Bochum. Sebastian Polter hat beim VfL Bochum zuletzt als Joker überzeugt. Der Stürmer will mehr: Polter pocht auf Einsätze von Beginn an.
Trainer Thomas Reis kann vor dem ersten von drei Heimspielen des VfL Bochum in Folge, am Sonntag beim Bundesliga-Spiel gegen RB Leipzig (15.30 Uhr), weiterhin auf fast alle Profis setzen. Am Donnerstag waren bis auf den privat verhinderten Vasilios Lampropoulos und Simon Zoller alle 23 Feldspieler und vier Torhüter im Mannschaftstraining. Auch Gerrit Holtmann absolvierte die komplette Einheit nach Problemen in der hinteren Oberschenkelmuskulatur. Ob der Flügelstürmer gegen Leipzig erste Wahl sein kann, hängt aber auch davon ab, ob er auch am Freitag beim Sprint-Training und beim Spiel elf gegen elf im Stadion voll durchziehen kann.
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Eine Frage, die der Trainer seit diesem Jahr Woche für Woche neu beantworten und moderieren darf, ist: Wer beginnt im Angriffszentrum, Jürgen Locadia oder Sebastian Polter? Winterneuzugang Locadia erhielt in den letzten vier Liga-Partien gegen Köln (2:2), bei Hertha BSC (1:1), gegen Bayern (4:2) und in Stuttgart (1:1) den Vorzug, ebenso im Pokal gegen Mainz (3:1). Er überzeugte vor allem bei den Heimspielen mit seiner Spielstärke, in Stuttgart blieb er zuletzt blass. Ein Tor, per Elfmeter gegen Bayern, hat Locadia erzielt, zwei Treffer vorbereitet.
Ein Tor, drei Assists: Das ist die jüngste Bilanz von Polter
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Polter, bis zur Winterpause in der Startelf gesetzt, wurde jeweils eingewechselt – und überzeugte mit Einsatz und Quote als Joker. Gegen Köln und Stuttgart bereitete er die Ausgleichs-Treffer vor, in Berlin erzielte er selbst das wichtige 1:1, im Pokal gegen Mainz legte er das 3:1 von Löwen auf. Insgesamt kommt der 30-Jährige, der seit seinem Wechsel von Fortuna Sittard zum VfL im Sommer und damit seit dem zweiten Spieltag in jeder Partie zum Einsatz kam, auf sieben Saisontreffer – das ist Bestmarke beim VfL - und zwei Torvorlagen.
Polter, der auf und neben dem Platz selbstbewusst vorangeht, macht kein Geheimnis daraus, dass er (wieder) mehr will. Von Beginn an spielen will.
“Ich bin aus gutem Grund Profi in einem Teamsport geworden und spiele nicht Einzel im Tennis, in dem ich nur für mich selbst verantwortlich bin“, sagt Polter im Gespräch mit dieser Redaktion. „Ich füge mich natürlich, um zu helfen, das Beste für das Team zu erreichen.“
Sebastian Polter: Habe einen Platz in der Startelf verdient
Aber natürlich ist er unzufrieden damit, die Spiele zu Beginn nur von der Bank aus zu verfolgen. „Es ist klar, dass ich in jedem Spiel von Anfang an spielen will. Ich denke, dass ich aufgrund meiner Statistik und meiner Spielweise, mit meiner Robustheit, der Mannschaft helfen kann. Das ist offensichtlich. Ich trainiere hart und denke, dass ich einen Platz in der Startelf auch verdient hätte.“ Bei den nun drei Heimspielen in sechs Tagen gegen Leipzig, Freiburg im Pokal und gegen Fürth setzt Polter auf „maximale Einsatzzeit“.
Klare Worte – und Thomas Reis hört sie durchaus gerne, er weiß um den Ehrgeiz seines Stoßstürmers. „Verdient hätte er es, von Beginn an zu spielen“, sagt der Trainer, ohne damit eine Einsatzgarantie auszusprechen. „Jürgen Locadia hat es auch gut gemacht. Wir sind mit beiden sehr gut aufgestellt. Ich bin froh, dass ich beide immer bringen kann.“ Von Beginn an - oder eben von der Bank. In den drei Spielen jedenfalls werde sicherlich jeder gebraucht.
Das sagt Polter zur Elfmeter-Debatte und Schütze Löwen in Stuttgart
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In Stuttgart holte Polter mit Willen und Cleverness im Zweikampf einen Elfmeter heraus, den Eduard Löwen in der Nachspielzeit verwandelte. Zwei Elfmeter hat auch Polter schon geschossen in dieser Spielzeit: Gegen Dortmund traf er, in Mainz nicht. Bei den Mainzern gab es zuvor Diskussionen, wer denn nun schießen soll. In Stuttgart nicht, obwohl die Rangfolge nicht vorab festgelegt war.
Polter sieht sich grundsätzlich zwar immer bereit, vom Punkt anzutreten. Doch die Elfmeter-Schützen-Frage sei auch unter den Spielern ein großes Thema gewesen, nachdem ja auch schon gegen Hoffenheim nach Diskussionen am Ende Manuel Riemann verschossen hatte. „Wir wollen auf dem Platz nicht mehr untereinander diskutieren“, erklärt Polter. „In Stuttgart hatte ich nach dem Elfmeterpfiff Blickkontakt mit Edu. Ich weiß, dass er ein guter Schütze ist, und er hat viel Überzeugung ausgestrahlt. Da gehe ich nicht hin und versuche, ihm den Ball wegzunehmen. Ich bin froh, dass er verwandelt hat.“
Polter sieht auch gegen Leipzig Chancen
Gegen Leipzig erwartet Polter nun einen starken Gegner, der sich „unter dem neuen Trainer Domenico Tedesco spielerisch noch verbessert hat“, der noch mehr Ballbesitzfußball pflege, immer in Bewegung sei. Eine große Hausnummer für den Aufsteiger, der aber vor den eigenen Fans – 10.000 dürfen dabei sein – auch zu schlagen sei. „Wir haben immer unseren eigenen, klaren Matchplan“, sagt Polter. „Entscheidend wird sein, dass wir unseren Stil durchziehen und wer dann dem Spiel seinen Stempel aufdrücken kann.“
Noch, warnt Polter angesichts der guten Ausgangsposition mit 29 Punkten und Rang elf, habe man das Ziel jedenfalls längst nicht erreicht. „Für uns wäre der Klassenerhalt wie die Meisterschaft für die Bayern, er wäre sogar noch höher zu bewerten“, sagt Polter und mahnt: „29 Punkte werden dafür nicht reichen.“