Wolfsburg. Leihspieler Elvis Rexhbecaj hat sich beim VfL Bochum durchgesetzt. Jetzt geht es gegen den VfL Wolfsburg, seine fußballerische Heimat.
Hinter Elvis Rexhbecaj liegt ein ordentliches Halbjahr im Trikot des VfL Bochum. Der 24-Jährige, der für eine Saison aus Wolfsburg zum Aufsteiger aus dem Ruhrpott ausgeliehen ist, absolvierte jedes der Pflichtspiele in Bundesliga und DFB-Pokal von Beginn an und ist aus dem zentralen Mittelfeld von Cheftrainer Thomas Reis kaum wegzudenken. „Für mich persönlich ist es gut gelaufen“, sagt Rexhbecaj. „Aber auch fürs Team, wir haben gut gepunktet – daran wollen wir nun anknüpfen.“
Elvis Rexhbecaj pflegt die Kontakt in die alte Heimat
Zum Auftakt des Jahres 2022 bekommt es der langjährige Wolfsburger Nachwuchsspieler gleich mit seinen alten Teamkollegen zu tun (Sonntag, 17.30 Uhr, Ruhrstadion). Regelmäßig ist er noch in Kontakt mit Admir Mehmedi, den er als einen seiner wichtigsten Ansprechpartner in seiner Anfangszeit als Fußball-Profi nennt, Josuha Guilavogui, oder auch Ersatztorwart Niklas Klinger, mit dem er schon häufiger Urlaub machte. Auch mit Wolfsburgs Sportdirektor Marcel Schäfer tauscht sich der Deutsche mit kosovarischen Wurzeln immer wieder einmal aus.
Feste Termine, um über seine Leistungen während des Leihgeschäfts zu sprechen, gibt es aber nicht. „Die Verantwortlichen dort haben doch immer viel zu tun. Ich brauche nicht ständig das Feedback von ihnen, das bekomme ich hier. Und mir muss auch nicht andauernd jemand sagen: Super, Elvis“, sagt der Mittelfeldspieler und ergänzt: „Ich ziehe mein Ding durch – egal wo.“
Intensiver Austausch mit VfL-Trainer Reis
Das ist in der Tat so. Im Sommer wechselte er zu den Nordrhein-Westfalen und setzte sich unter dem alten Bekannten Reis sogleich durch. Der Bochumer Coach wurde U19-Trainer in Wolfsburg, als Rexhbecaj die VfL-Jugend in Richtung U23 verließ. Doch weil er in der Nähe des Nachwuchsleistungszentrums wohnte, sah er sich auch immer wieder Spiele der Junioren an, tauschte sich am Rande mit Reis aus. Intensiv wurde der Kontakt aber erst, als der 1,82-Meter-Mann von seiner ersten Leih-Station aus Köln in die VW-Stadt zurückkehrte. „Bochum wollte mich unbedingt, ich habe das Vertrauen gespürt und will hier meine Erstliga-Erfahrung einbringen“, betont der Mann mit der Rückennummer 20.
Doch auch er weiß, dass er leistungsmäßig noch zulegen kann. „Ich will Jahr für Jahr besser werden. Dafür schaue ich auf mich, nicht auf andere Spieler“, so Rexhbecaj, der von Reis stetig Tipps bekommt, wo er noch Nachholbedarf hat. Ein Problemchen hat der Linksfuß selbst ausgemacht: „Ich habe so ein bisschen ein Helfer-Syndrom und verlasse meine Position, wenn irgendwo Lücken entstehen. Das ist etwas, was ich nicht machen soll, weil ich ja dann selbst eine Lücke reiße. Aber auch in diesem Punkt habe ich mich schon verbessert.“
Ein kleiner Makel in seiner Statistik ist außerdem das noch fehlende Erfolgserlebnis. Beim 7:6-Sieg im Pokal traf er gegen Augsburg zwar im Elfmeterschießen. Doch Treffer die dort erzielt werden, werden nicht in der Rangliste aufgeführt. „Da musste ich mir schon ein, zwei Sprüche anhören, weil ich noch kein Tor aus dem Spiel heraus gemacht habe, aber ich verstehe gar nicht, warum“, sagt Rexhbecaj und schmunzelt.
Treffen zweier Mannschaften aus dem unteren Mittelfeld
Sein erstes Saisontor gegen den Klub zu erzielen, bei dem er über den Sommer hinaus unter Vertrag steht, wäre natürlich eine tolle Sache, doch daran verschwendet er keinen Gedanken. Die Vorzeichen sind vor dem Duell aber überraschend, findet auch der zentrale Akteur: „Vor der Saison hätte wohl keiner gedacht, dass beide zu dem Zeitpunkt 20 Punkte haben, Wolfsburg müsste eigentlich höher in der Tabelle stehen.“
Doch stattdessen gibts ein Aufeinandertreffen zweier Teams aus dem unteren Mittelfeld. „Der VfL Wolfsburg ist in einer Negativspirale, aber so schlecht, wie er von vielen Medien dargestellt wird, ist er nicht. Da war auch viel Spielpech dabei – und deswegen sollten wir uns auch nicht blenden lassen. Da ist eine brutale Qualität“, bekräftigt Rexhbecaj, der beim Aufsteiger zu den Führungsspielern gehört. Dass das nur an der unerfahrenen Truppe liegt, will er aber nicht so stehen lassen: „Auch in Köln habe ich viel Verantwortung übernommen, das war aber nicht so sichtbar, weil es dort für mich auch ein Auf und Ab gab. Hier in Bochum bin ich aber noch mehr zum Stammspieler gereift“, analysiert er.
Mit den Bochumern will er weiter Punkte sammeln, um so schnell wie möglich den Klassenerhalt klarzumachen. Der andere VfL, das betont er, ist für ihn derzeit ganz weit weg: „Damit beschäftige ich mich momentan nicht. Bis zum letzten Tag gilt mein voller Fokus meiner Aufgabe hier.“ Und drei Punkte würden auch sein zweites Halbjahr im dunkelblauen Trikot erfolgreich beginnen lassen, bevor er im Sommer möglicherweise wieder das grüne überstreift.