Bochum. Der Kapitän ist eine wichtige Identifikationsfigur des VfL. Sein Vertrag läuft bis 2023. Über die Zeit danach hat es schon Gespräche gegeben.

Um im Gedächtnis der Fans zu bleiben, sind Tore nicht immer entscheidend. Wenn es danach gehen würde, hätte Anthony Losilla wenig Chancen, einmal zu den Legenden des Bundesligisten VfL Bochum zu zählen. Der Kapitän trifft zwar, aber Tore sind nicht seine besondere Stärke. Losilla überzeugt mit seiner Arbeit, etwas, das sehr gut zum Ruhrgebiet passt. Und besonderen Taten.

Nach dem 1:1 in Stuttgart jubelten seine Mitspieler über den glücklichen und wichtigen Punkt gegen den Abstiegskandidaten. Losilla aber schnappte sich Unglücksrabe Konstantinos Mavropanos, der in der Nachspielzeit den Foulelfmeter für den VfL verursacht hatte. „Es ist nie schön, einen Spieler zu sehen, der traurig ist, weil er so einen Fehler gemacht hat. Ich bin zu ihm gegangen und hab ihm gesagt, dass so etwas immer passieren kann und er den Kopf hochhalten soll“, sagt Losilla im Gespräch mit dieser Redaktion. Er kenne das aus einem Spiel gegen Bielefeld. 2019 leitete er in der Nachspielzeit den Ball zum 3:3 ins eigene Tor. „Das war kein schönes Gefühl.“

Anthony Losilla schwärmt vom VfL Bochum und dem Ruhrgebiet

In den acht Jahren beim VfL Bochum hat der Mittelfeldspieler viel erlebt – und sich viel erarbeitet. Die Vertragsverlängerung mit dem 35-jährigen Bundesliga-Debütanten um ein Jahr wurde mit Freude quittiert. Geschäftsführer Ilja Kaenzig nannte im Interview mit der WAZ Losilla einen „Leuchtturm“, der den Spirit des Vereins transportiert.

Ein gutes Team: TrainerThomas  Reis (rechts) klatscht mit Anthony Losilla ab.
Ein gutes Team: TrainerThomas Reis (rechts) klatscht mit Anthony Losilla ab. © AFP | Ina Fassbender

Auf solche Lobeshymnen reagiert der Franzose mit einem bescheidenen Lächeln. „Ich bin schon so lange in Bochum. Das ist eine besondere Geschichte für mich. Ich möchte einfach, dass es so bleibt. Ich kann mich mit den Leuten im Verein und im Ruhrgebiet identifizieren. Das passt einfach zusammen.“

Losilla ist für den VfL Bochum doppelt wichtig. Natürlich sportlich: Und er hat im Bundesliga-Geschäft Strahlkraft. Nur ein Spiel verpasste der Routinier in dieser Saison wegen einer Corona-Infektion. An diesem Sonntag gegen RB Leipzig (15.30 Uhr/DAZN) werden die 10.000 Zuschauer höchstwahrscheinlich „ihren“ Losilla in der Startaufstellung sehen.

VfL Bochum hat ein neues Selbstbewusstsein

Der Kapitän wird die Mannschaft mit neuem Selbstbewusstsein anführen. Seit der historischen 0:7-Pleite gegen den FC Bayern ist viel passiert beim Aufsteiger. Davon zeugt der ebenfalls historische 4:2-Sieg im Rückspiel, aber auch die Einstellung vor dem Duell mit dem sächsischen Europa-League-Teilnehmer. „Wir wissen natürlich, dass da eine sehr starke Mannschaft auf uns zukommt. Aber wir wissen auch, dass wir sehr viel erreichen können in unserem Stadion. Für uns sind das Bonus-Spiele – keiner erwartet, dass wir gewinnen. Mit unserer Leidenschaft, unseren Qualitäten und ein bisschen Glück können wir viel erreichen. Auch Leipzig ist für uns schlagbar.“

Die Mannschaft, in denen bis auf wenige Ausnahmen Bundesliga-Debütanten wie Losilla spielen, ist gereift. „Viele von uns hatten keine Erfahrung in der Bundesliga. Ich muss schon sagen, dass da ein großer Unterschied ist zwischen 2. Liga und Bundesliga. Es ist vollkommen normal, dass das Zeit braucht. Die Klatsche gegen Bayern war wichtig, weil wir daraus lernen konnten“, sagt Losilla. Der Klassenerhalt sei allerdings noch lange nicht erreicht: „Es liegt noch viel Arbeit vor uns.“ Aktuell trennen den VfL sieben Punkte von der Abstiegszone, bis Leipzig sind es aber nur acht.

Beim VfL alt werden? - Anthony Losilla: „Warum nicht“

In wenigen Tagen, am 10. März, wird Anthony Losilla 36 Jahre alt. Die Chancen stehen gut, dass seine erste Bundesliga-Saison nicht seine letzte bleiben wird. Sein Vertrag läuft bis Sommer 2023. Und dann? Losilla könnte sich vorstellen, beim VfL Bochum alt zu werden. „Warum nicht? Ich habe schon mit dem Verein und den Verantwortlichen geredet. Das könnte eine Möglichkeit sein. Meine Kinder haben auch nur in Deutschland gelebt. Aber erstmal will ich weiterspielen und weitergenießen, weil ich weiß, dass meine Karriere sich dem Ende zuneigt.“ Er könnte sich vorstellen, mit jungen Spielern zusammenzuarbeiten. „Das wäre mehr mein Ding“, sagt Losilla und schiebt nach: „Aber es ist alles möglich im Leben.“