Pflichtspiel der VfL-Frauen in der kommenden Saison sein.
Der Trainingsumfang wird sicherlich erhöht werden. So einfach ist beim VfL Bochum aber sicher nicht eine zusätzliche Einheit zu bekommen, zumal auch die neue U21 Trainingszeiten und Trainingsplätze beansprucht.
Was Trainingsmöglichkeiten anbelangt, stoßen wir an Grenzen. Deswegen gibt es auch das Bestreben, das Nachwuchsleistungszentrum an der Hiltroper Straße auszubauen. Natürlich betrifft es uns auch, was Trainingszeiten und Platzbelegung angeht. Die Bedingungen sind derzeit nicht optimal. Da müssen wir gemeinschaftlich Lösungen finden. Es ist Flexibilität gefragt. Wir sind grundsätzlich auch beim Thema Trainingsmöglichkeiten im Austausch mit der Stadt, denn wenn wir den Frauenfußball professionalisieren wollen, dann brauchen wir die entsprechende Infrastruktur. Auf Dauer kann es keine Lösung sein, dass wir um 20 Uhr auf dem Kunstrasen trainieren. Das wird dem Sport nicht gerecht, zumal wir auch den Anspruch haben, in Richtung „equal play“ zu gehen. Mir ist wichtig, dass wir ordentliche Strukturen haben, dass wir Bedingungen schaffen, die unseren Ansprüchen genügen. Im Sportlichen sind wir mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga schon sehr weit, bei den Strukturen aber leider noch nicht. Da müssen wir nachziehen. Es geht um Trainingsplätze und Spielorte und die Spiel- und Trainingsbedingungen für die Jugend und natürlich auch um Personal.
Stichwort Personal. Da sieht es so aus, als würde auf Annike Krahn ganz viel Arbeit zukommen.
In den vergangenen Jahren hat Regina Müller hier richtig gute Arbeit gemacht. Vor allem vor dem Hintergrund, dass sie das nicht hauptberuflich macht. Da habe ich höchsten Respekt vor. Der Aufstieg ist auch ihr Verdienst und der Verdienst derer, die sich beim VfL Bochum für den Frauenfußball eingesetzt und eingebracht haben. Ich habe jetzt die Möglichkeit, in Vollzeit auch mit Regina Müller zusammenzuarbeiten. Sie ist unfassbar wertvoll, weil sie sich so gut auskennt. Dazu kommt die Unterstützung vom Verein und vom Talentwerk mit Dominik Horsch, Timo Saviano oder auch der Austausch mit dem Sportlichen Leiter Heiko Butscher. Das Aufstiegsspiel gegen Mainz hat gezeigt, dass wir die anderen Abteilungen brauchen, die das dann auch mittragen.
Heiko Butscher hat zuletzt gesagt, beim VfL Bochum müsse man immer damit leben, dass die Bedingungen nicht perfekt sind. Müssen Sie sich damit arrangieren, dass beim VfL nicht alles perfekt ist?
Wichtig ist, dass wir Fortschritte machen und dass man eine Entwicklung sieht. Wir werden nicht von heute auf morgen hier die perfekten Bedingungen haben. Das ist allen bewusst. Aber ich habe schon den Anspruch, dass wir in einer angemessenen Geschwindigkeit vorwärtskommen, damit wir dem Sport gerecht werden. Wenn es kleine Schritte werden, dann sind es eben kleine Schritte. Wichtig ist, dass wir keine Rückschritte machen.
Was trauen Sie dem Aufsteiger VfL Bochum zu?
Was für uns als Aufsteiger in der 2. Bundesliga sportlich möglich sein wird, kann ich jetzt noch nicht abschätzen. Es wird zunächst einmal eine Umstellung sein, in dieser Liga zu spielen. Wir freuen uns auf die Zweite Liga, wir freuen uns auf die Gegner in der 2. Bundesliga. Wir haben eine gute Mannschaft, wir spielen einen guten Fußball. Die Zweite Liga wird dennoch etwas anderes. Es ist ein bisschen eine Überraschungskiste. Mit der größte Unterschied in der Zweiten Liga wird sein, dass wir acht, neun Auswärtsfahrten mit Übernachtung haben werden. Aber auch das kann eine Mannschaft noch einmal enger zusammenbringen. Da gibt es viel Zeit miteinander. Da wird sich die Mannschaft spätestens nach zwei Auswärtsfahrten finden. Wir haben Spielerinnen im Kader, die Bundesliga und 2. Bundesliga gespielt haben und die das schon kennen.
Seit dem 1. Juni sind Sie Sportliche Leiterin der Frauenfußball-Abteilung beim VfL Bochum. Wie verlief bis zur ihrer Anstellung die Kontaktaufnahme und was gab den Ausschlag, dass Sie vom DFB zum VfL wechseln?
Ich bin Bochumerin, deshalb hatte ich den VfL natürlich immer auf dem Schirm. Mein erster Kontakt mit dem VfL war, als ich mit Deutschland Weltmeister geworden bin und der Club mich dann kontaktiert hat, um mich zu ehren. Das war damals noch unter Stefan Kuntz. Während meines Studiums habe ich in der Marketing-Abteilung des VfL ein Praktikum gemacht und war danach immer mal wieder zu Veranstaltungen des VfL eingeladen. Der Kontakt ist eigentlich nie abgerissen. Als sich der VfL dazu entschieden hat, sein Engagement im Frauenfußball zu vergrößern und er sich überlegt hat, wer könnte da vielleicht als Sportliche Leiterin in Frage kommen, ist bei der Suche möglicherweise fast zwangsläufig mein Name gefallen, weil ich bestimmte Voraussetzungen mitbringe. Ich bin Bochumerin, war Nationalspielerin, ich habe Sport mit dem Schwerpunkt Management an der Ruhr-Uni studiert und ich habe beim DFB als Teammanagerin gearbeitet. Ich habe ganz gute Gespräche mit Patrick Fabian und Ilja Kaenzig geführt. Sie haben ihre Ernsthaftigkeit hinter dem Projekt Frauenfußball glaubhaft transportiert. Den Job beim DFB als Teammanagerin habe ich sehr gerne und mit viel Leidenschaft gemacht. Es war eine total schöne Zeit. Aber jetzt freue ich mich auf eine neue Herausforderung in meiner Heimat. Ich sehe da unfassbar viel Potenzial. Der Verein möchte und jetzt müssen wir es in die Umsetzung bekommen.