Bochum. Am Samstag trifft der ehemalige Kölner Simon Zoller auf seinen Ex-Verein. Beim VfL Bochum blüht der Stürmer aber erst so richtig auf.
Sturm fühlt sich Simon Zoller am wohlsten. Schon zu Osnabrücker Zeiten blühte er vorne an der Spitze der Mannschaft auf. Es war also kein großer, aber ein geschickter Kunstgriff, als ihn Thomas Reis in der Aufstiegssaison nach vorne beorderte. Zoller spielte die beste Saison seines Lebens und schoss den VfL Bochum an der Seite von Robert Zulj in die Fußball-Bundesliga. Und jetzt? Da musste Zoller gegen Mainz 05 für Sebastian Polter Platz machen und auf die Außenbahn rücken. Zoller bleibt gelassen. „Ach“, sagt er vor dem Auswärtsspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim 1. FC Köln, „die Positionsfrage begleitet mich schon meine ganze Karriere.“ Links, rechts, oder in der Mitte – Zoller presst und schießt von überall.
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Links, rechts, Mitte – auf dem Platz ist Simon Zoller variabel, daneben vertritt er eindeutige Positionen. Der 30-Jährige gehört zu Jenen, über die gesagt wird, dass sie über den Tellerrand hinausblicken. Während der Corona-Krise initiierte er ein Projekt für Amateurklubs (#spendedeinetrikotnummer), er unterstützt Vivaconaqua, das Wasserprojekten weltweit hilft, und zeigt klare Kante gegen Rassismus. Zuletzt verschickte er eine Palette Toilettenpapier in den vom Hochwasser besonders betroffenen Rhein-Erft-Kreis. Das Papier hatte er schon vorher erworben. Der Aufdruck: Rassismus ist für den Arsch.
Die Hochwasserkatastrophe in der Nachbarschaft seiner Wahlheimat Köln habe ihm noch mal die Dinge vor Augen geführt, sagt er. Zoller sieht hin, Zoller will verändern. Auch als Fußballspieler.
„Ich glaube, dass es vielen Vereinen schlecht geht. Wenn das so weitergeht, bleiben viele auf der Strecke“, meint er. Auf Nachfrage, was er als Erstes anpacken würde, wenn er eine Woche Präsident des Deutschen Fußball-Bundes wäre, sagt er: „Ich würde mich mehr für den Amateurfußball einsetzen.“ Er habe bei seinem Projekt gesehen, wie viel ehrenamtliche Arbeit dort hineinfließt. „Der Amateurfußball ist die Basis für all das, was wir erleben dürfen. Er kommt viel zu kurz.“
Wegen solcher Aussagen genießt der frühere Kölner, der in 71 Pflichtspielen für Bochum auf 43 Torbeteiligungen (darunter 25 Treffer) kam, ein hohes Ansehen bei den Fans, aber auch im Klub. Die Verlängerung seines Vertrags am Freitag war daher eine nahe liegende Entscheidung. Zollers neues Arbeitspapier ist nun bis 2024 gültig, das alte wäre im kommenden Sommer ausgelaufen. „Simon Zoller hat seinen Wert für die Mannschaft immer wieder unter Beweis gestellt“, sagt Sebastian Schindzielorz, Geschäftsführer Sport beim VfL, „er ist ein Typ, der mit seinem sozialen Engagement die Werte des VfL transportiert.“
Simon Zoller: Einer, der sich Gedanken macht
Der Gelobte hat bisher stets betont, das „Projekt Bochum“ weiter vorantreiben zu wollen, unabhängig von der Liga. Die Vertragsverlängerung mache ihn also „glücklich und stolz“, sagt Zoller, „gleichzeitig aber spüre ich auch Verantwortung, weiter voranzugehen, Leistung zu bringen, um weiter Teil dieser wunderbaren Reise zu sein.“
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Zoller ist jemand, der sich Gedanken macht. Er gibt unumwunden zu, dass der Profifußball eine Sonderrolle einnimmt. Auf den Transfer von Lionel Messi nach Paris angesprochen, sagt er: „Wir verdienen auch nicht schlecht.“ Ein Satz, der die Situation, in der sich Zoller befindet, treffend erfasst. Er ist ein Teil des Business, auch wenn er sich seine heutige Stellung erarbeitet hat.
VfL Bochum: Klassenerhalt oder nix
In Köln lernte er die Höhen und die Tiefen kennen. Er schoss Tore in der Bundesliga, genoss in der Europa League internationales Flair; er stieg jedoch auch mit dem FC ab in die Zweite Liga. Im Januar 2019 verließ er den FC, um in Bochum etwas Neues zu schaffen. Der Kontakt riss nicht ab. Von den aktuellen Spielern kennt er etwa noch Jonas Hector gut. Was sich nun in Köln entwickelt unter Trainer Steffen Baumgart beeindruckt ihn: „Er passt gut zu den Kölnern. Da ist eine Aufbruchstimmung zu spüren.“ In Köln sei es wie in Bochum: „Bei beiden Vereinen geht es schnell in die eine oder andere Richtung. Grundsätzlich sind sich die Vereine relativ ähnlich. Der Fußball steht bei den Fans an erster Stelle. Wenn es ihm gut geht, geht es auch der Stadt gut.“
Für Bochum soll es erstmal nicht in die eine oder andere Richtung gehen. „Es geht von Anfang bis Mitte nur um den Klassenerhalt.“ Zoller wird seine Position halten, bis zum Schluss.